Economy | EU-Subvention

Nimmt niemand Geld aus Brüssel?

Die EU will das russische Lebensmittel-Embargo mit millionenschweren Subventionen auffangen. Warum Südtiroler Apfel-Produzenten diese kaum in Anspruch nehmen werden.

Salto.bz berichtete bereits in den vergangen Wochen über den Importstopp Russlands von Agrarprodukten aus der Europäischen Union und dessen Auswirkung auf die heimische Apfelwirtschaft.

Wie EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos am 18. August bekannt gab, will die EU den Obst- und Gemüseproduzenten mit 125 Millionen Euro bis Ende November unter die Arme greifen. Damit soll die mögliche Gefahr eines Preisverfalls auf dem freien Lebensmittelmarkt verhindert werden. Zugute kommt die  Millionenstütze dabei Bauern und Produzenten von leicht verderblicher Ware. Diese Bezeichnung beinhaltet neben mehreren Gemüse- und Obstsorten wie Tomaten, Birnen, Gurken, Pilzen und  Trauben auch die Äpfel. Ein konkreter Beschluss über die Hilfe soll noch in den kommenden Wochen erfolgen und diese soll auch rückwirkend jene Schäden auffangen, die das russische Embargo bisher verursacht hat. Neben Aufkäufen und Entschädigungen, bei denen den Bauern der volle Preis der Ware zurückerstattet wird, plant die EU zudem Hilfsangebote für den Ernteverzicht, der mit der Hälfte des Warenwerts vergütet wird.

"Es ist zu bezweifeln, dass die Hilfe von Seiten der Südtiroler Erzeuger in Anspruch genommen wird,"

sagt der Direktor des Südtirol Bauernbundes, Siegfried Rinner. Das läge zum einen daran, dass die EU-Hilfsabsichten hauptsächlich an Grünernte adressiert ist, die in Südtirol ohnehin nicht praktiziert wird. Auch die zweite Option, das Nicht-Ernten sei aufgrund des Arbeitsaufwandes, den die Bauern jedes Jahr in den Anbau ihrer Produkte legen, für Südtirol nicht rentabel "und entspricht auch nicht unserer Auffassung von Agrarwirtschaft", so Direktor Rinner.

Hinzu kommt, dass der russische Markt für Südtiroler Exportunternehmen im Agrarberich erst in den letzten Jahren erschlossen worden ist und dies auch nur in bescheidenem Maße von Seiten der Apfelkonsortien. Ein Andauern dieser Situation könne dabei in der Tat, auch angesichts der Vollernte in Europa, "das labile Gleichgewicht am europäischen Apfelmarkt in Frage stellen", meint auch VOG-Direktor Gerhard Dichgans. Allerdings müsse Russland die fehlenden Importe aus Europa mit dem Import aus anderen Regionen ersetzen, wodurch es in Europa zu einer Minderung der Importe von Äpfel aus Übersee kommen würde.

In der Summe, so wird durch das russische Embargo deutlich, "handelt es sich um eine globale Verschiebung der Warenströme", bringt es Dichgans auf den Punkt. Eine Schlussfolgerung kann aber laut VOG-Direktor schon heute gezogen werden: "Die Überseeäpfel werden in Zukunft immer weniger Platz auf dem europäischen Markt finden, da sich Europa mehr und mehr selbst versorgen wird." Zu der nun geplanten EU-Preis-stabilisierenden Maßnahme, und deren Auswirckung auf  die Südtiroler Apfelwirtschaft, kann die Genossenschaft allerdings im Moment noch gar nichts sagen.

Vorsichtig gibt sich ebenfalls Direktor Andreas Kraus, vom Amt für Obst- und Weinbau. Es müsse abgewartet werden, wie die delegierte Rechtsnorm der EU konkret aussehen soll und "in welchen Rahmen der Möglichkeiten sie den Südtiorler Baueren zugutekommen kann,“ so Kraus. Von einem Ernteverzicht oder einem kostenlosen Verteilung geht allerdings auch der Amtsdirektor nicht aus: “Ich glaube, dass Südtirol bei diesem Importverbot insgesamt mit einem blauen Auge davonkommt." Einen Grund nennt Direktor Kraus auch: "Es gilt nun vielmehr Alternativmärkte für den Export zu finden, umso die Verluste auszugleichen“.

Außerdem stellt sich dem Markt noch die Frage nach der Qualität. „Der entscheidende Punkt ist dabei der hohe Vorsprung in der Qualität der Südtiroler Äpfel, den es weiter zu fördern und auszubauen gilt“, betont Bauernbund-Direktor Rinner. Demnach dürfte auch ein verstärkter innereuropäischer Konkurrenzkampf – ausgelöst durch Überschüsse als Folge des russischen Embargo – für die hiesige Apfelwirtschaft kein Problem darstellen.