Umwelt | Kräuter sind groß im Kommen

Ein zunehmend wichtiger Landwirtschafts-Zweig stellt sich vor

Kamille, Pfefferminze, Ringelblume, Schnittlauch, Basilikum, Majoran und Thymian: Sie gehören zu den bekanntesten Kräutern und Gewürzen in den Gärten und auf den Kräuteräckern Südtirols. Insgesamt kommen in unserem Land aber rund 120 Heil- und Gewürzpflanzen vor. Darauf hat Bäuerin Priska Weger heute gemeinsam mit Abteilungsdirektor Stefan Walder und der Vertreterin der Kräuteranbauer, Annalies Schwabl, aufmerksam gemacht. Priska Weger hat am Oberhasler-Hof in Schenna ihren Kräutergarten geöffnet, und Mechthild von Spinn hat auf das Kräuterfestival Ende Oktober im Kurhaus von Meran aufmerksam gemacht.
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Foto: © Oswald Stimpfl

In Südtirol herrscht eine alte Tradition des Kräutersammelns. Seit 20 Jahren wird der Kräuteranbau gezielt gefördert. Die klimatischen Bedingungen ermöglichen Gewürzen und Kräutern ein ideales Wachstum. „Sie sichern den bäuerlichen Familien ein zusätzliches Einkommen“, weiß der Direktor der Abteilung Land-, forst- und hauswirtschaftliche Berufsbildung, Stefan Walder, „insgesamt werden in Südtirol auf einer Fläche von rund 4,5 Hektar Heil- und Gewürzkräuter nach strengen ökologischen Richtlinien angebaut. Durch Veredelung schaffen sich die Kräuterbauern einen interessanten Zuerwerb, für manche sind die Kräuter bereits zum Haupterwerb geworden: Sie verarbeiten sie zu Tees und Kräutersalzen, brennen Schnäpse oder setzen Liköre an, pressen ätherische Öle, füllen Kräuterkissen, bereiten Cremes, Lotionen, Salben und Einreibungen zu oder reichern Käse und Brote mit Kräutern an. Die Produkte werden in Hofläden, auf Wochen-, Jahr- und Biomärkten zum Verkauf angeboten.“

Den Anbauern sei es ein Anliegen, ihre Kräuter und Gewürze schonend und sorgfältig von Hand zu ernten, um eine hohe Qualität zu sichern, sagt Stefan Walder. Die sonnige Lage im Bergland und die kleinen Anbauflächen seien Garanten für eine gesunde Entwicklung der Pflanzen.

Im November 1996 haben sich in Südtirol einige Bauern zur „Vereinigung Südtiroler Kräuteranbauer” zusammengeschlossen. „Es geht den Mitgliedern der Vereinigung darum, sich auszutauschen, weiterzubilden und qualitativ hochwertige Produkte anzubieten,“ erklärt Vertreterin Annalies Schwabl, „derzeit gibt es in Südtirol 40 Kräuteranbauer, 23 Bergbauern gehören ihrer Vereinigung an, acht Betriebe sind zertifiziert.“

Mechthild von Spinn ist Direktorin der Fachschule für Hauswirtschaft und Ernährung Frankenberg. Sie organisiert am 26. Oktober 2013 zum dritten Mal das Kräuterfestival im Kurhaus von Meran. Dabei bieten 15 Kräuteranbauer ihre Produkte zur Verkostung und zum Verkauf an, eine Apothekerin informiert über Wirkungen von Kräutern und von Tees, Referate zu Pflanzengöttern und Pflanzenmythen runden das Festival ab. Im vergangenen Jahr haben mehr als 1.000 Interessierte das Festival besucht, erklärt Mechthild von Spinn, für heuer erwartet sie mindestens dieselbe Anzahl.

„Das Festival im Herbst ist eine gute Möglichkeit, sich unter anderem mit der Heilkraft von Kräutern auseinanderzusetzen“, ergänzt Stefan Walder, „bekanntlich ist gegen viele Krankheiten ein Kraut gewachsen, und über Generationen hinweg wussten unsere Vorfahren die Wirkungen der Kräuter zu nutzen.“

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Kräuteranbau in Südtirol

In Südtirol hat das Kräutersammeln eine lange Tradition. Durch das günstige Klima in vielen Gegenden unseres Landes gedeihen bis zu 120 verschiedene Heil- und Gewürzpflanzen.

In den späten 70er Jahren wurden im Biologischen Landeslabor in Leifers erste Anbauversuche gestartet. 1982 begann eine Gruppe von acht interessierten Personen, den Kräuteranbau als Nebenerwerb zu betreiben.

Seit 1991 wird der Kräuteranbau vom Versuchszentrum Laimburg betreut. Er erfolgt nach strengen ökologischen Richtlinien. Zudem sind von den Anbauern technische Voraussetzungen (z.B. Trocknungsanlage) und sanitäre Auflagen zu erfüllen. Die notwendigen Fachkompetenzen erhalten die Kräuteranbauer im „Qualifizierungskurs Kräuteranbau/-verarbeitung“, den die Fachschule Laimburg in Zusammenarbeit mit dem Versuchszentrum Laimburg, der Umweltagentur, dem Dienst für Hygiene und Öffentliche Gesundheit seit 1990 jährlich anbietet. Der Besuch dieses Ausbildungskurses und die erfolgreich bestandenen Prüfungen sind Voraussetzung, um eine Genehmigung zum Anbau und Verarbeitung von Kräutern in der Provinz Bozen zu erhalten.

Um die Effizienz im Kräuteranbau zu sichern, wurde 1996 die „Vereinigung Südtiroler Kräuteranbauer“ gegründet, die heute 23 Mitglieder umfasst. Das Ziel der Vereinigung ist es, qualitativ hochwertige Produkte anzubieten. Sieben der Mitglieder haben sich zusätzlich unter der „Dachmarke Südtirol“ zusammengeschlossen. Ihre Produkte erfüllen besonders strenge Qualitätsauflagen und bürgen für Qualität auf höchstem Niveau.

Die sonnige Lage im Bergland und die kleinen Anbauflächen bedingen eine natürliche Resistenz der Heil- und Gewürzpflanzen, sodass auf chemische Eingriffe verzichtet werden kann. Die heimische Kräuterkultur stellt einen alternativen Wirtschaftszweig im Bereich der Berglandwirtschaft dar.

 

Anbaufläche und Art der Betriebe

Die gesamte Anbaufläche in Südtirol beträgt derzeit 4,5 ha.

Insgesamt gibt es in ganz Südtirol etwa 40 Kräuteranbau-Betriebe.

Vor allem in den Mittelgebirgslagen werden Kräuter angebaut. Der höchste Anbaubetrieb liegt in Ulten auf 1700 Metern Meereshöhe. Der Anbau erfolgt hauptsächlich als Nebenerwerb, mancherorts aber auch im Haupterwerb.

 

Vermarktung

Die Vermarktung der Produkte erfolgt im Ab-Hof-Verkauf, auf Bauernmärkten und Biofesten. Einzelne Anbauer beliefern auch Drogerien und sogenannte „erboristerie“ in Italien. Kunden sind zur Hälfte italienische Urlaubsgäste, jeder vierte kommt aus einem anderen EU-Land, zu 25 Prozent sind es Einheimische.

 

Angebaute Kräuterarten

Die wichtigsten in Südtirol angebauten Kräuterarten sind Pfefferminze, Zitronenmelisse, Ringelblume, Kornblume, Kamille, Goldmelisse, Lavendel und Salbei. Von den Gewürzpflanzen sind vor allem Thymian, Majoran, Oregano, Bohnenkraut, Gewürzfenchel, Rosmarin, Brotklee und Schnittlauch von Bedeutung.

 

Produkte

Kräuteraufguss-Mischungen (über 150 verschiedene), Einzelkräuter, Aufguss- und Gewürzmischungen, Kräutersalz, Kräuterkissen, Kosmetikartikel, Kräutersirup, Schnäpse und Liköre, Kräuteröle, Kosmetikprodukte, Kräutergrußkarten...

 

Rechtliches
Der Kräuteranbau wird durch das Dekret des Landeshauptmanns vom 13. Februar 2013 Nr. 6 „Anbau, Sammeln, Verarbeitung und Verkauf von Heilpflanzen, Kräutern und wild wachsenden Pflanzen“ neu geregelt.