Politik | Gastkommentar

Flüchtlinge ohne Papiere

Ein Beitrag zur Flüchtlingsfrage. Über die Politik, die sich nun zum Handeln gezwungen sieht, und den Nansen Pass, der Flüchtlingen ein Stück Recht garantieren könnte.

Es ist erschreckend erleben zu müssen, wie hilflos und phantasielos unsere Politiker auf Landes und EU-Ebene auf das tägliche Flüchtlingsdrama reagieren. Abschottung, Zäune und nichts als Hindernisse stellen sie den Flüchtlingen in den Weg, welche Hab und Gut verlassen, und keine andere Chance haben, als eben irgendwie ein Land zu finden, dass sie für eine gewisse Zeit aufnimmt und einigermaßen humanitär behandelt.

Dabei bräuchten sie sich nur der eigenen Geschichte besinnen, als Europa und die umliegenden Staaten auch Kriegsländer waren und die Länder ebenfalls von Flüchtlingsströmen durchzogen waren. Man war dabei die Zäune niederzureißen und die Stacheldrähte wegzuschaffen. Es stellte auch damals sich die Frage, was man mit den Staatenlosen und ohne Dokumente vertrieben Menschen anfangen sollte.

Nach dem ersten Weltkrieg hatte der damalige Hochkommissar des Völkerbundes Fridtjof Nansen die Idee, den sogenannten Nansen-Pass einzuführen. Er wurde an staatenlose russische Flüchtlinge ausgeteilt. Er war dem Pass eines gleichwertigen Reisedokuments nicht ebenbürtig, verlieh aber dem Träger des Dokuments einen Status als Flüchtling, verbunden mit den elementaren Rechten, wie zeitweilige Unterkunft, Recht auf Essen und medizinische Versorgung. Er war zeitlich begrenzt und auf Grund der Situation des Heimatlandes eventuell verlängerbar. Ausgestellt in dem Land wo der Flüchtling den Antrag stellt, und in mehreren Ländern, die den Pass anerkennen, gültig.

1922 erkannten 53 Staaten den Pass an, und nicht weniger bekannte Personen wie Marc Chagall, Igors Strawinsky, Aristoteles Onassis waren Nansen Pass Inhaber.

Mit solch einfachen Mitteln könnte man den Flüchtlingen ein Stück Sicherheit und Recht anerkennen, um sie so aus den Fängen der Schlepper zu entziehen. Die in die Abwehr der Flüchtlinge gesteckte Energie könnte umgeleitet werden in effektive Flüchtlingshilfe. So ist ihr Status definiert, auf die notwendige Aufenthaltszeit beschränkt. Die Staatengemeinschaft soll sich auf die Befriedung der Herkunftsländer konzentrieren, mit allen Mitteln. Denn dort ist der wahre Ursprung des ganzen Leides, welche Familien zwingt alles zu verlassen und eine ungewisse, oft tödliche Zukunft, in Kauf zu nehmen.

Erwin Mayr
Toblach , Italien

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Stephan Griehl Mo., 07.09.2015 - 12:21

"Mit solch einfachen Mitteln könnte man den Flüchtlingen ein Stück Sicherheit und Recht anerkennen [...]" Im von Ihnen verlinkten Wikipedia-Artikel steht doch, dass der Nachfolger des Nansen-Passes existiert. Nennt sich "Konventionspass". Also, was wollen Sie uns genau sagen?

Mo., 07.09.2015 - 12:21 Permalink