Chronicle | Gericht

Watschen für Tenti

Richter Andrea Pappalardo hat eine Anzeige Katia Tentis gegen den Bozner 5-Sterne-Gemeinderat Alberto Filippi archiviert. Filippis Kritik entspreche der Wahrheit.

Das Urteil ist handgeschrieben und nur wenige Zeilen lang. „I fatti di cui a procedimento si sono rivelati veri e riportati nel pieno rispetto della cosiddetta continenza“, schreibt Andrea Pappalardo. Der Richter für die Vorverhandlung hat am Mittwoch eine Anzeige von Katia Tenti endgültig archiviert.
Pappalardo lässt keinen Spielraum offen. Das Urteil schließt mit den Worten: “che pertanto la notizia criminis è del tutto infondata”.

Die Ermittlung

Die Vorgeschichte ist bekannt. Alberto Filippi, rühriger Bozner Gemeinderat der 5-Sterne-Bewegung hat vor rund zwei Jahren einen Skandal um einen Wobi-Baugrund in der Reschenstraße ausgegraben. In die Affäre ist auch der Bozner Bauunternehmer Antonio Dalle Nogare verwickelt, mit dem Katia Tenti seit längerem in einer privaten Beziehung steht. Die Ressortdirektorin von Christian Tommasini war bis vor wenigen Monaten auch direkt für die Wohnbauagenden des Landes verantwortlich.
Alberto Filippi hat mit einer Eingabe bei der Staatsanwaltschaft Ermittlungen ausgelöst, die sich längst im Endstadium befinden. So hat Staatsanwalt Giancarlo Bramante im Oktober 2015 die Ermittlungen gegen die Bauunternehmer Angelo und Antonio Dalle Nogare und auch gegen Katia Tenti abgeschlossen. Er fordert die Einleitung des Hauptverfahrens.

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Bozner Gemeinderat Alberto Filippi: Voller Freispruch.

Die Vorhaltungen, die durch sichergestellte Beweise untermauert werden, sind dabei schwerwiegend. Katia Tenti ließ dem Bozner Bauunternehmer Antonio Dalle Nogare vorab die Unterlagen für eine 25-Millionen-Euro-Wettbewerbsausschreibung des Wohnbauinstitutes zukommen. Die Ausschreibungsbedingungen sollen danach entsprechend den handschriftlich angemerkten Vorschlägen des Bauunternehmers abgeändert worden sein.
Die Staatsanwaltschaft wirft Tenti die „Offenbarung und Nutzung von Amtsgeheimnissen“ sowie die „Störung der freien Durchführung eines Auswahlverfahrens durch Absprache“ vor. Wegen eines Verfahrensfehlers wurde die Frist für die Verteidigung zwar noch einmal verlängert, doch wird der Richter für die Vorverhandlungen in den nächsten Wochen über die Einleitung des Hauptverfahrens entscheiden. Dass es zu einem Prozess kommt, davon gehen inzwischen auch Tentis Verteidiger aus.

Angebliche Verleumdung

Katia Tenti ist eine der höchsten italienischsprachigen Funktionärinnen in der Landesverwaltung. Und sie weiß sich zu wehren. So hat Tommasinis rechte Hand – trotz der erdrückenden Beweislast - mehrere Strafanzeigen wegen Verleumdung bei der Staatsanwaltschaft Bozen eingereicht.
Eine davon gegen Alberto Filippi. Doch die Staatsanwaltschaft archivierte die Anzeige. Dagegen legte Tenti Berufung ein. Am Mittwoch wurde der Fall deshalb vor dem Vorverhandlungsrichter verhandelt. Alberto Filippi und sein Verteidiger Gianni Lanzinger haben dabei auf der ganzen Linie Recht bekommen. Richter Andrea Pappalardo hat im Urteil mehr als deutlich erklärt, dass die von Filippi vorgebrachte Schilderung der Affäre sich als wahrheitsgetreu erwiesen hat.
Es ist eine Watschen für Katia Tenti
Katia Tenti hat aber auch gegen den Autor dieser Zeilen und gegen salto.bz Strafanzeige wegen Verleumdung erstattet. Salto.bz hat die Affäre von Anfang an durch detaillierte und fundierte Hintergrund-Berichterstattung begleitet. Die Staatsanwältin fordert in diesem Fall die Einleitung des Hauptverfahrens.
Der Richter für die Vorverhandlung wird am 16. März darüber entscheiden.