Society | Catcalling

Beschluss gegen verbale Gewalt

Rund eine Woche nach dem Welttag gegen Gewalt an Frauen konnte sich im Landtag die Sprecher:innen der meisten Fraktionen auf einen Antrag gegen Catcalling einigen.
Catcalling is violence Berlin Kreuzberg
Foto: C.Suthorn Wikimedia
Der englische Begriff, der sich ursprünglich auf Buhrufe im Theater bezog, meint heute unaufgeforderte, vorwiegend von Männern an Frauen gerichtete Kommentare anzüglicher Natur oder auch ein Nachpfeifen im öffentlichen Raum. Die ungebetenen „Komplimente“ Komplimente beziehen sich dabei fast immer auf den Körper oder ein Körperteil der belästigten Person. Durch den Antrag wolle man „alle Formen von sexueller/verbaler Gewalt anzuerkennen und verstärkt auf das Problem aufmerksam zu machen“. Man spricht nicht zufällig von verbaler Gewalt, da es auch auf einer breiten Ebene gilt, Bewusstsein für das Problem zu schaffen.
Personen, die Negativerfahrungen mit Catcalling gemacht haben, werden in ihrem subjektivem Sicherheitsempfinden angegriffen, wenn sie sich im öffentlichen Raum bewegen, auch da es durch einen Mangel an Bewusstsein zu wenig Zivilcourage seitens nicht beteiligter Passant:innen kommt. Die Opfer dieser Form von verbaler Gewalt sind mit ihren Erfahrungen häufig allein gelassen. Laut einer auf der Webseite der Grünen zitierten Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsens hätten 40% der befragten Personen nach Catcalling-Vorfällen damit begonnen bestimmte öffentliche Orte zu meiden, während 8% angaben, ihren Kleidungsstil gewechselt zu haben. In Italien fällt Catcalling nicht unter den Tatbestand der Belästigung oder Störung von Personen (Artikel 660 des Strafgesetzes), was bedeutet, dass diese Form von Übergriffen im Alltag nicht unter Straf steht. Vielfach wird die „Schuld“ für diese verbalen Attacken den Opfern zugeschrieben.
Der eingebrachte Antrag Nr. 637/22 „Stop Catcalling“ weist drei Punkte auf und fordert somit:
 
  1. Wie bereits beschrieben; „sämtliche Formen verbaler/sexueller Gewalt anzuerkennen und verstärkt auf diese Probleme aufmerksam zu machen“
  2. den Internetauftritt „Gewalt hat viele Gesichter“ um neue Formen verbaler/sexueller Gewalt zu ergänzen“
  3. „gemeinsam mit Kooperationspartnern (Frauen- büro, Frauenorganisationen, Polizei, Justiz ...) und Schulen Sensibilisierungsaktionen und Aufklärungskampagnen zu starten bzw. weiterzuführen“.
Es unterzeichneten ihn die Landtagsabgeordneten Brigitte Foppa, Magdalena Amhof, Maria Elisabeth Rieder, Ulli Mair, Peter Faistnauer, Myriam Atz Tammerle, Rita Mattei, dott. Sandro Repetto, Marco Galateo, Carlo Vettori und Diego Nicolini.