Politics | Kommentar

Wer hat mehr Likes?

Wer ist der meist gefolgte Südtiroler Politiker? Wer ist im Follower Wettrennen? Ein Blick auf die Sozialen Medien, zwischen Ausflügen und Eiscreme, verrät die Antwort.
titelbild_social_media_final.jpg
Foto: David Goller
Unter der sengenden Hitze von Bozen kommen einem ab und zu recht originelle Ideen: um den schmelzenden Gehirnzellen eine Pause zu gönnen, ist dieser Autorin eingefallen, sich mal die Sozialen Medien unserer lieben Südtiroler Politiker anzusehen.
 
Auf den ersten Blick wirken alle Profile sauber, fein geputzte Menschen starren einen mit einem Lächeln im Gesicht aus ihren Profilbildern durch den Bildschirm an.
Nichts Neues im Vergleich zur klassischen Instagram-Scrolling-Session.
 
 
 
Die Sozialen Medien, Facebook, Instagram und Twitter, versprechen einen direkten Bezug zwischen Politiker und Bürger herzustellen.
Die Illusion, die bei einigen dadurch entsteht, ist fast schon die des Watchdogs: Ich sehe was der Herr Landeshauptmann macht, deswegen muss er sich brav benehmen.
Doch wer erwartet, irgendetwas Interessantes auf den Profilen des Herrn Kompatscher zu finden, liegt falsch. Anstatt ihm zu folgen, kann man sich direkt für die Pressemitteilungen des Landes anmelden. So unpersönlich ist das Profil des Landeshauptmanns gestaltet.
Wie wäre es, mit ein bisschen weniger Privatsphäre?
 
Daher kommt vielleicht das Wettrennen, zwischen ihm und Herrn Achammer: ganz knapp hinter dem Landeshauptmann, der mit 33.000 Followern auf Facebook und 9.800 Followern auf Instagram seine Kollegen schlägt, steht Achammer nämlich mit 32.000 Followern auf Facebook und 9.100 auf Instagram.
Wenn Kompatscher wieder etwas mehr Vorteil gewinnen will, sollte er vielleicht der Strategie seines Parteiobmanns folgen und mehr Fotos mit seiner Familie posten (auch wenn er dafür vermutlich ein Panoramafoto schießen muss). Wenn ihm das zu viel sein sollte, so kann er immer auf das gute alte Foto mit Katze zurückgreifen. Katzenfotos liegen im Internet auf Platz zwei, gleich hinter dem Hochkofler.
 
 
Man weiß, dass der Blick hinter die Kulissen Sympathie für sonst starre bürokratische Figuren erweckt. Das hat beispielsweise die Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer verstanden: Ihr Profil liest sich wie eine Garten-Kolumne. Oder wie das Magazin National Geographic, für die „highbrow“ Leser. Bilder der Südtiroler Landschaften, Ausflüge, Pflanzen, Besuche von sozial engagierten Gruppen, alles ist dabei. So wirkt die Frau Landesrätin doch tatsächlich gleich menschlicher.
 
Es folgen auf der Liste die Landesrätin Deeg mit ihren Bergausflügen, die Landesräte Bessone, mit seinem Fahrrad, und Vettorato, mit seinen „chilometro zero“ Südtiroler Leibspeisen, die er im Stile Salvinis immer gerne mit seinen Followern teilt.
 
 
 
Doch was haben all diese Posts gemeinsam? Ihre Like-Anzahl. Zwar ist der Herr Landeshauptmann Kompatscher der meistgefolgte Politiker Südtirols, was ja verständlich ist, doch schlagen sich die Profile mancher seiner Kollegen im Vergleich gar nicht schlecht.
Wenn ein steifes Foto beim x-ten bürokratischen Anlass um die 80 Likes zählt, so sahnt das Foto der Landesrätin Deeg (sollte man eher Social Media Queen sagen?) auf dem Schwarzstein fast 250 Likes ab.
 
Menschlichkeit und ein Blick hinter die Kulissen lassen einen an Popularität auf den Sozialen Medien steigen. Das heißt nicht, dass der durchschnittliche Facebook-Nutzer ein Voyeur sei, der Anstand bewahre uns davor. Jedoch schadet aber, zwischen den Posts, die von Projekten, Preisverleihungen und politische Initiativen erzählen, was alles schön und gut ist, wir haben es ja auch mit Menschen zu tun, welche öffentliche Ämter bekleiden, ein Funke Persönlichkeit nicht.
 
Wussten Sie übrigens, dass Herr Achammer einen Podcast auf Spotify hat? Würde er nicht darin vorkommen, wäre ihm dieser Fakt wahrscheinlich selbst unbekannt.