Gesellschaft | Frauenpolitik

Margesins Erbe: "So bringen wir Frauen nicht weiter"

Angelika Margesin wirft das Handtuch. Nach ihrer Wahlniederlage übergibt sie den Vorsitz der SVP-Frauenbewegung interimsmäßig an Renate Gebhard. Ihr Resümee: Eine Frauenbewegung in dieser Form bringt Südtirols Frauen nicht weiter.

Christoph Gufler bleibt, Angelika Margesin geht. Unterschiedliche Konsequenzen für die zwei prominenten Wahlverlierer an der Spitze einer SVP-Organisation. „Jeder muss hier für sich seine eigenen Entscheidungen treffen“, meint die bisherige Frauenchefin nach der SVP-Frauenleitung heute Mittag, „doch für mich macht es keinen Sinn, wenn eine Abgewählte weiterhin an der Spitze der SVP-Frauenbewegung steht.“ Denn wer mit 3592 Vorzugsstimmen abgewatscht worden sei, könne nun nicht mit voller Kraft für Frauen Position ergreifen und auch dafür kämpfen, dass sie in der kommenden Landesregierung entsprechend berücksichtigt werden. Diese Aufgabe übernimmt nun zumindest interimsmäßig Margesins bisherige Stellvertreterin, die Kammerabgeordnete Renate Gebhard. Im Frühjahr soll es dann zu Neuwahlen bei den SVP-Frauen kommen.

Wird frauenpolitisches Engagement also einfach nicht anerkannt von Südtirols Frauen, wie bereits die scheidende Landtagsabgeordnete Julia Unterberger bei den Wahlen 2008 zu spüren bekommen hat? „Ich nehme zur Kenntnis, dass das Frauennetzwerk nicht gut funktioniert hat“, antwortet Margesin. Frauen seien unberechenbare Wählerinnen – und hätten einmal mehr zu wenig Frauen gewählt. „Vor zehn Jahren haben wir sechs Frauen in den Landtag gebracht, diesmal sind sind es fünf – das heißt, die Frauenbewegung ist um keinen Schritt weitergekommen“, lautet die nüchterne Bilanz von Angelika Margesin. Das Vermächtnis an ihre Nachfolgerinnen. „Es wird zu überlegen sein, ob die SVP-Frauenbewegung in der Form mit ihren frauenpolitischen Anliegen weiterkommt.“

Die Antwort der scheidenden Frauenchefin heißt in jedem Fall Nein. Denn auch bei den Frauen kommen in der Sammelpartei alle ideologischen Richtungen zusammen – von Quotenkämpferinnen bis hin zu Kita-Gegnerinnen. „Solange eine Vorsitzende damit beschäftigt ist, einen Konsens unter all diesen Richtungen zu finden, ist es extrem schwierig, tatsächlich etwas weiterzubringen“, meint sie. Sprich: Um mehr Schlagkraft zu erlangen, sollten nur jene Frauen zusammenarbeiten, die auch davon überzeugt sind, dass Frauen weiter kommen sollen und dafür ein "bissl ins Extremere gehen", so Angelika Margesin.  Inwiefern sich ihre Nachfolgerinnen  diese Analyse für die Zukunft zu Herzen nehmen, wird spannend zu beobachten sein. Aktuell ist in jedem Fall eine weitere Frau auf der Strecke geblieben.

 

 

Bild
Profil für Benutzer Riccardo Dello Sbarba
Riccardo Dello… Mi., 30.10.2013 - 16:23

Rispetto la coerenza di Angelika Margesin e sono solidale con lei, ma vorrei fare presente che nel consiglio provinciale appena eletto siederanno 10 donne, mentre in quello passato ce n'erano 9. E questo nonostante le donne elette dalla SVP siano passate da 6 a 5.
Inoltre grazie alla nuova legge la giunta provinciale dovrà avere 3 donne, mentre nella vecchia ce n'era una sola. Dunque quando si dice "Eine Frauenbewegung in der Form bringt Südtirols Frauen nicht weiter", proporrei una correzione: "Eine SVP-Frauenbewegung in der Form bringt Südtirols Frauen nicht weiter".

Mi., 30.10.2013 - 16:23 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Sepp.Bacher
Sepp.Bacher Mi., 30.10.2013 - 17:57

Bei den SVP-Frauen passt das Wort Bewegung wirklich nicht. Es ist offensichtlich: es geht nur um Quote - Posten und Karriere. Wird dies nicht erreicht, wird alles hin geschmissen.
Die SVP hat sich schwer getan, die Quote, 30% der Kandidat/inn/en müssen Frauen sein, zu erfüllten. Auch bei den Gewählten haben sie die Quote knapp nicht erreicht, obwohl sie dafür viel Medienaufmerksamkeit hatten. Außerdem hat die SVP als einzige Partei einen getrennten auf die Quote abzielenden Frauen-Wahlkampf gemacht haben.
Anders jene Parteien, die keine oder eine andere Quote hatten: bei den Grünen, den Freiheitlichen und der Südt. Freiheit wurde die Quote von 1/3 Frauen genau erreicht.
Resümee: Je mehr die Quote im Mittelpunkt steht und für sie geworben wird, umso unwahrscheinlicher wird sie erreicht.

Mi., 30.10.2013 - 17:57 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Oskar Egger
Oskar Egger Do., 31.10.2013 - 15:26

Wieso? Marie hatte auf Anhieb, unbekannt und fremd, viele Stimmen. Waltraud Deeg ist auch durch mütterliche Tradition erfolgreich (auch was Neues) ihre Kompetenz und Natürlichkeit, usw. Ich sehe keine Schlappe für die Frauen, sondern ein Sich-Herauskristalliesieren welche Art Frau die Wählerherzen erreicht. Es ist unfair und wir erleben es zum zweiten Mal, den Wählerinnen Unmündigkeit zuzuschreiben. Sicher, wir leben nicht in Skandinavien und es gibt noch keine große Frauentradition, aber der Trend ist gut, finde ich und Frauen sollten lernen, wie ihre männlichen Kollegen, mit dem Scheitern umzugehen ohne gleich zu schmollen. Da kann man sogar Old Berlusca was abschauen!

Do., 31.10.2013 - 15:26 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Oskar Egger
Oskar Egger Do., 31.10.2013 - 16:05

Antwort auf von Oskar Egger

Außerdem ist es doch nur normal, wenn Menschen unterschiedlichster Ansichten sind, gerade das ist ja die Kunst der Politik und Diplomatie, mit dem umzugehen. Ich meine, Frauen nehmen alles noch viel zu persönlich und reagieren deshalb oft unangemessen oder fühlen sich nicht Herrin der Lage. Man braucht sich doch, als VerliererIn, nicht rechfertigen. Eine selbstkritische Bestandaufnahme tut allerdings jedem gut (daran scheiterts oft bei den Herren): diesmal ging es darum, Zeichen zu setzen, die waren fast noch zu sanft und ich glaube, jeder weiß, woran es liegt. Politik von Frauen ist wichtig, ist eigentlich sinnlos, darüber noch zu debattieren, aber wie ich schon vor den Wahlen sagte: Politik von Frauen für Frauen zielt allerhöchstens ins Abseits.

Do., 31.10.2013 - 16:05 Permalink