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Franco Giacomazzi auf Irrwegen

Der Lega-Stadtviertelratspräsident von Europa-Neustift entgleist verbal. Beschämend die Wortwahl in einem Facebook-Eintrag über Flüchtlinge. Heftig die Reaktionen.

UPDATE

Am Samstag Abend veröffentlichte Franco Giacomazzi schließlich auf seiner Facebook-Seite einen Eintrag, in dem er sich für seine Worte entschuldigt:

 

Für einen Aufschrei und breite Empörung haben die Äußerungen des Lega-Nord-Politiker Franco Giacomazzi gesorgt. Giacomazzi wurde am 15. Juni zum Präsident des Bozner Stadtviertels Europa-Neustift gewählt. Nun fordert Sergio Bonagura, seines Zeichens Stadtobmann des Bozner PD seinen Rücktritt. Anlass dazu ist ein Facebook-Eintrag, den Giacomazzi kürzlich veröffentlichte. Darin wettert er gegen Flüchtlinge, beschämend seine Wortwahl. So bezeichnet er die Flüchtlinge als  “Schädlinge und Parasiten”, die man getrost nach Hause schicken könne, da “sobald sie hier ankommen sowieso schon dick sind”. Die Beschimpfungen gehen noch weiter, doch nach Kurzem löscht Giacomazzi den Eintrag wieder.

Ein Facebook-Eintrag, den Franco Giacomazzi vor zwei Tagen für alle einsehbar auf seinem Profil postet.

Giacomazzi? Ruspa! (Movimento 5Stelle)

Zu spät, denn inzwischen ist die Presse auf das Hass-Posting aufmerksam geworden. Der Druck auf den Leghista steigt. “Die rassistischen und xenophoben Kommentare über die Einwanderer sind nicht nur verwerflich, sondern auch absolut unvereinbar mit seiner institutionellen Rolle als Stadtviertelpräsident”, schreibt Sergio Bonagura. Und auch die Grillini melden sich zu Wort: “Die grauenhaften Äußerungen des Stadtviertelratspräsidenten Franco Giacomazzi auf Facebook sind inakzeptabel und gefährlich.”

“Come democratici condanniamo fermamente le parole e i concetti espressi da Giacomazzi, che, speriamo, sia stato vittima del caldo di questi giorni.” (Bonagura)

Entweder solle sich Giacomazzi bei der gesamten Stadt und im Stadtviertel für seinen schlimmen Fehler entschuldigen, oder aber seinen Rücktritt einreichen, so die Forderung des PD-Stadtobmanns. Delikates Detail: Dass Franco Giacomazzi überhaupt Stadtviertelratspräsident von Europa-Neustift ist, hat er auch dem Bozner PD zu verdanken. Beide PD-Stadtviertelräte hatten dem Lega-Vertreter am 15. Juni ihre Stimme gegeben. “Wir gratulieren dem PD, der mit scharfsinniger Weitsicht Giacomazzi als Präsident unterstützt hat”, so die zynischen Worte der Bozner Grillini, “und sich nur einige Wochen später gezwungen sieht, seinen Rücktritt zu fordern.” Doch nicht nur der PD, auch die Vertreterin der Grünen im Stadtviertelrat Europa-Neustift hatte für Giacomazzi als Präsidenten gestimmt. “Unverständlich”, so die Reaktion von Luigi Gallo. Der Linke Gemeinde- und Stadtrat fordert: “Wenn ihr glaubhaft sein wollt, entzieht ihm das Vertrauen.”

Cari amici del Pd di Bolzano; avete votato (incredibilmente anche i verdi) a presidente del quartiere Europa un esponente della Lega e poi vi meravigliate del suo giudizio sui profughi? Adesso non vi basta ancora e chiedete le sue scuse? Toglietegli la fiducia se volete essere credibili. (Gallo)

Übrigens sitzt im Stadtviertelrat von Europa-Neustift neben Franco Giacomazzi  und Gioele Sacchet von der Lega Nord auch Sandro Trigolo. Der CasaPound-Vertreter war unter anderem unter jener Gruppe von Lega-Nord- und CasaPound-Aktivisten, die vor einigen Wochen für die Störaktionen in und vor dem Bozner Gemeinderatssaal sorgten.