Philosophie gehört nicht in den Elfenbeinturm, sondern unter die Leute. 

Universitätslehrgang Angewandte Ethik
 

Menschen handeln. Durch unsere Handlungen nehmen wir Einfluss auf unsere Mitmenschen und auf die gesamte Umwelt. Unser Handeln braucht deshalb Orientierung. Gesellschaftlich gewinnen wir diese aus unterschiedlichen moralischen Vorstellungen und Prinzipien. Ethik ist eine philosophische Disziplin, welche diese moralischen Vorstellungen reflektiert und nach Kriterien für gutes Handeln sucht. Ethische Fragestellungen treten in unterschiedlichsten menschlichen Handlungsfeldern auf und sind Gegenstand der so genannten Angewandten Ethik. Unser Umgang mit der Umwelt wird beispielsweise in der Umweltethik reflektiert. Fragen, wie wir im Blick auf kranke, leidende und sterbende Menschen handeln sollen, betreffen die Medizin- und Pflegeethik, und unseren Umgang mit den Medien können wir in der Kommunikationsethik überdenken.

Das hohe Interesse an der ersten Ausgabe des Universitätslehrgangs Angewandte Ethik im laufenden akademischen Jahr und die Aktualität der darin behandelten Fragestellungen haben uns dazu bewogen, mit Herbst 2023 eine Neuauflage des Lehrgangs anzubieten. Er ist eine Kooperation zwischen uns, der Universität Innsbruck und der Freien Universität Bozen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schließen mit einem Zertifikat der Universität Innsbruck ab.

Der Lehrgang beginnt im Wintersemester 2023/24 mit einer Einführung in ethische Grundkenntnisse. Die einzelnen Vorlesungen dienen dazu, einen Überblick über ethische Positionen, Fragen und Richtungen zu gewinnen. Dieser stärker theoretische Zugang ist eine wichtige Basis für das Sommersemester 2024, wo es dann in zwei unterschiedlichen Modulen um praxisorientierte Fragen geht. Einerseits werden im Modul „Ethik der Nachhaltigkeit, Umwelt- und Tierethik“ aktuelle Fragestellungen im Blick auf unseren Umgang mit der Natur diskutiert. Andererseits gewinnen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Modul „Bio-, Medizin- und Pflegeethik“ einen tieferen Einblick in ethische Fragen rund um den Umgang mit dem Menschen in der Medizin. Der Referentenpool besteht nicht nur aus Professorinnen und Professoren der beteiligten Institutionen, sondern wird auch durch verschiedenste Fachleute erweitert, die zu den unterschiedlichen Schwerpunkten ihre Expertise zur Verfügung stellen.

Brixner Philosophietage 2023
 

Auch die Brixner Philosophietage werden in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal angeboten. Sie sind ein Forum für philosophische Themen von allgemeinem Interesse und damit auch ein Beitrag zum gesellschaftlichen Diskurs in Südtirol.

Das Thema der diesjährigen Philosophietage ist die Demokratie und die Herausforderungen, vor der diese Staatsform heute steht. Wie kann Demokratie gelingen? Wie sieht politisches Engagement im 21. Jahrhunderts aus? Wo verläuft der schmale Grat zwischen zu begrüßender Partizipation und problematischer Agitation? Diesen Fragen stellen sich Expertinnen und Experten aus Philosophie, Politik und Sozialwissenschaften am 8.-9. September 2023.

Den Auftakt wird der ehemalige EU-Kommissar Franz Fischler machen. Gabriele de Anna, Philosoph an der Universität Udine, wird darstellen, wie man Demokratie als gemeinsame Suche nach praktischer Wahrheit verstehen kann. Katharina Crepaz von der Eurac wird fragen, ob Partizipation eine Voraussetzung für eine inklusive Gesellschaft ist, und Ludger Jansen, Cusanus-Professur für Philosophie an der PTH Brixen, wird die gegenwärtige demokratische Praxis gegen neuere Vorwürfe des amerikanischen Politologen Jason Brennans verteidigen. Ob demokratische Politik mehr als Partizipation braucht, wird Manon Westphal fragen, die als Politikwissenschaftlerin an der Universität Münster arbeitet und für ihre Doktorarbeit zur Theorie der Demokratie den Dissertationspreis der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft erhalten hat.

Eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion, moderiert von Eberhard Daum, wird die Veranstaltung beschließen, zu der es auch ein kulturelles Rahmenprogramm geben wird.