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Eine Nummer für alle Fälle

Ab sofort ist die einheitliche Notrufnummer 112 auch in Südtirol aktiv. Die Fäden laufen in der Bozner Drususallee zusammen, wo 300.000 Anrufe im Jahr koordiniert werden.
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Foto: Salto.bz

Zwei Mal die Eins und einmal die Zwei muss ab sofort wählen, wer einen Notruf absetzen will. Seit heute, 17. Oktober, ist auch in Südtirol die einheitliche europäische Notrufnummer aktiv. Als "Eins-Eins-Zwei", und nicht etwa "einhundertzwölf" wird die Nummer vom Direktor der Landespresseagentur Marco Pappalardo präsentiert – und als "Eins-Eins-Zwei" sollen sie die Menschen auch im Gedächtnis behalten,"damit jedes Kind versteht, welche Ziffern man ins Telefon oder Handy eintippen muss".

Mit einiger Verzögerung – in der Nachbarprovinz Trentino ist die Notrufnummer schon seit 6. Juni dieses Jahres aktiv – "haben auch wir diesen internationalen Standard jetzt erreicht", meint ein zufriedener Landeshauptmann am Dienstag Vormittag. Arno Kompatscher spricht von einem "großen Moment", einem "wichtigen Tag" und nicht zuletzt von einem "großen autonomiepolitischen Schritt", den Südtirol und das Trentino mit der Inbetriebnahme der einheitlichen Notrufnummer getan haben. Denn anders als im restlichen Staatsgebiet, wo es eine Notrufzentrale je drei Millionen Einwohner gibt, verwaltet die Region Trentino-Südtirol den Dienst selbstständig. "Obwohl wir insgesamt nur eine Million Einwohner zählen, hat man in Rom keinen Moment gezögert, uns die Ausnahmeregelung zu gewähren", berichtet der Trentiner Zivilschutzlandesrat Tiziano Mellarini, der am Dienstag ebenfalls nach Bozen gekommen ist, um gemeinsam mit seinem Südtiroler Amtskollegen Arnold Schuler, Gesundheitslandesrätin Martha Stocker, Regierungskommissar Vito Cusumano und zahlreichen Vertretern der Sicherheits- und Rettungs- und Einsatzkräfte, die nun über die Nummer 112 erreichbar sind: Weißes und Rotes Kreuz, Feuerwehr, Bergrettung, Polizei, Carabinieri.

 

Damit man bei der richtigen Stelle landet

Die Anrufe, die über 1-1-2 eingehen, nehmen 15 geschulte Mitarbeiter in einem Callcenter mit Sitz in der Agentur für Bevölkerungsschutz in der Bozner Drususallee entgegen. Diese leiten die Anrufe an die zuständige Behörde oder Einsatzstelle weiter. In der Einheitlichen Notrufzentrale sitzen neben den Telefonisten auch Disponenten der Rettungsdienste und der Feuerwehrzentrale. Sie ist rund um die Uhr besetzt. Anrufe, die keine Notrufe sind, werden nicht an die operativen Zentralen von Feuerwehr, Rettung, Polizei oder Carabinieri weitergeleitet. Zu diesen Anrufen zählen: Anrufe, die Kinder beim Spielen mit dem Handy "passieren", "Spaß"-Anrufe, Anrufe, um Telefonkarten aufzuladen (das passiere bei Personen aus dem Ausland, da ausländische Servicenummern oft die italienische Notrufnummer enthielten, heißt es am Dienstag).

Zunächst gibt es eine Übergangsphase, in der die Mitarbeiter der Notrufzentrale alle Anrufe, die unter den Nummern eingehen, die die einheitliche Notrufnummer ablöst – 118 für Rettungsnotfälle, 115 für Feuerwehreinsätze, 112 für die Carabinieri und 113 für die Polizei – entgegen nehmen. In absehbarer Zeit soll nur noch die Eins-Eins-Zwei in Betrieb sein. 306 Freiwillige Feuerwehren und eine Berufsfeuerwehr, 56 Bergrettungsstellen des nationalen Verbandes und des AVS sowie 37 Sektionen des Weißen und Roten Kreuzes – insgesamt 18.000 freiwillige Helfer und Beschäftigte landesweit und 300.000 Anrufe jährlich – werden nun also von einer einzigen Zentrale aus koordiniert. Dass das in Südtirol hervorragend klappen wird, darüber ist man sich am Dienstag einig. Zumal im Land institutionelle Synergien und eine "Tradition großer Professionalität" vorherrsche, so Regierungskommissar Cusumano.

 

Ortung und Übersetzung

Mit der Aktivierung der einheitlichen Notrufnummer ist es auch möglich, den Anrufer zu lokalisieren. Mit dem Notruf werden nämlich die Lokalisierungsdaten mitgeschickt, was die bisher nicht der Fall war und die Dauer des Telefonats häufig in die Länge zog. Zugleich mit der Freischaltung der 1-1-2 wurde die App "Where are u" aktiviert. Mit dieser können Notrufe abgesetzt werden, wobei die GPS-Koordinaten des Anrufenden mitgeschickt werden.

Außerdem wurde ein Übersetzungsdienst beauftragt, um bei Notrufen durch ausländische Personen auch in deren Muttersprache kommunizieren zu können. Zusätzlich zu Deutsch und Italienisch knönen Notrufe in weiteren 37 Sprachen entgegengenommen und abgewickelt werden.