Politics | Interview

"Alle Bürger gleich behandeln"

Der ehemalige und neue Glurnser Bürgermeister Erich Wallnöfer (Liste Für Glurns) im salto.bz Interview: "Dass wir so gut abgeschnitten haben, war überraschend".
Wallnöfer, Erich
Foto: Für Glurns

Zum vierten Mal wurde Erich Wallnöfer in der kleinsten Stadt Südtirols zum Bürgermeister gewählt. Von 2000 bis 2015 übte er sein Amt unter dem Edelweiß aus. 2020 trat er dann mit der eigenen Liste "Für Glurns" an. Damals kam es zur Patt-Situation und einer kommissarischen Verwaltung. Bei den Gemeinderatswahlen am Sonntag konnten der ehemalige und neue Bürgermeister und seine Liste "Für Glurns" die Mehrheit der Bevölkerung hingegen überzeugen: 59,1% der Bevölkerung sprachen sich für ihn und gegen seinen SVP-Konkurrenten Armin Windegger aus. Seine Liste erzielte rund 57%.

 

Salto.bz: Drei Mal waren Sie bereits Bürgermeister. Jetzt haben sie es - nach einer kurzen Pause - im zweiten Anlauf wieder geschafft. Haben Sie mit diesem Ergebnis gerechnet?

Erich Wallnöfer: Dass wir so gut abgeschnitten haben, war überraschend. Ich habe mit etwas weniger Stimmen gerechnet, aber das Ergebnis ist besser ausgefallen als gedacht.

Was hat dazu geführt, dass es so gut ausgefallen ist?

Zum einen die Liste, die hinter mir stand. Aber auch die Erfahrung, die ich mitbringe, hat sicherlich einen Einfluss gehabt.

Letztes Mal konnten Sie keine Mehrheit in Glurns erreichen, was war dieses Mal anders?

Letztes Mal sind wir kurzfristig vor der Wahl gestartet, aber wir hatten damals schon ein starkes Team. Dieses Mal sind wir mit denselben Kandidaten angetreten, aber wir hatten Zeit, uns auf die Wahl vorzubereiten. Dazu kommt, dass die SVP eher abgebaut hat. Das hat natürlich für uns gesprochen.

Gleichzeitig wurden bei der Wahl ungewöhnlich viele weiße Stimmzettel abgegeben – ein Zeichen dafür, dass die Bevölkerung mit den zur Wahl stehenden Kandidaten nicht zufrieden ist. Wie erklären Sie sich diese Tatsache?

Ich habe 15 Jahre Bürgermeisterschaft hinter mir. Ich habe also sicherlich Entscheidungen getroffen, die dem einen oder anderen nicht gepasst haben. Die weißen Stimmzettel bedeuten aber auch, dass mein Gegenkandidat nicht gewählt wurde. Insgesamt haben wir als Partei aber gut abgeschnitten. 

Sie sind von der SVP zur Liste ‘Für Glurns’ gewechselt. Wie schlägt sich dieser Wechsel auf ihr Amt nieder?

Es wird sicherlich um andere Ideen gehen. Die Zeiten haben sich geändert. Wir müssen schauen, was die aktuellen Probleme sind und darauf reagieren. Charaktermäßig bin ich der gleiche, aber die Situation ist eine andere.

Warum haben Sie der SVP den Rücken zugekehrt?

Ich habe bei der SVP nicht mehr kandidieren dürfen. Erstens konnte ich aufgrund der Mandatbeschränkung vor 6 Jahren nicht mehr antreten. Zweitens habe ich die Parteiabgaben aus Protest damals nicht mehr bezahlt. Deshalb hat man mich – bewusst oder unbewusst – nicht mehr aufgestellt. Deshalb habe ich eine eigene Liste aufgestellt; die Bevölkerung kannte mich ja bereits.

Worin sehen Sie inhaltlich die größten Unterschiede zwischen den beiden Parteien?

Das hat jetzt nicht viel mit einem Parteiensystem zu tun, das Ganze spielt sich ja im Ort selbst ab. Aber es gibt Unterschiede im Hinblick darauf, wie man die Gemeinde führt und wie der Umgang zur Bevölkerung gepflegt wird. Wir sind eine integre Gruppe, wir sind in der Stadt bekannt und und integriert. Wir haben alle eine gewisse Erfahrung und haben bestimmte Leistungen in Glurns erbracht. Das zeichnet uns aus.

Die Stadt wurde jetzt 5 Jahre von der SVP und dann kommissarisch verwaltet. Was wurde in diesen Jahren versäumt?

Jeder setzt andere Prioritäten. Versäumnisse würde ich jetzt keine nennen. Aber: Alle Bürgerinnen und Bürger müssen gleich behandelt werden. Egal wo sie herkommen oder was sie tun. Das muss gewährleistet werden.

Welche Probleme werden Sie zuerst angehen?

Das große Thema, das jetzt angegangen werden muss, ist die Abgrenzung von Siedlungsgebieten wie im neuen Raumordnungsgesetz vorgesehen. Damit müssen wir uns schnell befassen. Und wir müssen bereits laufende Projekte abschließen. Dann werden wir auch unsere eigenen Themen angehen.