Politik | Landtagswahlen 2013

Erste Entzauberung von Kompatscher

Die Landtagswahlen 2013 kommen in Fahrt. In einem Konflikt mit dem Freiheitlichen bekommt nun auch SVP-Spitzenkandidat Arno Kompatscher erstmals richtig Fett ab. Und die beiden neuen Bündnispartner Thomas Egger und Andreas Pöder spielen Schiedsrichter.
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Foto: edition raetia

Auf Arno Kompatschers  Facebook-Seite war vom Schlagabtausch mit den Freiheitlichen keine Spur. „Kurz durchatmen und entspannen gibt Kraft und Energie. Jetzt freue ich auf ein politisches Stammtischgespräch mit vielen Pustertalern“, postete Arno Kompatscher am Dienstag Abend mit gewohnt spitzbübisch-sympathischem Lächeln vom Kofel oberhalb vom Pfalzen. Grund zum Durchatmen hatte der SVP-Spitzenkandidat gestern tatsächlich. Zielte die Kritik der Oppositionsparteien am System Südtirol noch bis Ende vergangener Woche voll und ganz auf Landespapa Luis Durnwalder, stand das frische Gesicht der SVP gestern erstmals plötzlich selbst als „Marionette des System“ am Pranger. So zumindest bezeichnet ihn der Freiheitliche Pius Leitner im Interview mit dem OnlineTV der neuen Südtiroler Tageszeitung. Ob SEL-Skandal, Treuhandsumpf oder Einwanderung: Kompatscher weiche geschickt allen Themen aus, die die Leute wirklich betreffen, erklärt der Freiheitliche Landtagsabgeordnete dort. „Er hat kein Konzept, er ist der Systemerhalter schlechthin.“

Die Steilvorlage für diese Entzauberung gab Kompatscher selbst. Denn in einem Interview in der Print-Ausgabe der Tageszeitung konnte die Freiheitlichen am Dienstag Morgen lesen, warum der SVP-Spitzenkandidat sie kategorisch als Koalitionspartner ausschließe: „Weil sie das Schicksal Südtirols aufs Spiel setzen, indem sie einen Freistaat propagieren, ohne zu erklären, was dieser genau sein solle. Die Freiheitlichen getrauen sich nicht die Wahrheit zu sagen, weil sie ansonsten auffliegen würden“, so Kompatscher.

Während er am Vormittag bei einer Pressekonferenz im Bozner Palais Toggenburg den Gegenentwurf der SVP in Sachen Selbstbestimmung erläuterte, verschickte Freiheitlichen-Chefin Ulli Mair ein erzürntes Mail. Ihr wichtigsten Antworten auf Kompatschers Korb? Wer Südtirol demnächst regieren wird, würden die Wähler und nicht die Strategen in der Brennerstraße bestimmen. Kompatschers Aussage sei vor Monaten bereits identisch von SVP-Stratege Karl Zeller vorgebracht worden, der wohl sein Einflüsterer sei. Und: Kompatscher hätte wohl vor allem ein Problem damit, dass die Freiheitlichen als Regierungspartner das „System Südtirol“ mit all seinen Machenschaften und Hintermännern schonungslos aufdecken würden, während er selbst zu all diesen Themen hartnäckig schweige.

Wenn sich zwei streiten, profiliert sich der Dritte – und der Vierte. Und so schalteten sich am Nachmittag auch die beiden neuen Bündnispartner Thomas Egger und Andreas Pöder in den schwarz-blauen Konflikt ein. „Die SVP und die Freiheitlichen verhalten sich wie erstarrte Altparteien, die in ihren jeweiligen Schützengräben verharrend aufeinander einschlagen“, rügte Ex-Freiheitlicher Egger beide Streithähne für einen "wenig sachbezogenen Wahlkampf". Den Bürgern sei nicht geholfen, wenn Kompatscher beschimpft oder das ohnehin wenig konkrete Freistaat-Konzept der Freiheitlichen lächerlich gemacht werde. Statt dessen gelte es nun einen Wettkampf der Ideen zu entwickeln, um deren konkrete Probleme zu lösen. Doch, wie Andreas Pöder ergänzte: „Die SVP-Strategen wissen natürlich, dass für sie ein volkstumpolitischer Streit mit der rechten Opposition weniger gefährlich ist als ein Streit mit der sozialen Mitte um familien- und sozialpolitische Inhalte.“ Der nächste Pfeil ist geworfen. Und es wird nicht der letzte sein.