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Bozner Unternehmerschaft tritt gegen Benko an

Der erste Gegenentwurf zum Benko-Projekt steht: Mit einem Erlebniskaufhaus und einem Kongresszentrum wollen heimische Unternehmer das Busbahnhofsareal aufwerten – und vor Großinvestor René Benko retten.

Stefan Pan, Georg und Elisabeth Oberrauch und Luciano Giovanelli: Das sind die Namen, die bislang offiziell hinter der Alternative zu René Benkos Kaufhausprojekt am Bozner Busbahnhof stehen. Ein Erlebniskaufhaus mit 20.000 Quadratmetern Handelsfläche, ein Kongresszentrum mit 5000 Quadratmetern sowie rund 6000 Quadratmeter Büros und Wohnfläche und 700 Parkplätze, die dem zentralen Stadtviertel innerhalb 2017 ein vollkommen neues Gesicht verleihen sollen. Das sind jedoch nur die nackten Zahlen, die am Donnerstag Vormittag im Bozner Hotel Laurin präsentiert wurden. Weit stärker im Vordergrund stand die Motivation der Gruppe von derzeit rund zehn großen Unternehmern aus Bozen und Umgebung, die vorerst vom Industriellen Pan (hier explizit nicht in seiner Rolle als Unternehmerverbandspräsident) sowie den bekannten Kaufleuten der Landeshauptstadt vertreten werden. Auf den Punkt gebracht: eine Aufwertung der Stadt und ihrer Produkte – durch ein stärkeres Ausschöpfen des vorhandenen, aber vielfach brachliegenden Potentials.

Dies soll beim neuralgischen Punkt um den Bozner Busbahnhof selbst beginnen. Auch wenn das Projekt noch nicht fertig ausgearbeitet ist, ist bereits klar, dass bewusst mit der umliegenden „paradiesischen“ Umgebung gespielt wird.  So zum Beispiel mit einem Eventsaal und einer großzügigen Dachterrasse des Kongresszentrums mit fantastischem Rosengartenblick, die künftig auch zur Talstation einer Virgl-Bahn ausgebaut werden könnte. Bestehen bleiben soll auch der heutige Bahnhofspark, der in Anlehnung an ein großes Vorbild  aufgewertet werden soll: den New Yorker Central Park, der laut Elisabeth Oberrauch auch einmal ein schäbiger Park war.  

Erlebniswelten für Südtiroler Produkte

Im Kaufhaus selbst, das mit rund 20.000 Quadratmetern kleiner als die von Benko geplanten 35.000 Quadratmeter Handelsfläche ausfallen würde, sollten in einem Branchenmix aus internationalen und heimischen Produkten ebenfalls die Stärken des Landes in den Vordergrund gerückt werden. Geplant sind dafür Erlebniswelten, mit denen das Potential typischer Südtiroler Produkte noch weit besser vermarktet werden als bislang.  Wie konkret das für einzelne Produkte geschehen kann, soll nun mit einem Ideenwettbewerb ausgearbeitet werden. Als Beispiel nannte Georg Oberrauch die mehr als 2000 Südtiroler Weine, die in einer solchen Erlebniswelt entsprechend präsentiert und verkostet werden könnten.

Der bereits bestehende Busbahnhof würde auf dem Areal bestehen bleiben. Als Möglichkeit wäre auch eine Verbindung zum bestehenden Bahnhofsareal gedacht, dessen Zusammenspiel mit dem Projekt bei der Präsentation für einige Diskussion sorgte. Zumindest  die Projektbetreiber selbst und Bürgermeister Luigi Spagnolli relativierten Befürchtungen, dass sich bei einer Realisierung des Erlebnishauses keine Investoren mehr für das Bahnhofsareal finden würden.

Klar ist, dass nun einmal Investoren für die in Kürze zu gründende Erlebnishaus GmbH gesucht werden. Laut Oberrauch hätten bereits zahlreiche weitere Unternehmer ihr Interesse bekundet. Obwohl das Kapital für das Projekt von Unternehmern garantiert werden soll, steht es aber auch allen BürgerInnen offen, die sich mit einer  Mindestquote von 10.000 Euro daran beteiligen können. Wie viel Rendite dabei herausschauen könnte, war allerdings kein Thema. Denn sowohl Pan als auch Oberrauch brachten – teils nicht ohne Pathos – zum Ausdruck, dass es weniger um unternehmerische Interessen als vielmehr um die Verwirklichung von Ideen und Visionen geht, dank derer die Wertschöpfung für das ganze Land gesteigert und Arbeitsplätze geschaffen werden sollen.

Spagnolli: Die Besten werden gewinnen

Zumindest der anwesende Bürgermeister nahm solche Äußerungen als Beleg, dass die als Benko-Gesetz kritisierten Neuerungen in Südtirols Raumordnung doch nicht auf eine Person zugeschnitten sind, sondern vielmehr zu einem Wettbewerb der Ideen um das zentrale Areal führen würden. Wie auch bei der Präsentation des Benko-Projektes zeigte sich Luigi Spagnolli überzeugt, dass noch weitere Projekte folge könnten. Welches letztendlich am besten für die Stadt sei, würde dann die Gemeinde bestimmen die „die Zügel fest in der Hand haltet“. Ein Motto, dass auch die Bozner Unternehmer teilen. Denn, wie Stefan Pan meinte: „Uns sind Benkos nur willkommen, wenn sie uns helfen, die Menschen vor Ort wachzurütteln und die beste Ideen zusammenzutragen.“