Politica | Extremismus

Appettitanreger für die Nazis?

Dürfen und sollen Südtirols Berge als Geschmacksverstärker für hungrige Neonazis herhalten? Fragt die Grüne Landtagsfraktion die Südtiroler Landesregierung.

Was man wissen will, weiß man. Was nicht, übersieht, verschweigt oder umgeht man einfach. Hans Heiss, Brigitte Foppa und Riccardo Dello Sbarba wollen nicht länger zusehen und fragen die Südtiroler Landesregierung. Kennt ihr die Homepage antisem.it?

Und wisst ihr, dass Südtirols Bergkette, die Titelseite des Internetauftritts schmückt? "Unter einem zauberhaften Panorama von Seiser Alm und Dolomiten" werde suggeriert, dass "Südtirol und seine Bergwelt der Garten Eden neonazistischer Umtriebe" sei.

Schöne Bilder erleichtern den Einstieg bei antisem.it, "Für Demokratie und Toleranz" wird geworben. Was der Online-Versandhandel bietet schaut anders aus. Rechtsgefärbt die "Aufkleber, Flugblätter, Musik CDs, DVDs, Fahnen", die über ein Postfach in Dortmund bezogen werden können. Verantwortlicher Michael Brück, der Server steht in Amerika, die Domain ist in Italien gemeldet.

Thomas Kobler aus Meran hat sein Diplomstudium der Politikwissenschaft in Innsbruck abgeschlossen. Seine Diplomarbeit behandelt das Thema "Rechtspopulismus und Rechtsextremismus in Europa." Für ihn ist klar: "Der nazionalsozialistische Gedanke ist nicht gleich für jedermann zu erkennen. Und die Hemmschwelle sinkt mit der Auseinandersetzung von Begrifflichkeiten wie Populismus, Systemkritik, Ausländerfeindlichkeit gepaart mit zum Teil linker Rhetorik. Vordergründig treten bei Portalen wie antisem.it oder der Etschlichter.blog für eine auf den ersten Blick gute Sache ein: Naturschutz oder Kulturgüter, fairer Handel, regionale Produktunterstützung usw.. Eben Dinge, mit denen sich breitere Bevölkerungsschichten identifizieren können. Der Nationalsozialismus ist also nicht mehr der Aufhänger, sondern nur das Gerüst auf dem die menschenverachtende Ideologie dann aufgebaut wird. Und genau dies kann, wie rechtsextreme Punk-, Hardcore- oder Metalmusik als eine Art Einstiegsdroge für viele (junge) Menschen dienen. Ich denke, dass viele monoethnisch und konservativ geprägte junge SüdtirolerInnen sich theoretisch mit diesen Dingen identifizieren können."

Mithilfe der Staatsanwaltschaft wollen die Südtiroler Grünen nun vorgehen, dem Treiben ein 'Ende bereiten, und sie fordern die Südtiroler Landesregierung auf. Um Unterstützung. "Solche Zusammenhänge zwischen Südtirol und rechtsextremer Agitation" müssten "umgehend beendet werden."

Südtirol soll zumindest optisch sauber werden. Weil Zuschauen auch Zustimmung ist?