Wirtschaft | Forderung des Bauernbundes

Neuer Wind in alte Kubatur

Täglich wird in Südtirol die Fläche eins Fussbaldfeldes verbaut. Während die Diskussion im Landtag zur Urbanistikreform anhält, fordert Leo Tiefenthaler vom Bauernbund rasches politisches Handeln.
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Foto: Gemeinde Meran

Es rumort in der Urbanistik. Die gestern im Südtiroler Landtag anberaumte Generaldebatte zum Landesgesetzentwurf Nr. 167/13 zieht sich und stimmt die Opposition mehr als unzufrieden. Von einem „monströsen Gesetz und chaotischem Flächenverbrauch“ sprach Riccardo dello Sbarba, Thomas Egger stimmte in die selbe Kerbe „die über 200 Änderungsanträge habe man erst am Vormittag erhalten, die Stellungnahmen der Gemeinden seien auch erst eingetroffen. Ein Grund für Roland Tinkhauser von den Freiheitlichen den Entwurf wieder an den Gesetzgebungsausschuss zu schicken, er müsse eindeutig schlanker werden." „Klarheit“ fehlte auch Sven Knoll.

Fette Baujahre
Während im Landtag auch heute fleißig debattiert wird, legt der Südtiroler Bauernbund eine Studie vor und fordert ein Umdenken bei der Flächennutzung in Südtirol. Den Politikern sind die darin aufgelisteten Punkte hinlänglich bekannt. Bauernbund-Landesobmann Leo Tiefenthaler begnügt sich nicht, nur die Politiker anzusprechen, „wir wollen die Daten einer Allgemeinheit zukommen lassen“. Bekannte Zahlen, wie etwa jene, die besagen, dass in Südtirol täglich die Fläche eines Fußballfeldes verbaut wird, lassen immer wieder neu aufhorchen. „Letztes Jahr schon haben wir diese Zahl veröffentlicht. Wir haben lange überlegt, wie wir es am besten darstellen können. Von Quadratmetern oder Hektar zu sprechen ist oft schwierig, die Fläche eines Fußballfeldes kann sich jeder vorstellen.“

Südtirol muss innehalten
Mit der nun veröffentlichten Studie werden Zahlen zur Bautätigkeit, zum Flächenverbrauch und zu den verfügbaren Flächenressourcen in Südtirol dargelegt. Denn, so Tiefenthaler, bisher gab es keine verlässlichen Daten zur Flächennutzung im Land. „Mittlerweile ist fast die Hälfte der Fläche verbaut“, erklärt der Bauernbundobmann „das kann so nicht weitergehen, wir müssen umdenken und alle zusammen etwas bewegen.“ In erster Linie richtet Tiefenthaler seine Forderungen an die Politik, die Förderungen müssten beispielsweise umgestellt werden, damit ungenutzte Kubatur neu belebt wird.“

Betonstop
„Alte, brach liegende Häuser kennt jeder in seiner Umgebung, wir müssen beginnen umzudenken. Die Politik, aber auch die Handwerker, die Touristiker und die Bauern. Jeder einzelne“, fordert Tiefenthaler und legt eine weitere erschreckende Zahl vor: Allein in Bozen Süd stehen 144 Hallen leer, bezuschusste verbaute Kubatur, die bislang wirtschaftlich absolut nichts gebracht hat – außer viel Steuergelder. Über fünf Millionen Kubikmeter Bauvolumen wurde in den letzten fünfzehn Jahren jährlich genehmigt. Betonieren ging über nachdenken, bauen im Grünen war günstiger als ein altes Gebäude zu sanieren. Die Folge: das Volumen der Nicht-Wohngebäude, wie öffentliche Einrichtungen, Verkehrsinfrastrukturen und großzügige Gewerbgebiete hat die Kubatur für Wohngebäude deutlich überholt. Tiefenthaler wünscht sich einen nachhaltigeren Umgang mit der Ressource Boden „wir können nicht mehr nur für den aktuellen Bedarf bauen, ich glaube das hat mittlerweile auch die hohe Politik verstanden, dass sie was machen müssen.“