Economia | Sparkasse

Operation Vertrauensrückgewinnung

Der erste Schritt zur Kapitalerhöhung der Südtiroler Sparkasse ist gesetzt. Nun braucht es allerdings neue wie alte Aktionäre, die an die Bank glauben. Verdient sie das?

Laut Abstimmungsergebnis hat Gerhard Brandstätter die Aktionäre der Südtiroler Sparkasse überzeugt. Gerade einmal sechs Nein-Stimmen und drei Enthaltungen gab es am gestrigen Dienstag in der bis auf den letzten Platz gefüllten Sparkasse Academy, in der die Eigentümervertreter der größten heimischen Bank in einer außerordentlichen Vollversammlung über eine geplante Kapitalerhöhung von 100 bis 150 Millionen Euro abstimmten. Damit ist die erste Hürde für die Kapitalspritze genommen; bis Anfang Februar hofft man bei der Sparkasse auch von der italienischen Nationalbank und der Börsenaufsichtsbehörde Consob grünes Licht zu erhalten.

Die Kapitalerhöhung wird als wesentlicher Schritt gesehen, um die Bank wieder auf die Erfolgsspur zurückzuführen, wie es Sparkassen-Präsident Brandstätter ausdrückte. Mehr Kernkapital, das verspricht eine stärkere Marktpräsenz und vor allem mehr Kredite für die heimische Wirtschaft, so seine Argumente. Nach den Negativschlagzeilen über das dramatische Halbjahresergebnis oder zuletzt die Trennung vom bisherigen Führungsduo Schedl-Brillo hatte Brandstätter am Dienstag ganze Überzeugungsarbeit zu leisten – und bediente die gesamte Klaviatur: von der knapp 160-jährigen Erfolgsgeschichte der Bank bis hin zu sozialen Werten und dem Verantwortungsgefühl für Land und Leute; von mitternächtlichen Verwaltungsratssitzungen und dem „salto mortale", den der Verwaltungsrat derzeit für die Sanierung hinlege, bis hin zum Versprechen, ab 2016 wieder Gewinne zu schreiben. Nicht fehlen durfte klarerweise auch Gerhard Brandstätters Appell an die insgesamt 24.000 Aktionäre, ihrer Bank in diesen schwierigen Zeiten die Stange zu halten. „Ich bin überzeugt, dass auch Sie nicht auf eine so wichtige Struktur wie eine starke und unabhängige Lokalbank verzichten wollen.“

Hoffnung auf Kleinaktionäre

Überzeugungsarbeit, bei der es um mehr als die Vollmacht zur Durchführung der Kapitalerhöhung ging. Vor allem braucht die Südtiroler Sparkasse möglichst viele Aktionäre, die auch tatsächlich frisches Kapital zuschießen. Denn auch wenn der Hauptaktionär Stiftung im Verhältnis seiner 66 Prozent mitzieht, fehlen noch gar einige Millionen auf die anpeilte Summe. Diese werden in Zeiten der Wirtschaftskrise auf dem privaten Markt nicht einfach aufzutreiben sein, räumte selbst der Sparkassen-Präsident ein. Zwar gebe es neben der Stiftung schon Zusagen einiger Produktpartner. Doch starke Hoffnung setzt die Führung der Bank offensichtlich auf die Kleinaktionäre.

Darauf lässt auch eine am Dienstag zur Überraschung der Aktionäre angekündigte Entscheidung des Verwaltungsrats schließen: Mit einem Aktiensplitting im Verhältnis von 1:10 wird der Nominalwert der Sparkasse-Aktien von 77 auf 7,7 Euro reduziert. Damit sinkt auch die Einstiegshürde für neue Aktionäre. Denn statt um nominal 7700 Euro sind 100 Aktien fortan bereits um 770 Euro zu haben, erläuterte der Gerhard Brandstätter. Für die derzeitigen Aktionäre ändert sich dagegen im Wesentlichen nichts, da der Gesamtwert der gehaltenen Aktien und damit auch der Unternehmensanteil unverändert bleibe, versicherte er.

Wie viel ist die Aktie wert?

Tatsächlich werden die Sparkassen-Aktien allerdings seit mehr als einem Jahr um 238 Euro gehandelt. Das sind zwar um 15 Prozent weniger, als der davor ebenfalls von der Bank fixierte Wert von 280 Euro. Dennoch handelt es sich dabei immer noch um einen künstlich hoch gehaltenen Preis, wie Robert Radaelli vom Verbund der Kleinaktionäre auf der Vollversammlung kritisierte. Bester Beweis? All jene Aktionäre, die zuletzt versucht hatten, ihre Sparkasse-Aktien zu verkaufen  – und dabei auf eine sehr harte Geduldsprobe gestellt wurden, wie der Präsident des Verbunds der Kleinaktionäre und Verwaltungsratsmitglied Stephan Jäger bestätigt. Denn zumindest auf diesem Preisniveau überstieg das Angebot die Nachfrage nach den Papieren.

Die Frage ist nun, zu welchem Preis die Sparkassenführung die neuen Aktien anbieten wird. Eine ungefähre Antwort gab Sparkasse-Präsident Brandstätter darauf bereits vor der Verabschiedung des Strategieplans: Die Preisspanne werde zwischen 160 und 190 Euro liegen, verriet er den Aktionären am Dienstag. Ob das von neuen Anlegern und Altaktionären angesichts der offensichtlichen aktuellen Probleme der Bank immer noch als zu hoch eingestuft wird? Eine Antwort darauf wird es erst ab dem kommenden Februar geben. Vorerst hat die Bankenführung versucht, ihre Aktionäre nach dem bewegten vergangenen Jahr wieder auf einen gemeinsamen Kurs einzuschwören. Auch die sehr moderaten Wortmeldungen der gestrigen Versammlung lassen darauf schließen, dass dies weitgehend geglückt ist. „Was passiert ist, ist sicher ärgerlich für alle Aktionäre und nicht schön zu reden“, meint Aktionärsvertreter Stephan Jäger. „Doch mit der neuen Führung gibt es eine berechtigte Hoffnung, dass die Bank wieder nach vorne kommen kann.“ Profitieren könnten davon auch alte wie neue Aktionäre – „allerdings sicher nicht kurzfristig, sondern langfristig“, so Jäger.