Economia | Landwirtschaft

„Siamo in Italia“

Als regelrechte Schweinerei bezeichnet EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann den Versuch norditalienischer Landwirte, am Fördertopf der Südtiroler mitzunaschen.
Herbert Dorfmann
Foto: SVP
  • SALTO: In Italien wurden in der ersten Säule der landwirtschaftlichen Förderung die sogenannten Eco-Scemes bzw. Tierwohlstandards eingeführt, die insbesondere benachteiligten Gebieten wie Südtirol zu Gute kommen sollten. Weshalb Ihre Kritik?

    Herbert Dorfmann: Diese Maßnahme war geplant für die Weidehaltung in Berggebieten. Das heißt, wenn in Südtirol ein Bauer seine Kühe oder Kälber auf die Alm bringt, dann bekommt er dafür eine Förderung. In einer „Last-minute-Aktion“ haben die Bauernvertreter aus der Po-Ebene es geschafft, dass diese Förderung grundsätzlich für Weidehaltung gilt und nicht nur für die Berggebiete. Wenn die Tiere aus den riesigen Ställen für einige Tage auf eine Weide gebracht werden, dann können die Besitzer diese Prämie beanspruchen. Dadurch stehen natürlich unseren Bauern weniger Fördergelder zur Verfügung. Damit gekoppelt ist auch diese eigenartige Regelung zum Antibiotikakonsum, die unter dem Durchschnittsverbrauch liegen muss, da der Bauer sonst seinen Anspruch auf die Förderung verliert. Alles gut und recht, eine Milchkuh wird allerdings nur behandelt, wenn ein Tier krank ist. Wir stehen also vor einer gänzlich anderen Situation wie beispielsweise bei der Schweine- oder Geflügelhaltung. Hier stellt sich die Frage, was das mit Tierschutz zu tun haben soll. 

  • Herbert Dorfmann: „Speziell beim Vorschlag über die Antibiotika-Anwendung gibt es in ganz Italien Probleme.“ Foto: SALTO

    Was werden Ihrer Meinung nach die Folgen sein?

    Hier wird einerseits der Schwarzmarkt beflügelt und zweitens werden manche Bauern ihre Tiere lieber zum Metzger bringen, bevor sie das Risiko eingehen, die Prämien zu verlieren. Das ist ein Blödsinn und ganz sicher nicht im Sinne des Tierwohls. 

    Werden die Vertreter aus der Po-Ebene erfolgreich sein mit ihrem Vorstoß?

    Ich hoffe nicht. Speziell beim Vorschlag über die Antibiotika-Anwendung gibt es in ganz Italien Probleme. Wenn man sich einige Daten ansieht, dann scheint in einigen Regionen eine Wert von Null auf. Dort werden die Behandlungen einfach nicht in das Register eingetragen. 

    Wie das?

    Siamo in Italia. 

    In Südtirol ist man diesbezüglich sehr lernfähig. 

    Nein, das wäre nicht richtig. Antibiotika sollen dort eingesetzt werden, wo es gebraucht wird und wie es sich gehört, und man soll nicht diejenigen bestrafen, die sich richtig verhalten. Der zuständige Minister hat mir auch versprochen, dass dies richtiggestellt wird. Nur muss man sich bewusst sein, dass der Widerstand jener Herren, die hier kassieren, massiv ist. 

    Zukunft Milchwirtschaft: Derzeit liegt das Hauptproduktionsgebiet auf einen relativ kleinen Bereich zwischen Frankreich, Holland, Belgien, Dänemark und Deutschland konzentriert. In diesem Gebiet scheint die Produktion am Wirtschaftlichsten zu sein. Wie sollen Berggebiete wie Südtirol damit konkurrieren?

    Im angesprochenen Gebiet gibt es das beste Klima für Milchvieh sowie viel Weidehaltung. Zudem liegen entlang dieses Gebietes auch große Häfen, welche den Zugang zu den aus Übersee transportierten Futtermitteln erleichtern. Deshalb müssen wir in Südtirol versuchen, die Tierhaltung an die Fläche zu koppeln – eine Maßnahme, die letzthin im Wipptal für ordentliche Aufregung gesorgt hat.  Die Südtiroler Milchgenossenschaften haben sich für eine nachhaltige Milchwirtschaft entschieden. Jene, die es nicht glauben wollten, machen nun einen ordentlichen Wirbel. Wenn jemand 30 Tiere auf sechs Hektar Grund hält, ist jedoch alles gesagt. Insgesamt muss bei den Förderungen eine Koppelung mit der vorhandenen Fläche geschaffen werden. Jene, die Riesenställe führen sowie Mais und Soja aus Südamerika an ihre Tiere verfüttern, sollten auch die notwendige Fläche vorweisen können.

    Ist das politisch gewollt?

    Das entspricht dem klassischen Eco-Scheme. Mit der Prämie wird der Landwirt verpflichtet, einen vernünftigen Viehbesatz zu halten. 

    Heißt das, dass der Preis für das Produkt steigen wird?

    Nicht notwendigerweise. Es wäre damit möglich, die Viehwirtschaft wieder ins Grünland zu bringen, was auch dem Klima-Schutz entgegenkommt. Futtermittel-Importe aus Südamerika hingegen sind Unsinn. Deshalb ärgern mich Aussagen über CO2-Foodprints von Fleisch oder Milch. Das hängt schlicht davon ab, wie es produziert wird. 

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Salto User
nobody Mar, 04/30/2024 - 21:31

Bitte eine Liste mit den Errungenschaften, die dieser Herr für uns Südtiroler in Brüssel erreicht hat. Im Moment bin ich beim Überlegen, ob ich nicht besser BSW wählen soll.

Mar, 04/30/2024 - 21:31 Collegamento permanente