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Neue Mitmach-Regionen im Entstehen

In Südtirol entstehen gerade mehrere neue Mitmach-Regionen. Sei auch dabei!
Note: This article was written in collaboration with the partner and does not necessarily reflect the opinion of the salto.bz editorial team.
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Foto: (c) 100 Mitmach-Regionen

Es ist gerade sehr viel in Bewegung im Bereich der Mitmach-Regionen. Nach dem Startschuss im Pustertal letzten Sommer (mehr dazu gibt es HIER), will unser Netzwerk nun auch in anderen Regionen Südtirol tätig werden und Mitmach-Regionen schaffen.

Doch was ist eigentlich eine Mitmach-Region?

Wie man auf https://mitmach-region.org/ lesen kann, ist eine Mitmach-Region eine Gruppe in einer Region, die alle Initiativen und Projekte des ökologisch-sozialen Wandels vernetzen, sichtbar machen und neue initiiert. Das Ziel ist es, Menschen zum Mitmachen zu begeistern, um sich vor Ort der dringendsten Fragen der Nachhaltigkeit anzunehmen. Der Prozess läuft in einem Zeitraum zwischen 9 und 18 Monaten ab und geht dann in einen kontinuierlichen Beteiligungsprozess über. Dabei liegt der Fokus auf vier Themengebieten: Ernährungssystem, Energie & Verkehr, Wirtschaft & Finanzen, und sozialer Zusammenhalt. Auf der Website der Mitmach-Regionen können auch konkrete Praxisbeispiele angeschaut werden, wie sich die verschiedenen Mitmach-Regionen mit diesen Themen beschäftigen.

45 Mitmach-Regionen gibt es in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol schon. 100 sollen es insgesamt werden. Deshalb läuft bis zum 25. April eine Ausschreibung: Wer will sein eigenes Umfeld in eine Mitmach-Region verwandeln? Im Unterland, Vinschgau, Meran und Brixen, sind Menschen am Überlegen, Diskutieren und Vernetzen.

Regionalmoderator:innen gesucht!

La Rete – Das Netzwerk – La Rëi unterstützt die Gründung von Mitmach-Regionen in Südtirol und ist stolz, dass sich in diesem Bereich aktuell so viel tut. Doch Mitmach-Regionen sind keine Selbstläufer. Es braucht Menschen, die sich dafür begeistern und engagieren und die die Organisation übernehmen, die sogenannten Regionalmoderator:innen. Das sind Menschen, denen die Zukunft ihrer Region am Herzen liegt und die gerne andere Menschen zusammenbringen und sie dabei begleiten, Lösungen zu erarbeiten. Dazu braucht es nicht viel. Zeit, Organisationstalent und Kommunikationsfähigkeit sind jedoch erwünscht. Auch Spaß am Arbeiten in der Gruppe ist wichtig. Denn bei den Mitmach-Regionen geht es nicht darum, etwas komplett Neues aus dem Boden zu stampfen, sondern vor allem um Vernetzung. „In Südtirol gibt es schon so viel“, erklärt Judith Hafner vom Kernteam des Netzwerkes. „Jetzt geht es vor allem darum, die Kraft und Energie gebündelt auf den Boden zu bringen, Personen, Organisationen und Aktionen zu vernetzen, um gemeinsam voranzukommen.“

Die Regionalmoderator:innen übernehmen dabei die Federführung. Das muss und darf nicht eine Person alleine sein, sondern es braucht ein Team - wie groß dieses ist, entscheiden die Beteiligten selbst, je nach Umfang und Intensität der eigenen Aktivität. Regionalmoderator:innen verpflichten sich dem Wandel in ihrer Region und dazu, die Mitmach-Konferenz auszurichten, die der Höhepunkt einer jeden Mitmach-Region ist. Während einer Mitmach-Konferenz gibt es verschiedene Thementische, an denen regionalen Initiativen und Projekte durch konkrete Fragestellungen mit weiteren Mitmachenden diskutiert und konkrete nächste Schritte erarbeitet werden. Nach der Konferenz werden diese dann umgesetzt und einige Zeit nach der Mitmach-Konferenz wird in einer weiteren Veranstaltung draufgeschaut wie es gelaufen ist und wie es weiter geht.

Unterstützung erhalten die Regionalmoderator:innen von La Rete – Das Netzwerk – La Rëi. „Sobald sich Menschen bereit erklärt haben, Regionalmoderator:innen zu werden, helfen wir bei der Suche nach Unterstützenden, auch innerhalb unseres Netzwerkes“, verspricht Judith Hafner. Support erhalten die Regionalmoderator:innen außerdem von den deutschen Stiftungen und Organisationen, die hinter dem Projekt Mitmach-Regionen stehen. Eine Serie von kurzen Online-Videos klärt über Dinge wie Netzwerkarbeit und Organisation auf. Den Mitmach-Regionen ist es zudem wichtig, untereinander vernetzt zu sein. Auch einen kleinen finanziellen Anreiz gibt es: 500 € Kaution müssen die Regionalmoderator:innen stellen, doch nach der Mitmach-Konferenz erhalten sie 1500 € zurück. So ist sichergestellt, dass die Kosten zumindest teilweise gedeckt sind.

Neugierig geworden? Am 05. April um 17.30 Uhr findet ein Online-Meeting statt, in dem erklärt wird, was eine Mitmach-Region ist, wie man sie gründen kann und was genau die Rolle der Regionalmoderator:innen ist. Interessierte können sich hier für das Treffen anmelden: https://mitmach-region.org/mitmachen/werde-regionalmoderatorin/#infocall. Genauere Infos zum Call gibt es HIER. Bewerbungsschluss für die Regionalmoderator:innen ist der 25. April.

Neben den Regionalmoderator:innen braucht es aber auch noch viele andere Unterstützende und Mitmachende. Menschen, die Lust haben, die Thementische zu besetzen, Diskussionen zu leiten, regionale Initiativen zu starten und in ihrer Region und mit ihrem Können etwas zu bewegen.

Vinschgau: Fokus auf Ernährung

Im Vinschgau ist man bereits einen Schritt weiter. Einige Netzwerkpartner:innen rund um die BASIS Vinschgau Venosta wollen sich als Mitmach-Region bewerben. Das Vinschgau war früher einmal die Kornkammer Tirols. Und auch heute noch kommen einige der weltbekannten Südtiroler Spezialitäten, wie der Kastelbeller Spargel und die Vinschger Marille aus dem Vinschgau. Da ist es naheliegend, dass sich die Mitmach-Region Vinschgau auf das Thema Ernährung konzentrieren wird. „Ich beschäftige mich schon eine Weile mit dem Thema Verarbeitungs- und Veredelungsküche im Vinschgau“, erzählt Ghali Egger von der BASIS Vinschgau Venosta, „und habe gemerkt, dass die Landwirtschaft immer noch die große Stärke der Region ist. Aber es fehlt an Technologie und an Sichtbarkeit. Landwirt:innen im Vinschgau erzeugen großartige Produkte. Wir wollen nun Angebote schaffen, mit denen sie diese Produkte weiterverarbeiten und veredeln können. Es herrscht außerdem großes Interesse für das Thema Ernährungssysteme, weil es auch in der Nachhaltigkeit eine große Rolle spielt.“

Für den Herbst 2023 ist eine Mitmach-Konferenz in der BASIS Vinschgau Venosta geplant. „Wir werden nicht das Rad neu erfinden, sondern Menschen und Ideen vernetzen“, so Brigitta Villaronga, die dem Team in Schlanders als Impulsgeberin und Moderatorin zur Verfügung steht.

Pustertal: Regionales einkaufen

Auch die Mitmach-Region war in letzter Zeit nicht untätig. Erst letzte Woche hat es im Kulturbahnhof EST in Bruneck ein Event zum Thema „Regional Einkaufen“ gegeben. Getroffen haben sich hier Menschen, die sich für Einkaufsgemeinschaften, wie Kooperationen und sogenannte gruppi di acquisto solidale interessieren. „Wir müssen Konsum neu denken“, meint Judith Hafner. „Weg von diesem Gedanken, dass einzelne Personen möglichst alles und möglichst billig bekommen sollen und hin zu Konsumierenden, die Teil eines größeren Systems sind und Produzierende über den Konsum hinaus unterstützen.“

Vernetzen

Man sieht also: Es tut sich viel im Bereich der Mitmach-Regionen. Wer noch zögert, sich selbst einzubringen, oder wer schon mit dem Gedanken spielt, selbst aktiv zu werden und eine Mitmach-Region zu gründen, der kann auch eine E-Mail an [email protected] schreiben und sich per Mail auf dem Laufenden zu seiner Region halten lassen. La Rete – Das Netzwerk – La Rëi hat auch einen Fragebogen ausgearbeitet, mit dem Menschen ihr Interesse und ihre Verfügbarkeit bei einer Mitmach-Region mitzumachen, kundtun können.

Wir freuen uns auf jeden Fall auf alle, die sich interessieren und selbst in einer Mitmach-Region aktiv werden wollen! Nur gemeinsam kommen wir weiter!