Society | Flüchtlinge

Die Alternative zum Massenquartier

Eine engagierte Gruppe hat sich in Wien zusammengefunden, um eine alternative Unterkunftsmöglichkeit für Flüchtlinge zu organisieren: die Wohngemeinschaft.

„Würdest du denn so jemanden bei dir aufnehmen?“, ist das klassische Totschlagargument, wenn wieder einmal die europäische Flüchtlingspolitik und die menschenunwürdigen Zustände in den Quartieren und Auffanglagern kritisiert werden. Aus dieser  Not eine Tugend gemacht hat eine vierköpfige Gruppe engagierter Menschen: Mit „Flüchtlinge Willkommen Österreich“ gibt es nach Berlin nun auch in Wien ein Projekt mit dem Ziel, Flüchtlinge nicht in Massenunterkünfte zu stigmatisieren und auszuschließen, sondern von Beginn an zu integrieren. 

So geht’s

Interessierte, die ein Zimmer in ihrer WG frei haben, können sich über die Homepage anmelden – sie müssen dann auch einige Fragen über Wohnsituation usw. beantworten. Ganz im Sinne einer Vermittlung wenden sich die Zuständigen vom Verein Initiative Wohnzimmer, der das Projekt betreibt, an die Interessierten, sobald sich ein/e potentielle/r Mitbewohner/in gemeldet hat. Dann heißt es nur noch: Kennenlernen, Finanzierung starten und dann kann der/die Neue auch schon einziehen. 

Die Finanzierung kann über verschiedene Möglichkeiten laufen: Geflüchtete Menschen haben in Österreich ein gewisses Budget zur Verfügung, wenn beispielsweise das Asylverfahren noch läuft oder es sich um Asyl- oder subsidiär Schutzberechtigte handelt. Eine andere Möglichkeit, mit der man schon in Berlin gute Erfahrungen gemacht hat, sind Mikrospenden: Wer eine/n Geflüchtete/n in der eigenen WG aufnehmen will, startet einen Spendenaufruf an Familie und Freunde. Mit Spenden von 3 bis 50,00€ im Monat ist das Geld für die Miete bald gesammelt. 

Wer selbst keine Wohnung oder WG zur Verfügung hat, kann sich als Unterstützer/in – ebenfalls über die Homepage melden – und andere WGs über Mikrospenden unterstützen. 

Standort Wien, 1150 

Es ist kein Zufall, dass das Projekt seinen Standort im 15. Wiener Gemeindebezirk gefunden hat: Hier – in unmittelbarer Nähe zum Westbahnhof – wo Menschen im Durchschnitt am jüngsten in Wien sterben, wo das Durchschnittseinkommen eines der geringsten der Stadt Wien ist und der Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund der höchste  ist, gehört interkulturelles Zusammenleben zum Alltag, inklusive dazugehöriger Konflikte und Auseinandersetzungen. Dass ein Integrationsprojekt wie dieses ausgerechnet hier startet, zeugt von zivilgesellschaftlichem Engagement, von Offenheit und Respekt und nicht zuletzt vom Willen, Menschen ein zu Hause zu bieten.