Società | Sanität

Andreas Fabi: "Wir warten auf die Geistesblitze des Assessorats"

Eine Unterfinanzierung von 42 Millionen Euro, mediale Kriegserklärungen vom neuen Ressortdirektor für Gesundheit und der chronische Konflikt zwischen mehr Bedarf und zu wenig Mitteln: Warum der Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebs Andreas Fabi dennoch keine Zeichen von Amtsmüdigkeit spürt - und nun auf politische Sparvorschläge wartet.

Herr Fabi, der Sanitätsbetrieb bräuchte heuer 34,8 Millionen mehr an Zuweisungen, bekommen soll er acht Millionen weniger. Schaffen Sie es in ihrem Haushaltsvoranschlag für 2014 diese Lücke von mehr als 42 Millionen Euro zu schließen?
Andreas Fabi: Jeder der ein wenig von der Sanität versteht, weiß, dass das nicht möglich ist. Wir haben schließlich einen sehr begrenzten Spielraum. Von den sieben Spitälern über die Abteilungen und Primariate bis hin zu den Sprengeln: Es ist ja alles politisch vorgegeben. Das gilt selbst für die Gehälter, für die ebenfalls das Land die Verträge macht.

Dennoch haben Sie dem Land bereits einen Spar-Vorschlag vorgelegt. Der war allerdings „kein Geistblitz“, wie der neue Direktor des Gesundheitsressorts Thomas Mathà  Ende vergangener Woche via Tageszeitung Dolomiten ausrichten ließ. Ist das bei Ihnen so unfreundlich angekommen wie es klingt?
Ich habe ja Verständnis für vieles, aber das ist keine Art. Noch dazu nach einem Treffen, wo es das Gefühl gab, bereits auf einem recht guten Punkt zu sein. Aber ich habe ihm schon geantwortet, dass ich jetzt auf die Geistesblitze des Assessorats warte. Schauen wir mal, ob sie bessere Vorschläge haben.

Ich habe Thomas Mathà schon geantwortet, dass ich jetzt auf die Geistesblitze des Assessorats warte. Schauen wir mal, ob sie bessere Vorschläge haben.

Hat sich die Situation dieses Jahr durch die neue Landesregierung erschwert?
Natürlich. Landesrat Theiner und Florian Zerzer waren seit Jahren in der Materie drinnen, da ist man immer noch irgendwo hingekommen. Heuer ist dagegen nicht nur die Landesrätin neu, sondern auch die Ressortdirektion. Und dann hat sich durch den Regierungswechsel auch die gesamte Haushaltserstellung verzögert. Wir wussten schließlich bis vor kurzem nicht, wie viel wir bekommen. Das heißt wir haben einen technischen Haushalt auf Basis der Zahlen vom letzten Jahr gemacht, und dabei ist eben ein zusätzlicher Bedarf von 34 Millionen Euro herausgekommen.  Und natürlich haben wir gehofft, dass wir zumindest etwas dazukriegen vom Land.

Statt dessen bekommen Sie acht Millionen Euro weniger....
Ich habe durchaus Verständnis, wenn weniger Geld da ist oder besser gesagt, wenn die neue Landesregierung ein paar andere Schwerpunkte setzten will wie nun bei den Steuern. Nur: Dann gilt es eben auch für die Sanität einen Weg zu finden, wie Kosten in einem Bereich reduziert werden können, in dem alles steigt. Denn das ist eben das Problem: Wir haben immer mehr ältere Leute, immer mehr chronisch Kranke, die Technologie nimmt ständig zu, die Medikamente werden teurer.

Das ist eben das Problem: Wir haben immer mehr ältere Leute, immer mehr chronisch Kranke, die Technologie nimmt ständig zu, die Medikamente werden teurer.

Und so kommt man auf einen Mehrbedarf von 34 Millionen Euro?
Wir brauchen allein für die automatischen Gehaltsvorrückungen von 9000 MitarbeiterInnen 4,7 Millionen Euro. Die Personalkosten machen die Hälfte unserer Bilanz aus. Doch wenn ich hier sparen will, kann ich nur weniger Leute im Dienst haben, denn die Verträge sind da. Doch auch allein bei den Medikamenten haben wir Kostensteigerungen von fünf Millionen Euro. Die neue Konvention, die das Land mit der Klinik in Innsbruck gemacht hat, kostet uns 1,6 Millionen Euro mehr, die neue Jugendpsychiatrie in Meran und die neue Reha in Sterzing bringen Mehrkosten von sechs Millionen, ohne dass wir einen Cent mehr kriegen. All das müssten wir irgendwo wieder einsparen, doch in vielen Bereichen ist man derzeit schon am Limit.

Wo ist die Lösung?
Für  2014 habe ich einen Vorschlag vorgelegt, bei dem man zumindest von den 40 auf zehn Millionen Euro runterkommen würde. Ich habe die Unterlagen jetzt auch den Gewerkschaften zugeschickt, und in den nächsten Tagen wird es ein Treffen geben, um nachzudenken, ob es eventuell noch andere Sparmöglichkeiten gibt, die uns entgangen sind. Doch selbst die kritischsten Gewerkschafter geben mir inzwischen Recht, wenn sie sagen, man muss jetzt langsam in die Struktur eingreifen.

Es bringt uns nicht mehr weiter zu sagen, man muss da und dort ein bissl sparen, in dieser Größenordnung reicht das nicht mehr.

Das heißt?

Das heißt, es bringt uns zumindest mittelfristig nicht mehr weiter zu sagen, man muss da und dort ein bissl sparen, in dieser Größenordnung reicht das nicht mehr. Also, wir müssen nun einen Kompromiss für 2014 finden, doch dann braucht es strukturelle Entscheidungen, und die kann nur die Politik treffen.

Solch strukturelle Entscheidungen wurden eigentlich bereits 2009 mit der klinischen Reform getroffen. Betrachten Sie die als gescheitert?
Das kann man nicht so sagen, denn natürlich ist einiges passiert. Zusammenlegungen, Vernetzungen, die onkologische Zertifizierung... In der Verwaltung haben wir bereits 120 Stellen reduziert und 40 Führungskräfte abgebaut, obwohl die Arbeit und Bürokratie ständig zunimmt. Sonst wäre man auch nie von jährlichen Kostensteigerungen von damals 6 bis 7 Prozent heruntergekommen. Doch bei den größeren strukturellen Sachen ist nichts weiter gegangen, da hat man nach den entsprechenden Protesten alles wieder zurückgefahren. Schließlich haben nicht wir entschieden, dass die sieben Spitäler bestehen bleiben.

Zu diskutieren wäre dringend über den Inhalt dieser Spitäler. Denn ich kann nicht sagen, alles bleibt gleich, und gleichzeitig soll gespart und Wartezeiten abgebaut werden.

Und das ist weiterhin das Problem?
Nein, das ist schon ok, darüber diskutiere ich nicht einmal mehr. Zu diskutieren wäre aber dringend über den Inhalt dieser Spitäler. Denn ich kann nicht sagen, alles bleibt gleich, und gleichzeitig soll gespart und Wartezeiten abgebaut werden. Es wird kein Weg daran vorbeiführen, über Zusammenlegungen, über die Abschaffung von Primariaten oder die Einrichtung von Tageskliniken nachzudenken. Man kann auch über die vier Gesundheitsbezirke diskutieren, wo immer noch jeder sein eigenes Süppchen kocht. Doch all das sind Bereiche, die ich nicht anrühren kann. Die gesetzliche Zuständigkeit liegt hier eindeutig bei der Landesregierung.

Doch die will von Ihnen nun vor allem verbesserte Sparvorschläge. Sind Sie nicht manchmal amtsmüde, Herr Fabi?
D
iese Frage passt gut zum Geburtstag, den ich heute (gestern, Anm. d. Red.) feiere:  Am 1. April vor 20 Jahren bin ich Generaldirektor geworden, wenn auch damals noch im Sanitätsbetrieb Meran. Und ich muss sagen, ich bin wirklich vieles gewöhnt, aber so hart wie seit dem letztem Jahr war es noch nie. Dennoch: Ans Aufgeben denkt man in so einer Situation nicht, wenn man verantwortlich ist. Eher das Gegenteil. Ich empfinde es als Herausforderung. Um nicht zu sagen: Jetzt erst recht.