Wirtschaft | Arbeitsmarkt

Generationenvertrag: Alles nur ein Bluff?

Er ist eine der griffigsten Antworten auf die steigende Arbeitslosigkeit im Land. Am kommenden Dienstag wird der Generationenvertrag unterzeichnet. Doch funktioniert er tatsächlich?

Der Generationenvertrag hat eine geradezu wunderbare Symbolik: Ältere Menschen ermöglichen der Jugend eine Chance auf einen Arbeitsplatz – und erhalten selbst die Möglichkeit, dank Altersteilzeit bei vollen Rentenbeiträgen sanft aus dem Arbeitsleben auszusteigen. Eine Innovation für Südtirols Arbeitsmarkt, die am kommenden Dienstag öffentlichkeitswirksam von Land und Gewerkschaft unterzeichnet wird. Mit dabei gleich zwei Landesräte, nämlich Roberto Bizzo für den Bereich Arbeit und Thomas Widmann als Personalverantwortlicher, die zum Ausklang ihrer Amtszeit die Maßnahme des Mehrjahresplans für Beschäftigung zweifelsohne entsprechend promoten werden.

Wie effizient damit tatsächlich den beiden Herausforderungen Jugendarbeitslosigkeit und Altersgerechtem Arbeiten begegnet werden kann, darüber gibt es aber bereits im Vorfeld Zweifel. Beispielsweise von niemand Geringerem als der Generalsekretärin des SGB/Cisl Tila Mair. „Der Generationenvertrag hat meine volle Sympathie“, erklärte sie am Mittwoch Abend auf einer Tagung zum Thema Arbeit, „doch in der Umsetzung wird es wahnsinnig schwierig.“ Warum, das demonstrierte die Gewerkschafterin anhand konkreter Zahlen. Laut den Berechnungen gäbe es im öffentlichen Dienst rund 3000 Personen, die drei Jahre vor ihrem Rentenantritt stehen. Wenn alle ihre Arbeitszeit um 25 Prozent reduzieren, könnten theoretisch knapp 300 Jugendliche in den öffentlichen Dienst eintreten, ohne dass der öffentlichen Hand dadurch zusätzliche Kosten entstehen.

Doch praktisch ist laut Mair auch zu bedenken, dass öffentliche Stellen einerseits über Wettbewerbe vergeben werden und es darüber hinaus Stellenpläne gebe. „Das heißt, selbst wenn vier Leute auf 25 Prozent verzichten, heißt das keineswegs, dass eine Person gefunden wird, die sie zu 100 Prozent ersetzen kann“, so Mair. Darüber hinaus werde auch vergessen, dass die öffentliche Hand der größte Arbeitgeber des Landes mit prekären Arbeitsverträgen sei. „Das heißt, wir haben hier Menschen, die teils seit bis zu 15 Jahren mit befristeten Verträgen arbeiten, und plötzlich öffnet man eine Sonderschiene, auf der junge Leute sofort eine Anstellung erhalten“.

Einen weiteren Zweifel brachte Unternehmerverbandsdirektor Josef Negri nicht zuletzt aufgrund von Erfahrungen ein, die in der Lombardei im privaten Sektor mit dem Generationenpakt gemacht wurden. „Das Problem ist, dass die Bereitschaft älterer Arbeitnehmer in Teilzeit zu gehen, sehr gering ist“, meinte er. Also viel Lärm um nichts oder ein reiner Wahlkampfgag von Landesrat Roberto Bizzo, wie so manche böse Zungen behaupten? Zumindest Tila Mair sieht dies bei weitem nicht so negativ. „Ich bin sehr froh, dass jemand nun einmal diesen Weg aufgezeigt hat“, sagte sie. Denn klar ist, dass Einstieg und Ausstieg aus dem Arbeitsmarkt neu gestaltet werden müssen. Auch wenn man sich nach der feierlichen Unterzeichnung am Dienstag ziemlich sicher noch ein paar Mal an einen gemeinsamen Tisch setzen muss.