Society | Jugend

Wieder ein wenig jung sein

Wie verbringen Südtiroler Jugendliche ihren Sommer? Wie stehen sie zu den vorgegebenen Corona-Maßnahmen? Eine Umfrage unter Oberschülern gibt Antworten.
Urlaub
Foto: (c) pixabay

Dies ist schon der zweite Sommer in dem wir alle mit dem Coronavirus zurechtkommen müssen; jeder Einzelne ist ermüdet. Auch die Jugendlichen sind von dieser langzeitigen Situation stark betroffen. Vor allem jetzt, wo der Sommer an die Tür klopft, fühlen sich viele sehr eingeschränkt. Die Jugendlichen haben oft auch den Eindruck, dass ihre Meinung weniger ernst genommen wird, deshalb wird ihnen hier die Möglichkeit gegeben sich zu äußern. 

Wie schauen deine Sommerpläne aus? Hat sie die derzeitige Situation beeinflusst?

Valentina Huber (17, Bozen):  Ich fahre, wie jeden Sommer, mit meiner Familie ans Meer, doch dieses Jahr war klar, dass wir in Italien bleiben, um mögliche Reisebeschränkungen und Quarantäneregelungen anderer Länder zu meiden. Den Großteil meines Sommers werde ich im Pustertal verbringen, um dort die frische Bergluft und die Natur zu genießen und vielleicht fahre ich für ein paar Tage mit Freundinnen ans Meer. Außerdem darf ich eine Woche lang als Leiterin des NatureBeat Summercamps arbeiten. Ein Sommerplan, der schon letztes Jahr aufgrund der Pandemie auf Eis gelegt worden ist, ist die Sprachreise nach Irland, die ich mit meiner Kusine und einer Freundin machen will. Leider sind die Umstände immer noch schwierig und es ist unklar, ob die Sprachschule überhaupt für Schüler der ganzen Welt öffnet und Kurse anbietet, ganz zu schweigen von der Unterkunft bei einer Gastfamilie. Meine Sommerpläne wurden durch die Corona Regelungen zwar teilweise auf den Kopf gestellt und ins Wanken gebracht, dennoch kann ich einen großen Teil meiner Ideen umsetzen und freue mich fest auf Bergtouren, spontane Ausflüge mit Freunden, laue Sommerabende und auf die Meeresluft.

Josef Kompatscher (17, Völs): Im Sommer habe ich vor als Kellner auf der Schutzhütte Tierser Alpl zu arbeiten. Danach will ich zu meinen Verwandten nach Wien fahren. Diese Reise werde ich jedoch spontan planen, da sich die Corona-Regeln je nach Situation immer wieder verändern können. Ich gehe allerdings davon aus, dass es weitere Lockerungen geben wird, weshalb ich nicht denke, dass es zu einer Beeinflussung meiner Pläne kommt.

Jonas Pallweber (17, Nals): Im Sommer werde ich in einem Berggasthaus im Martelltal arbeiten. Eigentlich beeinflusst mich diese Situation nicht, da ich schon letztes Jahr diesen Arbeitsplatz hatte. Somit war ich schon ziemlich sicher, dass ich den Platz dieses Jahr wieder bekomme. 

Michelle Oberhofer (17, Branzoll): Ich werde diesen Sommer bis Ende August arbeiten. Die Arbeit wird soweit beeinflusst, dass wir die FFP2 Maske tragen müssen. Letztes Jahr mussten wir nur die chirurgische Maske tragen und deshalb verstehe ich nicht, warum man dieses Jahr eine andere tragen muss. Außerdem wird der Gastbetrieb aufgrund der COVID-Situation vielleicht weniger Gäste bekommen. Dann möchte ich in den Urlaub fahren, welcher beeinflusst werden kann, wenn ich ins Ausland fahren möchte. Falls ich den Corona-Test bezahlen muss, ändern sich meine Reisepläne und ich bleibe in Italien. 

Alma Berger (16, Bozen): Meine Sommerpläne haben zum Glück relativ wenig unter Corona gelitten; ich gehe arbeiten und fahre in den Urlaub. Jetzt, wo auch meine Altersgruppe sich impfen lassen kann, hoffe ich wirklich, dass wir das Virus in diesem Sommer zumindest etwas mehr außen vor lassen können.

Findest du es gerecht, dass nur Menschen mit Coronapass (negativer Test, COVID-Impfung) reisen dürfen?

Michelle Oberhofer: Gerecht finde ich es nicht, denn letztes Jahr hat es auch keinen Pass zum Reisen gebraucht und es war trotzdem möglich. Mir kommt vor, dass einige Regelungen strenger werden, ohne die Situation zu verbessern. Ich finde es ungerecht, wenn man für einen Test bezahlen muss, denn viele Menschen haben schon nicht genügend Geld zu Verfügung um in den Urlaub zu fahren. Wenn das Land die Kosten übernehmen würde, dann fände ich es gut.

Jonas Pallweber: Ich finde es schon gerecht, dass man mindestens getestet werden muss um reisen zu können. So kann man sicher stellen, dass man nicht mit dem Virus infiziert ist und somit nicht andere Menschen gefährdet.

Alma Berger: Ja, das finde ich gerecht, dass  nur Menschen mit dem Pass, mit Impfung oder einen Test "frei" reisen können.  Wenn es um ansteckende Viren geht, kann man nicht mehr nach dem „Auf eigene Gefahr”- Prinzip handeln. Nur mit Pass auszureisen, finde ich verantwortlich und nachvollziehbar.

Josef Kompatscher: Ich finde es gerecht, dass nur Menschen mit Coronapass reisen dürfen, da jeder Mensch, die Pflicht hat die Schwächeren unter uns zu schützen. Somit sollte man sich impfen oder mindestens testen lassen, um andere Menschen zu schützen. Wer seine Pflicht nicht erfüllen will, muss auch mit einer Einschränkung seiner Rechte leben.

Valentina Huber:  Ich finde es durchaus sinnvoll, dass durch den Coronapass ein sichereres Reisen ermöglicht werden kann, und es ist in einer globalen Krise meiner Meinung nach auch bis zu einem gewissen Punkt gerechtfertigt, derartige Einschränkungen aufzuerlegen. Ich halte es aber für fundamental, dass eben auch Negativ-Tests für den Pass gelten und damit eine Alternative zur Corona-Impfung gegeben wird, für jene, die sich nicht impfen lassen können beziehungsweise wollen. Die Einschränkung der Reisefreiheit ist meiner Meinung nach sehr bedenklich und ich persönlich bin auch kein großer Fan von Grenzschließungen. Aus diesem Grund hoffe ich, dass diese Regelungen wirklich nur gelten, bis die größte Gefahr der Corona Krise vorbei ist und wünsche mir, dass mehr auf internationaler Ebene gehandelt wird, schließlich handelt es sich um eine Pandemie.

Hast du vor, dich gegen COVID impfen zu lassen?

Alma Berger: Ja, ich habe vor, mich impfen zu lassen.  Schäden im Allgemeinen, aber insbesondere für mich als gesunden Teenager sind extrem unwahrscheinlich. Ich bin sehr davon überzeugt, dass die Impfung wirksam ist und, dass sie dazu beiträgt, diese Situation zu verbessern. 

Valentina Huber: Ja, ich habe vor mich gegen Covid-19 impfen zu lassen, da ich der Wissenschaft vertraue und überzeugt bin, dass die Impfung ein wichtiger Schritt ist, diese Krise zu bewältigen und zu einem normalen und sozialen Leben zurückzufinden. Ich persönlich möchte vor allem Risikopatienten schützen und durch meine Impfung dazu beitragen, dass die Pandemie, die so vielen Menschen gesundheitlich - physisch und psychisch - und wirtschaftlich geschadet hat, so gut wie möglich eingeschränkt wird. Natürlich sind auch Lockerungen und Rechte, die mit einer Impfung einhergehen, eine große Motivation für die Spritze, allerdings habe ich diesbezüglich meine Bedenken, denn ich finde, ein solcher medizinischer Eingriff sollte nicht aufgrund des Versprechens von Privilegien erfolgen. Wie bereits erwähnt, lasse ich mich in erster Linie für die Gesellschaft, beziehungsweise die Rückkehr zur Normalität impfen. Ich empfinde es gleichzeitig aber als kritisch, Jugendliche und Kinder, die größtenteils keinen schweren Krankheitsverlauf haben, nur im Sinne der Allgemeinheit, für eine Herdenimmunität zu impfen.

Josef Kompatscher: Ja, ich habe vor mich impfen zu lassen. Einerseits um den grünen Pass zu erhalten, andererseits um gewisse Menschen, wie zum Beispiel Risikopatienten, zu schützen. Ich finde jeder sollte seinen Teil beitragen, damit alle wieder zur Normalität gelangen, welche meiner Meinung nach nur durch das Impfen erreicht werden kann.

Michelle Oberhofer: Nein, ich werde mich nicht impfen lassen. Ich finde man hat sich zu wenig mit dem Impfstoff befasst. Man kennt nur die sofortigen Wirkungen, aber man weiß nicht, welche Auswirkungen der Impfstoff in ein paar Jahren haben wird. Ich hoffe, dass es bald ein gut erforschtes Medikament geben wird.

Jonas Pallweber: Nein, ich werde mich nicht impfen lassen, außer wenn es notwendig ist oder von der Arbeit vorgegeben wird. Sollte es Pflicht werden, geimpft zu sein um zu Reisen, werde ich mich trotzdem impfen. Mein größter Zweifel liegt darin, dass meiner Meinung nach, der Impfstoff zu wenig erforscht wurde. 

Wie sollten deiner Meinung nach die Corona-Regeln im Sommer sein?

Josef Kompatscher: Ich finde, dass man nicht zu schnell mit den Lockerungen fortfahren sollte, da man z.B. in Japan mit einer dritten Corona-Welle zu kämpfen hat. Die Lockerungen müssen immer der Situation entsprechend erlassen werden. Es hängt immer davon ab wie viele Infizierte und wie viele Geimpfte und Genesene es gibt. Da die Zahlen momentan sehr gut sind sollten wir uns mit vorsichtigen Schritten der Normalität nähern.

Jonas Pallweber: Ich hoffe, dass die Maßnahmen in den Sommerferien gelockert bleiben, damit man auch in den Restaurants und Bars ohne Einschränkungen bleiben kann. Meiner Meinung nach, sollte man im Sommer nur zum Reisen einen negativen Test oder die Impfung brauchen. Innerhalb der Region sollte man sich frei bewegen können.

Valentina Huber: Ich bin keine Expertin und kann die Situation deshalb auch nicht genau einschätzen. Ich hoffe aber, dass die Lage in diesem Sommer, so wie im letzten, entspannt ist, die Infektionszahlen aufgrund der Temperaturen sinken und weniger Maßnahmen notwendig sind. Ich freue mich über die Aufhebung der Ausgangssperre ab 21. Juni und würde mir wünschen, dass auch kleine Feiern und Treffen erlaubt sind. Mir haben in der Corona Zeit vor allem die sozialen Kontakte, das Feiern und die Leichtigkeit und Ausgelassenheit gefehlt und hoffe, dass wir in diesem Sommer, sofern es die Inzidenzen erlauben, wieder ein wenig jung sein dürfen.

Michelle Oberhofer:  Ich hoffe, dass so viel wie möglich gelockert und geöffnet wird: Bars, Restaurants und Diskotheken sollen ohne Einschränkungen offenbleiben und auch die Maskenplicht im Freien soll aufgehoben werden. Ich habe keine Angst davor, dass es im Herbst mit den COVID Fällen schlimmer wird; wenn es im Sommer sowieso schon weniger Fälle gibt, sollte man das auch ausnützen.

Alma Berger:  Meiner Meinung nach, müssen die Maßnahmen  der jeweilligen Situation angepasst werden. Man muss auf die Infektionszahlen, die Genesenen und die Geimpften achten und je nachdem entscheiden welche Regelungen angebracht sind. 

Siehst du dich als Jugendliche*r durch die Ausgangssperre besonders eingeschränkt?

Jonas Pallweber: Meiner Meinung nach werden die Jugendlichen schon von der Ausgangssperre eingeschränkt, vor allem weil es sie jetzt schon lange gibt. Man muss immer auf die Uhr schauen, um rechtzeitig nach Hause zu kommen, da vergeht einem oft die Lust etwas zu unternehmen.

Michelle Oberhofer: Ja, auf jeden Fall. Für mich war es immer normal, dass ich nach einer langen und anstrengenden Woche abends in ein Restaurant oder in eine Diskothek gegangen bin um mich zu unterhalten. Es fehlt mir durch die Ausgangsperre der Kontakt zu meinen Freunden, da ich mich oft außerhalb meiner Gemeinde mit ihnen getroffen habe. Ich musste aber immer den Bus rechtzeitig nehmen, damit ich noch pünktlich nach Hause kam.

Josef Kompatscher: Ich finde, dass die Jugendlichen am stärksten von der ganzen Krise betroffen sind. Die Ausgangssperre war sehr hart für viele junge Menschen, denn es ist klar, dass man in unserem Alter nicht um 22:00 Uhr zu Hause sein will und man versuchen will sein Leben zu genießen. Jugendliche wollen eben jung sein und das geht am besten nach 22:00 Uhr. Ich glaube Vielen wurde ein großer Teil ihrer Jugend geraubt, was man aber aufgrund der Situation in manchen Teilen nachvollziehen kann bzw. konnte.

Alma Berger: Die Ausgangssperre betrifft insbesondere Jugendliche, und das habe ich auch deutlich gespürt. Die Einschränkung hat mich nicht wütend gemacht. Ich hab sie so gut wie möglich eingehalten, was aber nicht einfach war. 

Valentina Huber: Ja, die nächtliche Ausgangssperre hat mich und meine FreundInnen durchaus eingeschränkt und mir irgendwie ein Gefühl von Verantwortung und Selbstbestimmtheit genommen. Vor allem jetzt, wenn die Tage länger werden und man am liebsten noch stundenlang durch die Stadt schlendert oder einen Aperitif trinken geht, fällt es schwer, auf die Uhr schauen zu müssen. Ich habe den Nutzen der Ausgangssperre nie wirklich erkennen können, denn ich glaube, diese führt eher zu einem Treffen im Privaten und verhindert, dass die Menschen sich im Freien sehen, wo die Infektionsgefahr laut Aerosol-Forscher deutlich geringer ist. Ich glaube kaum, dass die Ausgangssperre Personen aufhalten kann, sich zu treffen und führt eher dazu, dass sich Menschen in Innenräumen verabreden. In den letzten Monaten habe ich stark das Gefühl bekommen, dass die Leute, mich eingeschlossen, müde sind von den ganzen Maßnahmen und sich sehr nach Normalität und Zwischenmenschlichkeit sehnen. Ich glaube strenge Vorschriften, wie die Ausgangssperre, sind nicht der richtige Weg, die Infektionszahlen niedrig zu halten, sondern eher nachvollziehbare Regelungen, die der Bevölkerung, besonders jetzt im Sommer, ein wenig Freude und Leichtigkeit zurückgeben.