Culture | Ladinien

Kleine Sprachgruppe, literarisch höchst produktiv

Drei Tage lang haben sich ExpertInnen mit dem Thema „Literarisches Übersetzen und Ladinische Literatur“ in St. Martin in Thurn beschäftigt.

Im Ladinischen Kulturinstitut Micurà de Rü fand im Dezember ein Workshop statt, der von der Abteilung Ladinische Kultur und ladinisches Schulamt gemeinsam mit der Deutschen Kulturabteilung und dem Folio Verlag organisiert worden war.

Übersetzer wie Peter Waterhouse aus Wien, Ian Galbraith aus Schottland, Stefano Zangrando (Rovereto) und Studenten des Versatoriums (Verein für Gedichte und Übersetzen) haben sich gemeinsam mit regionalen ÜbersetzerInnen und AutorInnen, darunter Ingrid Runggaldier, Alma Vallazza, Roberta Dapunt und Rut Bernardi mit Werken der Ladinischen Literatur beschäftigt. Von Klassikern wie „L Nost“ von Frida Piazza über „La terra più del paradiso“ von Roberta Dapunt bis hin zu aktuellen Texten wie „L Lavandin“ von Simon Perathoner wurde ladinische Literatur in andere Sprachen – deutsch, italienisch, englisch und Südtiroler Dialekt – übersetzt.

Jënt ladina, tan pice inom

Rodosa i ödli y ćiara lunć,

mënder tlap inće nos adinfit söl monn.

“Te chësc lüch”, Roberta Dapunt

 

Ladiner, so klein der Name,

dreht die Augen und blickt ins Weite,

kleinste Herde auch wir nur Pächter auf Erden.

Roberta Dapunt

Aber die Arbeit ging auch in die entgegengesetzte Richtung: Sonette von William Shakespeare wurden aus dem Englischen ins Ladinische übertragen und das Kinderbuch „Was Besonderes“ aus dem Deutschen für ladinische Kinder übersetzt.

In den Übersetzungsgruppen wurden verschiedene Übersetzungsentwürfe besprochen, innovative und spielerische Ansätze und unterschiedliche Arbeitsweisen erprobt und diskutiert, es wurde mit Worten, Bedeutungen und Nuancen experimentiert. „Eine Übersetzung ist nie ein fertiges Produkt, sondern ein kreativer, künstlerischer Prozess“, so Peter Waterhouse.

Am letzten Tag des Workshops wurden einige Ergebnisse vorgestellt: Karin Comploi, Alma Vallazza und Ingrid Runggaldier präsentierten Ausschnitte von „L Nost“, Iain Galbraith las Sonette im Original von William Shakespeare  und Ingrid Runggaldier und Rut Bernardi stellten ihre ladinischen Übersetzungen dazu vor.

Einige der Ergebnisse des Workshops werden von den Übersetzern in ihre weitere Arbeit aufgenommen und weiterverarbeitet, z.B. wird „La terra più del paradiso“ in deutscher Sprache im Folio Verlag erscheinen. Ian Galbright wird ausgewählte ladinische Lyrik in einer englischen Zeitschrift vorstellen. Eine der besprochenen Erzählungen, „L Lavandin“ (Das Waschbecken) von Simon Perathoner und die Übersetzung von Rut Bernardi wird am 31. Jänner 2015 um 14 Uhr in der Landesbibliothek Teßmann vorgestellt.

Ruth Bernardi, Iain Galbraight, Ingrid Runggaldier