Lob des Frosches

Vor bald 500 Jahren – um genau zu sein 1515 – erschienen im elsässischen Hagenau die zu Recht berühmten "Epistolae obscurorum virorum". Sie dokumentieren einen Gelehrtenstreit, der mit Witz und Verve ausgefochten wurde. Noch heute sei Lob dem mutigen Verleger, Heinrich-Henri Gran (1489-1527)!
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Foto: Weißes Kreuz

In den fingierten Episteln ging es gegen die Kölner Dominikaner, die ernsthaft die Frage aufgeworfen hatten, ob man denn jüdische Schriften, etwa den Talmud, vernichten solle… Die „Dunkelmännerbriefe“ parodierten das Hinterwäldlertum der katholischen Observanz – müssen wir denn die Humanistentexte heute wieder zur Pflichtlektüre erheben? (Antwort: ja)

Jetzt will man dem „Frosch“ in Brixen über den Pelz, nein, es ist ja schon geschehn. Man sollte geloben, in die Hofburg seinen Fuß nicht mehr zu setzen. Beim Museion fällt es schon schwerer: Als Kippenbergers „Zuerst die Füße“ (1990) unter den Stiefelabsatz der kleinbürgerlichen Reaktion geraten war, regten sich die heimischen Ulrich von Huttens wenigstens ein bischen.

„Sudtyroliennes, encore un effort si vous voulez être républicains“, möchte man also heute mit dem Marquis de Sade unseren Landsleuten zurufen. Lasst es nicht zu, dass Verbot und Zensur ihre Marktchancen erhöhen. Heute trifft es Thomas Sterna, morgen euch.

Zum Reinlesen: http://gutenberg.spiegel.de/buch/4489/1