Politik | Flughafen

Mussners 300 Meter

Die Proteste gegen den Bozner Flughafen brechen nicht ab. Von einer Schließung will man beim Land aber weiterhin nichts wissen und beharrt auf die Landebahnverlängerung.

60 stornierte Flüge im ersten Halbjahr 2013, weit über hundert im laufenden Jahr. 1,5 Millionen Euro jährlich für die Darwin Airline, weit über 100 Millionen Steuergelder – 5,8 jedes Jahr – für Flughafen und Betreiber. Und das alles bei 50.000 Fluggästen. Angesichts tiefroter Zahlen, dem vorzeitigen Ausstieg der Darwin, dem vom Verwaltungsgericht angenommenen Rekurs der Gemeinde Leifers und Umweltschützern gegen die Verlängerung der Flugbahn sowie Sparmaßnahmen bei Sanität und Bildung stellt sich für die Grünen die Frage: Wie lange können wir das noch verantworten?

Im September hatte Landeshauptmann Arno Kompatscher angekündigt, ein komplett überarbeitetes Konzept für den wirtschaftlich maroden Flughafen ausarbeiten zu wollen. Er erwarte sich zwar nicht, dass der Flughafen kostendeckend funktionieren werde, doch gehe man davon aus, dass "die öffentlichen Zuschüsse spürbar verringert werden können", so Kompatscher damals. Von der wiederholten Forderung der Grünen, den Flughafen zu schließen, will auch Mobilitätslandesrat Florian Mussner nichts wissen: "Non solo non si chiude, perché sarebbe assurdo, ma stiamo lavorando per rilanciare la struttura", so der Landesrat wörtlich.

Das Land hatte versprochen, keinen Rekurs gegen das Urteil des Bozner Verwaltungsgerichts einlegen zu wollen, welches die Pläne der Landesregierung, die Landebahnen zu verlängern, annulliert hatte. Doch ist es nun die Flughafenbetreibergesellschaft ABD – bekanntlich eine Inhouse-Gesellschaft des Landes –  die die Entscheidung vor dem Staatsrat anfechten will. Ein baldiges Ende der Kontroverse ist nicht absehbar, auch weil die Grünen im Landtag nun wissen wollen, inwieweit die Landesregierung hinter dem Rekurs der ABD steht und wozu es überhaupt ein komplett neues Konzept braucht, wenn doch die alten Pläne immer noch im Raum stehen. Denn diese sind noch lange nicht vom Tisch, wie Landesrat Mussner im Gespräch mit der Tageszeitung Alto Adige durchblicken lässt. Um 300 Meter sollte die Landebahn ursprünglich verlängert werden, mit weniger will man sich auch in Zukunft nicht zufrieden geben. "Troveremo il modo per ampliare di 300 metri la pista dell'aereoporto", zeigt sich Mussner kampfeslustig. Darüber hinaus seien in dem neuen Konzept für den Flughafen Ausgleichszahlungen für die Gemeinde Leifers vorgesehen. "Troveremo il modo" - welcher "modo" dieser auch immer sein wird, der Proteste dagegen kann sich Mussner auch weiterhin gewiss sein.

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Mon Mon Sa., 27.12.2014 - 12:27

herr Kompatscher, Sie haben "persönlich" auf einer SVP-Wahlkampfveranstaltung in Blumau versprochen daß die Zukunft des Flughafens von einem ausgearbeiteten positiven Businesskonzept abhängt, ansonsten kann wird eine negative Antwort die Folge sein.
Kein Konzept wird vorgelegt und weiters wird der Flughafen auf biegen und brechen betrieben, anstatt die Alternativen in Betracht zu ziehen! (mit diesen Geld könnte man KOSTENLOSE Busshuttles zu den Flughäfen Verona, Innsbruck und München finanzieren!!! ... was wäre das für eine Werbung!!)

.... nun kann ich sie (traurig/enttäuscht) als Lügner bezeichnen! :-/

Sa., 27.12.2014 - 12:27 Permalink
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Martin B. So., 28.12.2014 - 15:04

Antwort auf von Mon Mon

Fehlendes Konzept bzw. fehlende Konsequenzen aus dem maroden Standort sind wirklich sehr enttäuschend und wenn dies noch mehr als 6 Monate so weitergeht, wird der LH nicht schadlos davonkommen. Bezüglich der "Umfinanzierung" zu Shuttles/Zügen habe ich auch schon anderswo kommentiert: wäre eine viel bessere Alternative und die könnten bei dem Budget ja direkt luxeriös ausgestattet werden...

So., 28.12.2014 - 15:04 Permalink