Society | Pflege

Pflegende Angehörige: Betroffene aus der 2. Reihe

Der Großteil der Pflegebedürftigen wird zu Hause von Angehörigen betreut. Ihr Einsatz, meist rund um die Uhr, gilt in unserer Gesellschaft als selbstverständlich.
Note: This article is a community contribution and does not necessarily reflect the opinion of the salto.bz editorial team.

Einen pflegebedürftigen Menschen zu Hause zu betreuen, ist eine schwere Aufgabe. Sie kostet viel körperliche und noch mehr seelische Kraft. Viele pflegende Angehörige unterschätzen zu Anfang leicht, wie anstrengend die Arbeit ist. Die Pflege kann viele Stunden am Tag in Anspruch nehmen. Der ganze persönliche Lebensrhythmus ändert sich plötzlich. Einschränkungen in zeitlicher, finanzieller und persönlicher Form können auftreten. Um diese Herausforderung v.a. langfristig gut meistern zu können, müssen pflegende Angehörige besonders achtsam mit sich selbst umgehen. Angehörige brauchen Mut, sich selbst zu entlasten – auch indem sie die vielfältigen Hilfsangebote in Anspruch nehmen. Denn nur, wenn es den pflegenden Angehörigen gut geht, geht es den zu Pflegenden gut.

Der Verein A.M.A., die Caritas Hospizbewegung und die Dienststelle für Selbsthilfegruppen im Dachverband für Soziales und Gesundheit, veranstalten deshalb am Samstag, 16. Mai 2015 in Bozen die Tagung „Von der Pflege zur Achtsamkeit - auch sich selbst gegenüber“.

Auf dieser Tagung stehen einmal nicht nur wie gewohnt die 13.000 Pflegebedürftigen in Südtirol im Zentrum der Aufmerksamkeit, sondern auch jene Menschen, die sich täglich um ihr Wohl kümmern. Pflegende Angehörige sind ebenso „betroffen“ wie die Betroffenen selbst, sie erleben die Situation einfach nur aus einer andern Optik und Betroffenheit.

Es scheint allerdings gar nicht so einfach zu sein, speziell als Angehöriger gut für sich selbst zu sorgen. Es lastet viel gesellschaftlicher Druck auf den Pflegenden: sie müssen einfach da sein und funktionieren, so, wie es unsere Kultur von Angehörigen pflegebedürftiger, kranker Menschen erwartet.

Wie kann man verhindern, dass die Angehörigen durch die oft lang andauernde Pflege physisch und psychisch überfordert werden und selbst erkranken? Niemandem ist gedient, wenn eine Pflege übernommen wird, diese aber nicht verkraftet wird.

Höchste Zeit, sich zu diesen brennenden Fragen Gedanken zu machen. Auf der Tagung werden mehrere Experten am Vormittag verschiedene Aspekte der Selbstpflege und Selbstfürsorge im Pflegealltag beleuchten. Unter der Moderation von Don Paul Renner (Theologe, Direktor des Instituts für Religionswissenschaften Bozen) finden Referate von Dr. Massimo Bernardo (verantwortlicher Arzt des Dienstes Hospice und Palliativbetreuung des Krankenhauses Bozen), Dr. Cinzia Biasion (Psychologin und Beraterin im sozialen Bereich) und Dr. Andreas Conca (Direktor des Psychiatrischen Dienstes des Gesundheitsbezirkes Bozen) statt. Simultanübersetzung ist vorgesehen.

Am Nachmittag gibt es dann die Möglichkeit, in praxisnahen Workshops unterschiedliche Angebote und Techniken wie Kunsttherapie, Selbsthilfe, erfolgreiche Kommunikation, Musiktherapie und Gefühlsausdruck kennenzulernen und auszuprobieren, um die Wirkung eines achtsamen Umgangs mit sich selbst zu erfahren.

Infos/Anmeldungen: Dienststelle für Selbsthilfegruppen, Tel. 0471 312424, www.selbsthilfe.bz.it