Politica | Interview zu teurem Vergleich

Therme Meran: Niedriges Stundenhonorar

Karl Zeller, Rechtsberater der Thermen im Interview mit salto.bz über den verlorenen Prozess und die Frage, ob er als Anwalt doppelt verdient hat.

Herr Zeller, die Thermen haben 2 Millionen Euro beim Fenster hinausgeworfen?
Nein, zwei Millionen Euro beim Fenster hinausgeworfen kann man so nicht sagen. Es ist gelungen die Verurteilung eines fast doppelt so hohen Betrages in der Berufung abzusenken....

● Man hat einem Vergleich zugestimmt?
Ja. Ich habe eine 200 Seite starke Berufungsschrift gemacht. Daraufhin hat der Richter beide Parteien zitiert und gemeint, hier kann alles geschehen. Es kann die Berufung voll angenommen oder auch abgelehnt werden. In diesem Sinne und auch weil das ganze eine höchst komplexe Materie ist, hat das Gericht gemeint, man soll sich einigen. Man hat sich dann bei der Hälfte des Schadenersatzes geeinigt, der in der ersten Instanz festgelegt worden war.

● Bei 1,75 Millionen Euro Schadenersatz, plus Anwaltsspesen kommt man auf 2 Millionen, die der Steuerzahler zahlen muss?
Als diese Kündigung damals erfolgt ist, passierte im Nachhinein eine ungute Sache. Gekündigt wurde ja vor Genehmigung des Einreicheprojekts. Der Gerichtsstreit ging dann um die Frage, ob auch das Ausführungsprojekt an BZA bezahlt werden muss. Denn in die Wettbewerbsunterlagen für die Ausführungsplanung, die dann von anderen gemacht wurde, sind aus Versehen Zeichnungen usw. von BZA eingeflossen. Das war dann ausschlaggebend für den teilweise negativen Ausgang des Verfahrens. Aber man weiß am Anfang nie wie ein so komplexes Verfahren ausgeht. Zufrieden kann man nie sein, aber wir konnten den Schaden noch begrenzen.

● Für die Kündigung waren ihr ehemalige Schwiegervater Siegfried Unterberger als Projektsteuerer und Sie als Rechtsberater der Thermen verantwortlich. Das heißt, Sie haben sich ordentlich verschätzt?
Man kann natürlich Rechtsauskünfte nur gehen, wenn man alle Fakten auf dem Tisch hat. Leider sind nach der Kündigung Fehler passiert, die man nicht vorhersehen konnte. Aber die Kündigung ist auch wegen der Verletzung der Anti-Mafia-Bestimmungen ausgesprochen worden. Hier hätte man vielleicht auch gewonnen. Aber wie gesagt: Man hat lieber jetzt in den sauren Apfel gebissen, als am Ende noch mehr zu verlieren. 

● Mit Verlaub, Sie haben sich als Rechtsberater der Thermen über Jahre hinweg eine goldene Nase verdient. Und jetzt kassieren Sie als Anwalt bei diesem Prozess ein zweites Mal?
Ich habe als Rechtsberater der Thermen ein Stundenhonorar bekommen, das nicht sehr hoch war. Insofern glaube ich, dass ich und meine Kanzlei für die Thermen eine gute Arbeit geleistet haben. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass bei rund 100 Millionen Euro an Ausschreibungen nie eine Anfechtung erfolgt ist. Was nicht von ungefähr kommt. Bei einem solch großen Bauvorhaben kann es immer zu Streitigkeiten kommen. Insofern ist das was jetzt passiert ist sicherlich bedauerlich. Wenn man aber mit diesen Projektanten weitergearbeitet hätte, dann hätte das für die Öffentlichkeit wahrscheinlich noch einen weit größeren Schaden bewirkt. Immerhin wurden dann die Thermen in kürzester Zeit mit neuen Technikern errichtet. Deshalb sollte man das in den Vordergrund stellen und nicht Streitigkeiten die sich im Anbetracht der Investitionssumme doch noch im Rahmen halten.