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So denken StudentInnen in Wien

Was halten in Wien lebende Studenten und Studentinnen von der Wiederholung der Wahl des Bundespräsidenten?

Vorigen Freitag wurde das Urteil des österreichischen Verfassungsgerichtshof verkündet: Die Stichwahl zwischen den Bundespräsidentschaftskandidaten Norbert Hofer (FPÖ) und Alexander Van der Bellen muss wiederholt werden. Die FPÖ hatte die Wahl, aus der Van der Bellen im Mai als Sieger hervorging, aufgrund von Regelverstößen aufgehoben.

Salto.bz hat sich bei in Wien lebenden Studenten und Studentinnen aus Österreich, Italien und Deutschland umgehört:

 

„Ich finde es grundsätzlich sehr schade, dass die Stichwahl wiederholt werden muss, weil ich froh war, dass es nicht Hofer geworden ist. Allerdings untermauert die Entscheidung, sie zu wiederholen, auch das System unserer Demokratie. So gesehen ist alles korrekt abgelaufen, die FPÖ hat für unser demokratisches Recht gekämpft. Trotzdem hoffe ich, dass sich das Ergebnis nicht ändern wird und wenn doch, dann zu Gunsten von Van der Bellen.“

Johannes, 20, aus Wien, Student der Musikwissenschaft

 

"Mir ist die ganze Aufregung nicht verständlich. Wenn man für Demokratie ist, heißt es nicht, dass diese links-liberal sein muss. Wichtig ist eine korrekte Repräsentation durch Wahlen – da ist es peinlich, dass ein Land wie Österreich das organisatorisch nicht hinbekommt."

Anna, 25, lebt in Wien, aus Norddeutschland, Studentin der Soziologie

 

„Forse è meglio così. Nonostante ritengo sia uno spreco di tempo e di risorse, se non ci fosse un altro voto, probabilmente rimarrebbe il dubbio, e questo potrebbe causare ulteriori conflitti.“

Massimo, 22, lebt in Wien, aus Brixen, Student der Soziologie

 

„Die Wahl zu wiederholen war das einzig richtige um die Demokratie zu wahren. Die Fehler die gemacht wurden, waren schlichtweg zu verheerend um es einfach so hinzunehmen. Die FPÖ ist demnach auch kein schlechter Verlierer, sondern dank ihr wird hoffentlich diesmal alles mit rechten Dingen zugehen.“

Shirin, 20, lebt in Wien, aus Tirol, Studentin der Publizistik- und Kommunikationswissenschaften

 

„So schwer es mir auch fällt, nach der scheinbar sicher stehenden Niederlage eines Populisten ohne Lösungsansätze einer weiteren Wahl entgegen zu blicken, muss dieses Verfahren dennoch leider aufgrund der Schlampigkeit der Durchführung wiederholt werden. Dass allerdings die Wahlbeobachter dieser rechtspopulistischen Partei genauso wenig in der Lage waren für die richtige Durchführung einzustehen und erst nach dem verschwörungstheoretischen Einwurf von H.C. Strache aktiv wurden, birgt einen bitteren Beigeschmack. Denn an der Durchsetzung des demokratischen Willens arbeitet die FPÖ nicht mit, dann fechtet sie an und verbreitet inhaltlose Kritik. Hoffentlich läuft es wie sonst auch und die Anderen, in diesem Fall v.d. Bellen, triumphieren.“

Felix, 23, lebt in Wien, aus BadenWürttemberg, Student der Rechtswissenschaften

 

„Abgesehen davon, dass auch FPÖ-Wahlbeisitzer am Schlamassel mit verantwortlich sind, ist es richtig, dass die Wahl wiederholt wird. Eine demokratische Wahl muss nach möglichst demokratischen Prinzipien stattfinden. Trotzdem ist es für einen modernen Staat wie Österreich peinlich, dass es überhaupt zu einer Wahlwiederholung kommen musste.“

Lucas, 21, lebt in Wien, aus Leifers, Student der Kultur- und Sozialanthropologie

 

„Es gab Verstoße bei der Stimmauszählung, weil sie am Tag vorher schon damit begonnen haben, um beim eigentlichen Ansturm der Wähler schneller zu sein. Sofern dies die Wahl nicht beeinflusst hat, find ich das auch nicht schlimm. Wenn die FPÖ mit Hofer bereits beim ersten Wahlgang gewonnen hätte, dann wäre das Ganze wahrscheinlich nicht an die Öffentlichkeit gekommen. 'Schlechte Verlierer' trifft's recht gut.“

Felix, 21, lebt in Wien, aus Brixen, Student der Lebensmitteltechnologie

 

„Der Verfassungsgerichtshof hat prinzipiell richtig gehandelt, weil es wirklich viele Diskrepanzen gab und die rechtliche Grundlage nunmal so ist, dass es nun wiederholt werden muss. Aber: diese Diskrepanzen gab es vermutlich bei jeder Wahl in der 2. Republik und ich denke, dass die FPÖ ein lächerlich schlechter Verlierer ist und das System ausnutzt.“

Julia, 20, lebt in Wien, aus Niederösterreich, Studentin der Publizistik- und Kommunikationswissenschaften

 

„Also für mich zeigt diese Entscheidung wieder den Unterschied zwischen Recht und Gerechtigkeit. Obwohl jedem klar ist - und laut Standard sogar statistisch unmöglich - dass die Stichwahl nicht manipuliert wurde, ist es rechtlich gesehen korrekt sie wiederholen zu lassen.“

Fabian, 25, aus Wien, Student der Kultur- und Sozialanthropologie

 

„Penso che la ripetizione del ballottaggio sia solo uno spreco di denaro pubblico. Le irregolarità sono state così poche che la corte avrebbe potuto rifiutare la contestazione da parte dell' FPÖ.“

Maria, 22, lebt in Wien, aus Parma, Studentin der Publizistik- und Kommunikationswissenschaften

 

„Dass die Stichwahl wiederholt wird empfinde ich prinzipiell als gutes Signal dafür, dass die verfassungsgerichtlichen Kontrollmechanismen des Rechtsstaats funktionieren. Was mich allerdings massiv stört, ist der Imageschaden den Österreich international davonträgt. Ich schließe mich da Bundeskanzler Kern an: Auch mich erfüllt es mit massivem Unbehagen, wenn Österreich die Hilfe der OSZE in Anspruch nehmen muss und sich damit in einer Reihe mit Kirgistan, Kasachstan und Weißrussland wiederfindet.“

Filip, 22, aus Hessen, lebt seit 11 Jahren in Österreich/Wien, Student der Politikwissenschaften

 

„Der Verfassungsgerichtshof hat in Anbetracht der zahlreichen Verstöße gegen die Wahlordnung richtig entschieden. Nur durch die Wahlwiederholung können die Grundsätze einer Demokratie bewahrt werden.“

Sophia, 20, lebt in Wien, aus Bozen Umgebung, Studentin der Wirtschaftswissenschaft

 

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Oskar Egger Fri, 07/08/2016 - 14:22

Wenn den Politikern etwas an den Menschen liegen würde, könnten die Beiden ja sagen. es war ungefähr fifty fifty. Jetzt können wir uns zusammentun, als Duo sozusagen und mit den 10 Millionen gesparten Euro für die nächste Schlappe, etwas Sinnvolles für unser Land tun. dann würde man ja merken, wie weit es her ist mit Demokratie und Dialogbereitschaft und mit dem Einbeziehen der anderen Hälfte.

Fri, 07/08/2016 - 14:22 Permalink