Politik | Neuwahlen in Waidbruck

Waidbruck: Die heiligen Kühe, die Bruno Vespa verschwieg

Neuwahlen in der 200-Seelen Gemeinde Waidbruck. Acht Gemeinderäte haben aus Protest gegen das „undemokratische Verhalten“ von Bürgermeister Oswald Rabanser ihr Amt zurückgelegt. Der sieht den wahren Grund im Streit um ein siebtes Feuerwehrauto.

Waidbruck, das war das Südtiroler Dorf, das in der umstrittenen Porta-a-Porta-Ausgabe zu den Sonderautonomien als Symbol für Verschwendung vorgezeigt wurde. Eine fünfköpfige Regierung für 192 Einwohner, bei der allein der Bürgermeister 2000 Euro verdient, eine Gemeindestruktur mit jährlichen Ausgaben von fast einer Million Euro: Das sind einige der Daten, die Bruno Vespa den RAI-SeherInnen in seiner Sendung als Beispiel dafür brachte, wie hierzulande die Gelder mit vollen Händen ausgegeben werden, die im restlichen Land fehlen. Was sein Journalist allerdings verschwieg: Die 200-Seelen-Gemeinde hat darüber hinaus sechs Feuerwehrautos – und hat nun offenbar im Streit um den Aufkauf eines siebten ihre Regierung verloren.

Das ist allerdings nicht die offizielle Begründung, die acht von insgesamt 15 GemeinderätInnen, darunter Vize-Bürgermeister Norbert Merler, am Montag Nachmittag für ihren Rücktritt vorlegten. Im Schreiben an die Waidbrucker Bevölkerung werden vielmehr massive Vorwürfe gegen Bürgermeister Oswald Rabanser erhoben: undemokratisches Verhalten, ständige Alleingänge, Ignorieren von Mehrheitsentscheidungen, Übergehen der Zuständigkeiten von Gemeindereferenten bis hin zur Irreführung der Bevölkerung.

Tatsache ist allerdings auch, dass alle acht Gemeinderäte Feuerwehrmitglieder sind – und in der Eisacktaler Gemeinde seit langem ein Streit um den Ankauf eines neuen Feuerwehrautos ausgetragen wird. „Ich war nur bereit, einen entsprechenden Beitrag zu geben, wenn dafür eines der sechs Feuerwehrautos eingetauscht wird“, erklärt Noch-Bürgermeister Rabanser. Das wiederum sei der örtlichen Feuerwehr gegen den Strich gegangen. Als Auslöser für die gestrige Revolte sieht Oswald Rabanser eine angekündigte Aussprache mit dem Landesverband der Feuerwehren. Ein Treffen, bei dem er noch einmal schwarz auf weiß von den Verantwortlichen auf Landesebene hören wollte, welche Rechte und Pflichten zwischen Gemeinde und Feuerwehr bestünden. „Doch eine halbe Stunde nachdem ich diese Aussprache für die kommende Woche angekündigt hatte, traten die Feuerwehrmänner im Gemeinderat zurück“, sagt Rabanser.

Dass sein Vize und Amtsvorgänger Norbert Merler auch über diesen Streit hinaus an seinem Stuhl gesägt hatte, wie nun medial kolportiert wird, will er nicht bestreiten. „Man hat mir zumindest immer wieder vorgeworfen, dass es die Feuerwehr ist, der ich mein Amt zu verdanken habe“, sagt er. „Und wahrscheinlich haben sich dann bestimmte Personen erwartet, dass sie bestimmen können, was ich zu tun habe.“ Die Folge der Geschichte sind in jedem Fall Neuwahlen, die voraussichtlich im Frühjahr stattfinden; bis dahin soll ein kommissarischer Verwalter eingesetzt werden. Und das alles wegen eines siebten Einsatzwagens für die Feuerwehr? „Nun, das sind halt bei uns die heiligen Kühe“, meint Rabanser. Wenn das nur Bruno Vespa nicht erfährt.