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Garten der Begegnung

Das Projekt des Jugendtreffs Jump in Eppan ist eine Oase der Kreativität: ein Ort des Austausches für Ideen und Kultur in Südtirol.
Kunstinstallationen
Foto: Archiv Garten der Begegnung

Der Garten der Begegnung ist ein Projekt des Jugendtreffs Jump in Eppan. Er versteht sich als Ort des Austausches von Ideen und Kultur in Südtirol. Er lädt zum Ausspannen, zum Verweilen und zum Ideensammeln ein. Wir haben mit Marco Zema gesprochen, er ist der Koordinator des Projekts.

 

Salto.bz: Wie kam es zur Idee für den Garten der Begegnung und wie lange gibt es ihn schon?

Marco Zema: Die Ausgangslage ist ein Projekt namens „Zusammenleben in Eppan“. Dabei wurden Analysen durchgeführt, die zeigen, dass es in Eppan mehr ein Nebeneinander als ein Miteinander der Kulturen gibt, und das auch in Bezug auf die deutsche und italienische Sprachgruppe. Während dieser Erhebungen wurde immer wieder klar, dass es einen offenen Treffpunkt braucht, wo sich Bürger*innen kennenlernen können. Ein weiteres wichtiges Anliegen des Projektes war es, auch denjenigen einen Platz der Vernetzung zu bieten, die sich (noch) nicht in die Gesellschaft integriert fühlen. 2018 haben wir das Projekt ausgearbeitet. Am 10. Dezember desselben Jahres wurde das Projekt dann schließlich genehmigt. Unter der Leitung vom Jugend- und Kulturtreff Jump und vieler Freiwilliger/Mitarbeiter haben wir den verwilderten Garten neben dem Jugendtreff umgestaltet. Seit Mai 2019 wird das Projekt „Garten der Begegnung“ durch einen Koordinator betreut.

 

Was gibt es im Garten zu bestaunen, was macht ihn einzigartig?

Es gibt im Garten der Begegnung viele liebevoll eingerichtete Ecken, die zum Hinsetzten und Genießen einladen. Die Orte wurden mehrheitlich aus Materialien gefertigt, die ansonsten in der Mülltonne gelandet wären. Neben Gemüsebeeten, Obstbäumen, einer offenen Bibliothek und einem kleinen Sandstrand mit Hängematten bietet der Garten der Begegnung auch noch einen von den Jugendlichen selbstgebauten Pizzaofen. Einzigartig machen den Garten jedoch die Menschen, die ihn besuchen. Sehr viele verschiedene Lebenshintergründe sowie unterschiedliche Lebensumstände machen den Garten der Begegnung zu einem offenen Ort der Kulturen sowie der Sichtweisen. Die Menschen sind die eigentliche Seele des Gartens und tragen viel zu seiner Gestaltung bei. Auch die faszinierende Kunstinstallation mit fast 900 recycelten Bildern an der Hausfassade lockt viele Interessierte und Kunstliebhaber an. In ihrer Vielfältigkeit spiegelt sie die Werte wider, die wir im Garten der Begegnung fördern möchten.

Dieser Garten soll eine Ideenwerkstatt für Jung und Alt bieten. Wie wurde dieses Konzept von der Dorfgemeinschaft und eurem Umfeld aufgenommen?

Sehr viele Bürger*innen sind interessiert und besuchen den Garten. Einige vor allem ältere Menschen suchen einen Ort der Entspannung und des Austauschs, während Kinder meistens etwas basteln, bauen, schaufeln oder pflanzen wollen. Jugendliche relaxen im Sommer gerne in den Hängematten. In der kälteren Jahreszeit sitzen wir oft bei einem Lagerfeuer zusammen und braten Kastanien. Auch Vereine und Institutionen haben den Garten für sich entdeckt und es sind verschiedene Projekte daraus entstanden. Außerdem vermieten wir im Garten zehn kleine Beete an Interessierte Hobbygärtner*innen. Bewohner*innen und Einrichtungen aus Eppan gestalten den Garten dadurch aktiv mit.
Die Rückmeldungen der Bürger*innen sind durchwegs positiv. Manche unterstützen das Projekt sogar mit Materialspenden, ihrem „Know how“ und dem persönlichen Einsatz.
Gemeinde und Provinz unterstützen das Projekt auch weiterhin, auch der öffentlichen Verwaltung liegt das Projekt also am Herzen, was uns sehr freut.

 

Was bedeutet für euch Upcycling und wie integriert ihr Upcycling in euren Garten?

Upcycling ist bei uns nicht nur im Garten ein großes Thema, sondern auch im Jugendtreff. Dabei orientieren wir uns stark an der Natur, die uns zeigt wie’s geht: Die Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen, sind für uns das Maß, was realisierbar ist. Wir versuchen den Besucher*innen zu vermitteln, dass auch sogenannter „Müll“ noch vielseitig verwendbar sein kann. Das beginnt schon bei unserem Mülleimer aus Paletten mit verschiedenen Einwurflöchern für die Mülltrennung, den wir zusammen mit Kindern gebastelt haben. Auch der Grünschnitt aus dem Garten wird nicht entfernt, sondern vor Ort wieder zu fruchtbarer Erde verarbeitet. Wir versuchen, wo es geht, die Prinzipien der Permakultur anzuwenden, um die Kreisläufe so klein wie möglich zu halten.

Was ist deine Verbindung zum Garten, woher kommt dein grüner Daumen? Und was machen die Beteiligten mit der Ernte?

Ich bin selbst gelernter Gärtner, habe mich in den letzten 10 Jahren mehrere Monate in verschiedenen Permakulturprojekten (WWOOF) in Spanien, Frankreich und Sizilien freiwillig engagiert und habe mehrere Jahre hauptberuflich als Wanderführer gearbeitet. Eher als einen grünen Daumen würde ich sagen, dass ich eine große Neugier für die Natur besitze. Es geht beim Garten nicht darum, das meiste herauszuholen und so produktiv wie möglich zu sein. Wir stellen das (Kennen-)Lernen und Erleben in den Mittelpunkt. Der Garten wurde so gestaltet, dass ein Teil der Fläche zum Gemüse- und Obstanbau genutzt werden kann, der aber trotzdem auch Ruhezonen und Unterschlupf für Tiere bietet. Diesen Sommer war eine ganze Igelfamilie im Garten, wir haben uns über ihren nützlichen Besuch sehr gefreut. Unsere Ernte wird dann gemeinsam zu verschiedenen Produkten verarbeitet und bei unseren Veranstaltungen den Besucher*innen angeboten. Im Sommer backen wir regelmäßig Pizza, machen Säfte, Dörrobst, Pesto und Salate.

Der Garten bietet auch Platz für Konzerte, Ausstellungen, Kulturveranstaltungen, etc. Was ist für die Zukunft in diese Richtung geplant?

Vor allem im Sommer haben wir regelmäßig Veranstaltungen auf dem Programm. Es werden Buchvorstellungen, Filmvorführungen, Musikveranstaltungen und Workshops geplant.Dabei wollen wir möglichst viele Interessen abdecken und möglichst verschiedene Menschen miteinander in Kontakt bringen. Vielfalt ist im Garten sehr wichtig. Details zu den Veranstaltungen werden vor dem Garten, im Überetscher Gemeindeblatt und auf unserer Facebookseite bekanntgegeben.

Was möchtest du den Lesern dieses Artikels noch sagen?

Vor allem möchte ich alle Interessierten einladen, selbst in den Garten zu kommen und sich ein Bild davon zu machen. Wir sind direkt am Festplatz in St. Michael in Eppan, neben dem Jugend- und Kulturtreff Jump. Dann möchte ich Menschen ermutigen, sich für ähnliche Projekte in der eigenen Gemeinde einzusetzen, da sie meiner Meinung nach einen großen Mehrwert für die Gesellschaft darstellen. Plätze wie unserer können vielseitig genutzt werden, wie zum Beispiel für örtliche Schulen, Tagesstätten und Vereine. Und wenn ihr Lust bekommen habt, kommt vorbei! Wir freuen uns über jeden Besuch.