Politik | Burschenschafter Treffen Innsbruck

Burschenschaftertreffen: Sind 100 viel?

Polizeibusse fahren geschlossen auf dem Gehsteig der Innpromenade entlang. Die Straße zu den Räumlichkeiten, wo das Symposium der Burschenschafter stattfindet, wurde hermetisch abgeriegelt. Innsbruck im Ausnahmezustand. Wie viel Platz hat Demokratie?
Es ist 13.31, das Burschenschaftstreffen in Innsbruck steht kurz bevor. Eine Stellungnahme gibt Walter Tributsch, Sprecher des Verbandes "Deutsche Burschenschaft", gegenüber der Tiroler Tageszeitung ab."Schade um das ganze Steuergeld, das für Demonstranten, die teils nicht einmal aus Österreich stammen, durch das massive Polizeiaufgebot verwendet werden muss. Wir gratulieren jedoch der Polizei zu ihrer hervorragenden Arbeit."  

Der Marsch durch Innsbruck wurde durchgeführt, 100 Burschenschafter standen etwa 150 Gegendemonstranten gegenüber. Die Bilanz: einige Leichtverletzte, Zurufe wie "Nieder mit der Nazipest", verachtende Schneeballwürfe, laute Protestzurufe. Die Burschenschafter hielten sich verbal zurück, zeigten Transparente mit der Aufschrift "Burschenschafter für Meinungsfreiheit". Gleich zu Beginn wurde von der Polizei Klartext gesprochen. Sie schritt ein, "um Demonstranten, die sich in den Weg gestellt hatten und die Straße blockierten, zu entfernen", schreibt die TT.

Das Großaufgebot der Ordnungskräfte sorgt für Verwunderung. Einkaufende Passanten bleiben stehen, überrascht über so viele Männer in Blau. Wer erregt mehr Aufsehen? Uniformierte Burschen oder uniformierte Beamten? Schneeballwerfende Demonstranten? Auf Facebook wundern sich User über die "linke Gewaltbereitschaft." "Wenn linke Vollidioten auf rechte Vollidioten treffen, dann schämt man sich halt doch ein bisschen für diese Stadt", schreibt der Politikwissenschaftsstudent Julian Zanon auf seinem Facebookprofil.

Unter dem Motto "Jugend in Europa" findet das Burschenschaftertreffen am 30. November in Innsbruck statt. Am Mittwoch, 27. November, kam es überraschenderweise zu einem Ausschluss der Burschenschafter. In die Messe Innsbruck, ihr ursprünglicher Treffpunkt, ließ man sie nicht mehr ein. Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer wollte sich ihr "buntes Innsbruck" nicht beschmutzen lassen.
Doch der Aufmarsch ist da, die Öffentlichkeit hergestellt, wie weit darf Meinungsausschluss gehen? Die Straße gehört allen. Und was hinter verschlossenen linken und rechten Türen gesprochen wird, wer weiß das schon?

Mehr Fotos zum Marsch der Burschenschafter finden Sie hier.