Politics | Südtirolkonvent

Die Wohlfühlgrenze

Was hat der Konvent mit Socken und Downhill-Rennen zu tun?
Note: This article is a community contribution and does not necessarily reflect the opinion of the salto.bz editorial team.

Es ging um die banale Frage, wie weit man Socken hochziehen soll. Ganz straff, soweit es geht oder einfach nur bis zu dem Punkt am Unterschenkel, wo es einem noch angenehm ist? Ein Kind erklärte mir einmal, dass es eine Wohlfühlgrenze habe und egal, wie weit sich die Socke auch noch ziehen ließe, die sei nun erreicht und nicht zu überschreiten.

Als Erwachsene nehmen wir diese Grenze manchmal gar nicht mehr wahr, andere Male über- oder unterschreiten wir sie ganz bewusst, weil wir sie einem Ziel hintanstellen, das uns wichtig erscheint.

Letzten Samstag hat die zweite Open Space Veranstaltung im Rahmen des Südtirolkonvents stattgefunden, an der wiederum über 100 Personen teilgenommen haben. Ich war dabei, weil mir die Zukunft unseres Landes ein Anliegen ist. Mit mir noch eine Menge anderer Leute, die es offensichtlich so halten wie ich: sie wollen mitreden und mitgestalten.

Ich gehöre einer Generation an, die den harten politischen Austausch kennt und bin alt genug, um zu wissen, dass Politik keine Kuscheloase ist. Gerade deshalb bin ich davon überzeugt, dass unsere Demokratie nur dann Bestand haben kann, wenn sie sich neuer Instrumente bedient und der Konvent beweist, dass das erkannt wurde.

Allerdings war es in Bruneck um die Wohlfühlgrenze nicht gut bestellt, jedenfalls um die meine und die einiger, vielleicht weniger, anderer Menschen. Demokratie lebt vom angeregten Wettbewerb der Ideen, so heißt es. Doch ist damit kein halsbrecherisches Downhill-Rennen gemeint, bei dem ich weder rechts noch links schaue, um möglichst als erster und ohne Rücksicht auf Verluste mein Ziel zu erreichen. Letzen Samstag hat aber ein solches Downhill-Rennen stattgefunden. Der übergroße Teil der Anwesenden war optimal trainiert und auf das Ziel getrimmt, die eigenen Positionen hegemonial zu vertreten. Oft ohne wirkliches Interesse an von den eigenen abweichenden Ideen, manchmal auch ohne Rücksicht auf Verluste des Respekts unbekannten Menschen und Lebenswelten gegenüber.

Damit ich und andere unserer Wohlfühlgrenze nicht definitiv verlustig gehen, braucht es eigentlich nicht viel. Oder doch, es braucht: VIELE. Und zwar viele verschiedene Menschen, die Südtirol mitgestalten wollen und bereit sind, sich hierfür mit unterschiedlichen Ideen auseinanderzusetzen. Dazu zählen jene, die in Bruneck dabei waren, genauso wie jene, die ganz andere Positionen vertreten und bisher daheim geblieben sind. Wenn letztere beim nächsten Open Space dazukämen, wäre meine Wohlfühlgrenze gerettet.