Economy | Landwirtschaft

Besorgte Obstbauern

Zufriedene Wein- und Milchbauern, unzufriedene Obstbauern: Das Institut für Wirtschaftsforschung WIFO blickt auf das Jahr 2015.

Harte Zeiten stehen den Obstbauern zuvor, zumindest legen das die Zahlen des WIFO nahe. Das vergangene Landwirtschaftsjahr hätten noch acht von zehn Obstbauern und Obstbäuerinnen positiv bewertet, heuer gingen aber nur noch 20 Prozent von zufriedenstellenden Auszahlungspreisen aus. „Die europaweit sehr hohen Erntemengen und die russischen Importbeschränkungen für Lebensmittel aus der EU führten zu einem Preisverfall, der auch durch eine Rekord-Apfelernte von 1,2 Millionen Tonnen in Südtirol nur teilweise ausgeglichen werden kann“, sagt Michael Tschöll vom Wifo.

Anfang des Jahres hatte Professor Eberhard Makosz von der Naturwissenschaftliche Universität Lublin in Polen auf Einladung der Obstgenossenschaft Melix über die polnische Konkurrenz für den Südtiroler Apfelanbau gesprochen. Er hatte versucht, die Südtiroler Produzenten zu beruhigen.

Seit Polen nicht mehr nach Russland, dem bisherigen Hauptabsatzmarkt liefern darf, drängen die polnischen Bauern stärker auf den Europäischen Markt. Polen profitiere zwar von niedrigen Produktionskosten und dem Wechselkurs des Zloty, sagte Makosz, andererseits mangele es den polnischen Äpfeln an Qualität, und auch die angebauten Sorten entsprächen nicht der weltweiten Nachfrage. Doch so entspannt sahen die Obstbauern die Lage schon damals nicht: Man spüre Polen sehr wohl: Bei den Preisen. Polen würde zwar keine Marktanteile nehmen, den Preisdruck auf den Märkten aber erhöhen.


Zufriedenheit bei Wein und Milch

Fast alle Weinbauern und -bäuerinnen sind mit den Auszahlungspreisen zufrieden, die sie im vergangenen Jahr von den Kellereigenossenschaften erhalten haben, hat das WIFO ermittelt. Die Erwartungen seien auch für das laufende Jahr positiv, wenn auch die Erntemenge 2014 um 20 Prozent niedriger ausgefallen sei als im Jahr davor, was auch die Auszahlungspreise im laufenden Jahr beeinflusst.

Auch in der Milchwirtschaft sind fast alle Bauern und Bäuerinnen mit den Auszahlungspreisen des vergangenen Jahres zufrieden. Für 2015 erwarten sich 88 Prozent zufriedenstellende Preise von ihren Milchhöfen und Sennereien. Der Wegfall der Milchquoten innerhalb der EU wird zu einem niedrigeren und stärker schwankenden Weltmarktpreis für Milch führen. Allerdings sieht sich Südtirols Milchwirtschaft durch gute Produktqualität für den stärker werdenden Wettbewerb gerüstet.

Mit dem Landwirtschaftsbarometer fängt das WIFO (Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen) das wirtschaftliche Stimmungsbild bei den Südtiroler Landwirten ein. Erhoben wurden für die heute vorgestellte Studie auch Zahlen zum abgelaufenen Jahr. Und mit dem Landwirtschaftsjahr 2013/2014 sind die Bauern und Bäuerinnen recht zufrieden, hat das WIFO ermittelt: „Insgesamt 86 Prozent bewerten die von den Genossenschaften erhaltenen Auszahlungspreise positiv. Die Kosten für Produktionsmittel sind aber stärker gestiegen als die Verkaufspreise der landwirtschaftlichen Produkte und haben das Jahresergebnis beeinflusst.“ Sechs von zehn Bauern und Bäuerinnen erwarten eine weitere Kostensteigerung im laufenden Jahr.