Politics | Landtagswahlen 2013

Elefantenrunde in Schloss Maretsch

Der Südtiroler Jugendring hat die Schwergewichte unter den Landtags-Kandidaten zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Ein Blick auf die Anliegen der jungen Menschen in Südtirol.

Der Innenhof von Schloss Maretsch war bereits um 19 Uhr 30 so gut gefüllt, dass kein Stuhl mehr frei blieb, die elf Spitzenkandidaten saßen aufgereiht am Rand des Saals, bereit für ihre Auftritte. Diese hatte man sich sehr gut überlegt, die Choreografie des Abends war klug und lustig ausgetüftelt worden, mit knapp bemessenen Redezeiten für die Politiker und einem Moderator Günther Pallaver der demonstrativ auf die Uhr sah sowie dem unüberhörbaren Gong, sollte diese Zeit überschritten werden. Auch wurde die Konstellation Politiker und Thema dem Zufall überlassen, aus einem Korb wurden die Namenszettel zu den einzelnen Fragerunden gezogen.

Arbeit, Wohnen, Schule und Bildung

Zwei Fragen wurden an die ersten drei Kandidaten, Cornelia Brugger vom PD, Alberto Stenico von Scelta Civica und Paul Köllensperger vom MoVimento 5 stelle herangetragen, eine Sachfrage zu Bildung und Schule sowie die Frage, welches Tier man sei. Im Lauf des Abends stellte sich heraus, dass die Antworten auf die zweite Frage teilweise enthusiastischer ausfielen, als jene nach dem Sachthema. Die mehrsprachige Schule war den Kandidaten des PD, Scelta Civia und 5stelle gleichermaßen wichtig, mit leicht differenzierten Ansprüchen an Leitgedanke, individuellen Wahlmöglichkeiten und Eingliederung für Migranten. Das schwarze Schaf (Brugger), der Vogel (Stenico) und die Wühlmaus (Köllensperger) hatten gesprochen.

So ging es in die zweite Fragerunde mit Elena Artioli (Forza Alto Adige), Arno Kompatscher (SVP), Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit) und Grünen-Spitzenkandidatin Brigitte Foppa. Zum Thema Arbeit, ein schwerwiegendes Paket, das von den Politikern vergessen wurde anständig zu schnüren. Zwar ist man nicht auf italienischem Niveau mit 40%, doch 12 Prozent sind für Südtiroler Verhältnisse alarmierend. Der Generationenvertrag, also die Möglichkeit für junge Leute, sich einen Arbeitsplatz mit jemandem zu teilen, der bald in Pension gehen wird, war Lösungsvorschlag Nummer 1 bei den Kandidaten, Elena Artioli versuchte mit von der öffentlichen Hand bezahlten Sozialbeiträgen für jene Unternehmer die Jugendliche einstellen zu punkten, und Arno Kompatscher will die praktischen Berufe und die Wirtschaft wieder mehr stärken. Übrigens, als Tier wäre der SVP-Spitzenkandidat gerne ein Schäferhund.

Das Wohnen in Miete und Eigenheim war drittes Thema, zu dem der freiheitliche Pius Leitner, der 20-jährige Jaime Venturini (Alto Adige nell'Cuore), Andreas Pöder (Bündnis Südtirol) und David Augscheller (Rifondazione Comunista) zusammentrafen. Unisono der Ruf nach der Abschaffung der Mietförderungen, von denen eh nur die Vermieter profitierten. Auch weg vom fixen Gedanken ans Eigenheim, mehr Mietwohnungen würden gebraucht sowie eine eigene Mietgesetzgebung.

Spannend wurde es, als Fragen direkt aus dem Publikum an die Spitzenkandidaten gestellt wurden. Gleich die drei ersten gingen gezielt an Arno Kompatscher, wie halte es der SVP-Spitzenkandidat mit der mehrsprachigen Schule, dem Ausbau des Flughafens und der Vollautonomie? Auch Elena Artioli und Pius Leitner waren gefragt, wie denn eine mehrsprachige Schule ressourcenmäßig umzusetzen wäre und das Bausparen, wie das funktionieren solle, wenn ein prekär arbeitender Jugendlicher nichts zum Ansparen habe. Immer wieder kam die Mehrsprachigkeit in der Schule auf, auch warum es drei geteilte Kulturassessorate gebe, wie die Kandidaten die Belange von Kindern und Jugendlichen besser vertreten wollten. Auch wurde Pius Leitner nach realistischen Einschätzungen zum Freistaat befragt sowie dessen EU-Anerkennung, Foppa nach dem Grundeinkommen und Sven Knoll nach dem Vereinswesen (er wäre als Tier gerne ein Greiff) und zum Schluss auch noch Köllensperger unter welchen Voraussetzungen er Regierungsverantwortung tragen würde.

Die Veranstaltung auf Schloss Maretsch war lebendig und interessant, flott moderiert und gab Aufschluss über die Haltung der jungen (deutschsprachigen) Südtiroler. Denn junge Italiener waren kaum präsent. Alberto Stenico von Scelta Civica meinte eingangs, er würde als Kandidat nur von deutschsprachigen Organisationen, Bildungshäusern und Medien eingeladen, den italienischen Vereinen sei ein solcher Austausch mit den Landtagskandidaten kein wirkliches Anliegen.