Politica | Burggrafenamt

Streit zwischen Obmännern

Johannes Ortner hat sich im Namen des Meraner Heimatschutzvereins für die Standseilbahn nach Schenna ausgesprochen. Das stößt bei seinem Vorgänger sauer auf.
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Foto: Andy Odierno
Die Stellungnahme des Meraner Heimschutzvereins für den Bau der Standseilbahn nach Schenna schlägt in der Kurstadt hohe Wellen. Selbst der ehemalige Obmann des Vereins, Carl Defranceschi, kritisiert die positive Haltung gegenüber dem Großbauprojekt. Konkret im Visier haben die Kritiker*innen den Verfasser der Stellungnahme: Johannes Ortner, Obmann des Heimatschutzvereins sowie Gemeinderat der Grünen in Meran; Unter der Grünen Stadtregierung hatte sich Ex-Bürgermeister Paul Rösch und die damalige Verkehrsstadträtin Madeleine Rohrer beim Land für die Standseilbahn stark gemacht.
Ortner selbst sieht sich nun als Spielball der Hoteliers, da die Meraner Gastwirte dagegen und jene aus Schenna dafür sind: “Mir wird auf Facebook vorgeworfen, ein Lobbyist der Hoteliers von Schenna zu sein. Jede*r, der mich ansatzweise kennt, weiß, dass ich unabhängig von wirtschaftlichen Interessen handle. Ich habe diese Stellungnahme im Namen unseres zehnköpfigen Vorstandes verfasst, der sich für Ökologie und Landschaftsschutz einsetzt”, so Ortner.
Die radikalste Lösung wäre, die Schennastraße für den motorisierten Individualverkehr teilweise bzw. zeitweise zu sperren.
Defranceschi hingegen sieht in der Position des Heimaschutzvereines detaillierte Empfehlungen für den Bau der Standseilbahn: “Da hat sich wohl nicht der Ausschuß der Heimatschützer mit der Thematik befaßt, sondern eine Technikerkommission”, mutmaßt der ehemalige Obmann. Er selbst saß für 20 Jahre als SVP-Vertreter im Meraner Gemeinderat. “Allerdings habe ich schon in der zweiten Legislatur - nach den großen Kämpfen um den Erhalt des Hotels Regina und Hotels Merano - die Obmannschaft des Heimatschutzvereins abgelegt, weil es praktisch unmöglich war eine Balance zu finden und neutral zu sein. Laut letzter Stellungnahme in verschiedenen Medien scheint der Obmann mit der parteipolitischen Neutralität keine Problem zu haben, ebsowenig wie mit der Bewahrung zum Erhalt der Lebensqualität in der Kultur und der Natur”, so Defranceschi. Außerdem seien die Vereinsmitglieder nie zum Thema Standseilbahn befragt worden.
 
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Johannes Ortner: “Es müssen attraktive Alternativen geschaffen werden, damit sowhl Gäste als auch Einheimische vom Auto auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen.” (Foto: privat)
 
Ortner sieht seine Ämter in Gemeinderat und Heimatschutzverein tatsächlich als vereinbar an: “Man muss als Heimatschutzverein nicht immer prinzipiell dagegen sein. Als Gemeinderat kenne ich die Varianten des Projekts und gemeinsam mit dem Vorstand habe ich mich für eine Variante auf der orografisch rechten Seite bei Dorf Tirol ausgesprochen, um die Auwälder in der Lazag zu erhalten. Die Bauern fordern hingegen, dass die Standseilbahn auf der linken Seite von Meran und Schenna gebaut wird, damit ihre Apfelwiesen nicht enteignet werden.”
Deshalb schlägt Ortner vor, die Bauern angemessen für die enteigneten Anbauflächen zu entschädigen, da die Auwälder als Hochwasserschutz sowie zur Kühlung des Stadtklimas dienen. “Die radikalste Lösung wäre, die Schennastraße für den motorisierten Individualverkehr teilweise bzw. zeitweise zu sperren, damit die Busse nicht im Stau stehen – dann bräuchte es auch keine Standseilbahn. Da diese Lösung aber politisch keine Mehrheiten findet, müssen attraktive Alternativen geschaffen werden, damit sowohl Gäste als auch Einheimische vom Auto auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen. Deshalb sind die 107,6 Milllionen Euro für den Bau der Standseilbahn gut investiert. Zum Vergleich: Der Bau der Nordwestumfahrung kostet 258 Millionen Euro und dabei handelt es sich nicht um eine Bahn, sondern um eine Straße für Autos!” Ortner selbst ist in Schenna aufgewachsen und lebt seit 2005 in Meran, Auto habe er keines.
Der Einführungssatz zur Mitgliedschaft im Heimatschutzverein lautet übrigens wie folgt: „Er ist parteipolitisch und konfessionell neutral. Er arbeitet im öffentlichen Interesse zur Bewahrung und zum Erhalt der Lebensqualität in der Kultur und der Natur.“ Es soll der älteste Schutzverein Gesamttirols sein und den Abriss der Landesfürstlichen Burg verhindert haben.