Society | Wearables

Brillen, Uhren und essbare Computer

Tragbare Mini-Computer oder sogenannte "Wearables" sind ein heisses Thema. Warum manche von ihnen an ganz einfachen Problemen scheitern könnten.

Wenn sie ein Date mit Sergey Brin oder Marissa Mayer haben ist ihnen vermutlich alles egal.

Aber denken sie mal daran wie Sie tatsächlich das erste Mal mit dem Mann Ihrer Träume oder der zukünftigen Mutter Ihrer Kinder ausgehen und entsprechend nervös sind. Würden Sie sich also entspannen wenn Ihr Gegenüber Sie nicht nur mit ihren/seinen wunderschönen Augen sondern auch mittels Google Glass mustert – und das Geschehen möglicherweise live zu einer Expertenrunde nach Hause überträgt?

Oder denken Sie an eine wichtige Geschäftsverhandlung, einen kleinen Streit im Büro oder ein zufälliges Gespräch mit einem Unbekannten im Zug.
Diese Fragen bedeuten nun nicht, daß Glass kein heißes Gadget wäre - aber vielleicht schon daß es sich in sozialen Situationen als kontraproduktiv erweisen könnte. Und dazu führt dass der Cyborg von Welt noch mehr zu einem selbstbezogenen, sich selbst vermessenden Singulum mit abstumpfenden sozialen Werkzeugen wird. Hat Brin vielleicht freudianisch genau das antizipiert, als er sich neulich mit einem bizarren Lamento von der angeblich zu Unmännlichkeit führenden Nutzung von Smartphones vernehmen liess?

                                       
Weniger kritisch scheint da der zweitletzte Schrei der Digitalwelt zu sein, die smarte Uhr. Sicher klingt es verlockend Nachrichten, Gespräche und Termininfos via Handgelenkcomputer zu managen, aber spricht die Bürde des laufenden Bereithaltens eines zweiten energiehungrigen Geräts wirklich für sich? Und ist es tatsächlich cool in CIA-Manier die folgenden Botschaften in ihre Uhr zu sprechen: »Schatz, Anna ist jetzt im Kindergarten«, »OK, bestätige 10 Semmel und ein Liter Milch.« oder »Butta la pasta, tesoro, sto arrivando, Over.«

                                     
Eine andere Klasse von Mini-Computern ist da auf den ersten Blick nicht so sexy aber in der Praxis möglicherweise deutlich nützlicher: essbare Sensoren.
Kleinste Messgeräte ohne Benutzerschnittstelle werden schon heute von Anhängern der Quantified-Self-Bewegung am Körper getragen um zum Beispiel Bewegung, Kalorienverbrauch und Schlaf zu messen. Bald sollen diese Sensoren auch einfach geschluckt werden und dann aus dem Körperinneren Infos und Berichte an ein Smartphone senden. Solche Geräte könnten zur privaten Diagnostik oder für Telemedizin herangezogen werden und manchen Arztbesuch überflüssig machen.

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Martin Geier Tue, 04/02/2013 - 15:06

Google Glass ist wohl ziemlich kontraproduktiv; siehe auch Artikel; und mA auch gefährlich zumal am Ende fast nicht mehr ich entscheide was von mir im Netz landet oder nicht; wer denkt denn schon immer die streaming funktionen abzustellen. Was das streaming anbelangt so haben selbst politische fans wie M5S oder die Piraten festgestellt daß streaming praktisch Diskussion und Intimität auch abwürgen kann; und haben einen Teil ihrer Diskussionen hinter verschlossenen Türen verlegt. Da werden fruchtbarere Ergebnisse erzielt. Der smarten Uhr sage ich mal kaum einen großen Erfolg voraus; aber vielleicht ist das auch weil ich selbst kein Uhrenträger bin. ;)
Wieder ein energiefressendes Gerät mehr; ein gutes Smartphone kann weit mehr. Erinnern wir uns wie das Netbook praktisch über uns gekommen ist und dank Tablets und immer billiger werdenden Notebooks wieder verschwunden ist; denken wir auch wie gut sich nach wie vor der gute alte desktopRechner hält; was Preis-Leistung anbelangt bleibt er weiter ungeschlagen und viele wollen Internet am gleichen Ort; in der Intimität der eigenen 4 Wände. Kann ich verstehen.

Siehe auch:
http://orf.at/stories/2174015/2174016/

und
http://www.salto.bz/de/article/28032013/loblio-aiuta-la-democrazia

Tue, 04/02/2013 - 15:06 Permalink