Politica | Neue politische Liste

Adieu Ladiner

Für Aufregung, Unmut und Überraschung sorgt die „Verlobung“ der Ladins Dolomites mit der BürgerUnion von Andreas Pöder. Landesrat Florian Mussner, ladinischer Kandidat der SVP, nimmt Stellung.
„Grenades in Maqluba“
Foto: JuZe Kass

Florian Mussner ist SVP-Landesrat für ladinische Schule und Kultur, Vermögensverwaltung, Öffentliche Bauten, Technischen Umweltschutz und Energie. Und er ist Grödner. Die harsche Kritik von Mussner an der Zeitschrift „Usc di Ladins“ brachte ihm letzten Herbst viel Kritik ein - im Land und unter den Ladinern. Andreas Pöder sah schon damals die Zeichen der Zeit für sich gekommen und sagte im Oktober 2012: „Wenn ein Landesregierungsmitglied derart massiv gegen eine Zeitschrift zu Felde zieht, die ihm gegenüber kritisch ist, dann ist das mit Handlungen von Regimen zu vergleichen.“ Nun koalieren BürgerUnion und Ladins, die Tageszeitung zitiert den Listenführer Andreas Pöder: „Die Vorstände beider Parteien haben einer Listenverbindung grundsätzlich zugestimmt, die Gespräche sind weit gediehen.“

Herr Mussner, was sagen Sie zur Koalition zwischen Ladins und BürgerUnion?
Ich persönlich hab schon seit einiger Zeit gemerkt, dass etwas in die Richtung geplant wird. Der Kollege Pöder hat im Landtag immer wieder Beschlussanträge eingebracht, die ladinische Themen zum Inhalt hatten. Ja, ich habe die Zeichen einer Annäherung bemerkt. Schon vor zehn Jahren gab es eine Annäherung zwischen der Union für Südtirol und den Ladins. Warum es damals nicht geklappt hat, hab ich dann nicht verstanden. Vielleicht ist jetzt die Zeit da, um einen Versuch erfolgreich zu starten.

Zwei doch sehr konträre Bewegungen treffen sich. Meinen Sie die Ladiner fühlen sich von dieser gemeinsamen Liste vertreten?
Ich dachte eigentlich, dass die Ladins mit den Grünen zusammengehen. Daher hat mich diese Verbindung schon eher verwundert. Aber ob sich die Ladiner vertreten fühlen von dieser Liste, das müssen Sie den Herrn Pizzinini direkt fragen. Ich habe davon nur in der Tageszeitung gelesen.

Enttäuscht?
Man kann nicht von Enttäuschung reden, es ist eine Realität. Schade finde ich, dass die Liste Ladins, die immer gesagt hat, sie wollen alleine antreten, weil sie eine gewisse Autonomie haben, nun zu diesem Schritt bereit sind. Zu zweit muss man Argumente gemeinsam angehen und das ist für mich schon eine Frage, wie das funktionieren soll. Aber jeder kann frei entscheiden, wir leben ja zum Glück in einer Demokratie.

Als Spitzenkandidat wird Andreas Pöder ins Rennen gehen, den zweiten Listenplatz bekommt ein Vertreter der Ladins. Geht die Rechnung für die Ladins auf oder fischen sie nur zu?
Die Liste Ladins hat sicherlich gedacht, dass sie bessere Chancen haben durch diese Fusion. Bei den letzten Landtagswahlen haben sie ja keinen Sitz bekommen. Sicher, sie werden mit zwei Mandaten rechnen.

Insider schätzen, dass die Ladins Dolomites zwischen 3.000 und 5.000 Stimmen mobilisieren können. Angst vor Stimmenverlusten?
Ich hoffe natürlich, dass es zu keiner Abwanderung von Stimmen kommt. Wie sich das Stimmenpotential entwickeln wird, ist schwer zu sagen. Was die SVP aber aufweisen kann, ist eine Vertretung der Ladiner seit 60 Jahren. Da haben wir eindeutig einen großen Vorteil. Wir waren ja immer da für die deutsche und ladinische Sprachgruppe – das ist schon ein Unterschied.

 

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F G Lun, 07/22/2013 - 16:30

ich vertrete keine Position für oder gegen LR Mussner. was mich aber stört ist die Aussage seinerseits: "Wir (die SVP) waren ja immer da für die deutsche und ladinische Sprachgruppe"
genau hier liegt der Hund unserer schönen Provinz begraben (und wird der SVP über kurz oder lang ihre absolute Mehrheit in der Regierung kosten).
Warum hören wir nicht endlich auf uns alle als deutsch, italienisch oder Ladinisch zu bezeichnen? nichts gegen die Ladiner, deren Sprache und Kultur zweifelsfrei erhalten bleiben muss, aber vielleicht sollten wir alle mal von unseren eigenen Interessen (oder jener unserer Sprachgruppe) wegsehen und uns für das Wohl aller Südtiroler einsetzen und entsprechend bei den Wahlen abstimmen. Warum kann ein Ladiner nicht auch mal einen "Italiener" wählen, oder vielleicht einen "Deutschen, und umgekehrt ein Deutscher mal einen Ladiner oder Italiener (eines sei gesagt: die Italiener machen das schon, was aber eher an den unkoordinierten und zerstrittenen italienischen Oppositionsparteien liegen mag)

Lun, 07/22/2013 - 16:30 Collegamento permanente