Culture | Salto Afternoon

PENG und Vorurteile

Die Crowdfunding-Kampagne für den Kurzfilm PENG war erfolgreich. Nun sind die Filmemacher in den Startlöchern zum Dreh. Am kommenden Montag geht es los.
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Foto: Takt Film

salto.bz: In ihrem Kurzfilm PENG soll es um Vorurteile gehen. Es gibt Menschen die haben Vorurteile gegen Kurzfilme. Wie wollt Ihr sie vom Gegenteil überzeugen?
Verena Ranzi: Viele wissen nicht wirklich was anfangen mit einem Kurzfilm, es ist tatsächlich ein etwas unbequemes Format für das breite Publikum. Aber gerade weil der Kurzfilm nicht diesen kommerziellen Charakter hat, ist ein hervorragender Rahmen um zu experimentieren und Wagnisse einzugehen, Neues zu versuchen.
Martin Thaler: Falls die Vorurteile gegen Kurzfilme besagen, dass sie eine kurzweilige, konzentrierte Form bieten, um eine pointierte Geschichte erzählt zu bekommen, würde ich sie darin bestärken. 

Weil Vorurteile uns die Einfachheit der Welt vorgaukeln.

Wo begegnen Ihnen die häufigsten Vorurteile im Alltag, Herr Thaler?
Martin Thaler:
 Vorurteile sind erst mal weder gut noch schlecht, sondern tatsächlich nötig, um sich in der Welt zurechtzufinden. Besonders gebraucht werden sie, sobald man auf neue Situationen und Menschen trifft. Aber dann kommt der entscheidende Schritt, zu dem auch PENG einlädt: Genauer hinzusehen, sich die Mühe zu machen hinter die Fassade zu blicken. Oder wenigstens erst mal die Fassade wirklich genau anschauen.

Weshalb verstecken sich Menschen hinter Vorurteilen?
Martin Thaler:
 Weil Vorurteile uns die Einfachheit der Welt vorgaukeln. Die Komplexität dahinter ist anstrengend, aber am Ende eigentlich immer lohnend, manchmal sogar höchst unterhaltsam. 

Wie wichtig ist Humor im Film. In eurem Leben?
Verena Ranzi: Schwierige Frage. Ich schätze humorvolle Personen sehr, habe aber leider selbst nicht immer diese Gabe. 
Martin Thaler: Bei einer Komödie wird es ohne Humor etwas schwierig. Im Leben wird es eh schwierig, dann doch lieber mit Humor. Die Antwort ist ohne Scherz: sehr wichtig.

...leider merkt man es selbst nicht, wenn man seine Objektivität verliert und sich von einer voreingenommen Sichtweise an der Nase führen lässt.

Gibt es ein Zielpublikum?
Verena Ranzi: Für mich schon. Ich denke auch für Martin. Gerade besonders gebildete und intellektuelle Menschen dünken sich häufig von Vorurteilen gefeit, leider merkt man es selbst nicht, wenn man seine Objektivität verliert und sich von einer voreingenommen Sichtweise an der Nase führen lässt. 
Martin Thaler: Halbwegs funktionierenden Augen, ebensolche Ohren und noch ein bissl Platz im Herzen - dann ist man schon dabei.

Haben die Dreharbeiten bereits begonnen? Wo finden die Aufnahmen statt? Wie groß ist der Aufwand?
Verena Ranzi: Die Dreharbeiten finden am 19. März in Bozen statt. Der Aufwand ist tatsächlich sehr groß, aber das macht dieses Projekt auch wirklich spannend. Es benötigt so viele Menschen und Köpfe um aus einem Stück Papier mit nichts als Wörtern einen Film zu machen, es gibt so viele Entscheidungen und Möglichkeiten, die recherchiert und entschieden werden müssen, dass man es wirklich nur mit einem tollen Team und viel Vertrauen in das Projekt umsetzen kann.

Mit einer Crowdfunding-Kampagne werden Teile der Produktionskosten für den Film gedeckt. Ein Tropfen auf den heißen Stein?
Verena Ranzi: Ja, aber ein großer Tropfen, zumindest in unserem Fall. Einen Teil der Produktionskosten tragen wir, einen trägt das Amt für Kultur und mit der Crowdfunding-Kampagne suchen wir noch nach zusätzlichen Unterstützern und Sponsoren. 
Martin Thaler: Das wirklich Gute am Crowdfunding ist die Gemeinschaft von Unterstützern, die dadurch entsteht, die einen beflügelt und dankbar sein lässt.

Ich war als Kind immer von Morla, der Schildkröte in "Die Unendliche Geschichte” fasziniert...

Wann wird der Film zu sehen sein?
Verena Ranzi: Noch vor Ende des Jahres wird der Film bei einem Premierenabend in Bozen zu sehen sein.
Martin Thaler: Wir sind in der glücklichen Lage auch für die Postproduktion tolle Künstler gefunden zu haben, die einen Beitrag leisten wollen. Dadurch kann bis zur Fertigstellung etwas Zeit vergehen, aber es wird sich lohnen.

Was mögt Ihr an Schildkröten?
Martin Thaler: Erst mal das Vorurteil, das man über sie hat, dass sie behäbig und faul sind. Und dann, dass dahinter sehr aufgeweckte, mitunter richtig quirlige Tiere zu entdecken sind.
Verena Ranzi: Ich war als Kind immer von Morla, der Schildkröte in "Die Unendliche Geschichte” fasziniert und finde eigentlich nach wie vor haben Schildkröten mit diesem Panzer, in den sie sich zurückziehen können, etwas geheimnisvollen und ursprüngliches.