Environment | Eisacktal

(Noch) kein Speicherbecken geplant

Laut Landesrat Bessone gibt es keine Vertragsänderung zur Nutzung des Ex-NATO-Areals in Natz-Schabs. Die Umsetzung der Naherholungszone dort bleibt weiter unklar.
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Foto: Rai
Die Landtagsabgeordneten der Grünen Fraktion Hanspeter Staffler, Brigitte Foppa und Riccardo Dello Sbarba stellten zur aktuellen Fragestunde des Landtags eine Anfrage zu dem geplanten Naherholungsgebiet in der Gemeinde Natz-Schabs. Das 100.000 Quadratmeter große Gebiet soll auf dem ehemaligen NATO-Areal entstehen, dessen Nutzung das Land der Gemeinde vor rund zwei Jahren für 30 Jahre übertragen hat. Das Bodenverbesserungskonsortium (BVK) Natz will dort 21.000 Quadratmeter für ein landwirtschaftliches Speicherbecken nutzen. Es brauche laut dem Natzer BVK-Präsidenten Josef Überbacher ein zweites Becken, um Wasserreserven für das Hochplateau und für Brixen bereitzustellen.
Es solle außerhalb des NATO-Areals ausreichend Flächen geben, wo das landwirtschaftliche Beregnungsbecken errichtet werden kann - Grüne Landtagsfraktion
Das Promotorenkomitee für das Ex-NATO-Areal fordert hingegen, dass dessen gesamte Fläche der Bevölkerung als Naherholungszone mit Badesee zur Verfügung steht. „Wir sind nicht gegen das Speicherbecken an sich, es geht aber um den Standort, der richtig gewählt werden muss, um nicht die Zukunft des Ex-NATO-Areals und seine Zweckbestimmung als Naherholungszone für die ganze Bevölkerung zu verbauen“, teilten die Promotoren bereits im Frühling 2022 in einer Aussendung mit. Die ausschließliche Nutzung als Naherholungszone schreibt der Konzessionsvertrag zwischen der Provinz und der Gemeinde Natz-Schabs auch vor. Das Promotrenkomitee verlangt eine Volksbefragung zu der Nutzung des Areals: „Wir konnten diese Pläne für das Speicherbecken im Ex-NATO-Areal, über welche die breite Bevölkerung kaum etwas wusste, im letzten Moment stoppen und haben mittlerweile einen Antrag für eine Volksbefragung in der Gemeinde eingereicht, um die gesamte Bevölkerung mit dem Thema zu befassen und eine Zweckbestimmung im Sinne der Allgemeinheit zu erreichen“, so die Sprecher:innen des Komitees, Angelika Hofer und Gabriel Klement.
Es handelte sich um ein NATO-Sondermunitionslager und war das einzige in ganz Trentino-Südtirol, in dem Atomwaffen gelagert wurden - Alessandro Urzì
 

Wasserreserven für die Landwirtschaft

 
Die Grünen schreiben in ihrer Anfrage: „Es solle außerhalb des NATO-Areals ausreichend Flächen geben, wo das landwirtschaftliche Beregnungsbecken errichtet werden kann. Warum pocht das Land nicht auf die bestehende Konzession und wie lässt sich die Zerstörung von einer naturnahen Erholungszone mit den Nachhaltigkeitszielen der Landesregierung vereinbaren?“
In einer Dürreperiode, wie wir sie derzeit erleben, kann die Idee eines Beregnungsbeckens Sinn machen - Massimo Bessone
Aus der Antwort des zuständigen Landesrates Massimo Bessone geht hervor, dass derzeit keine Vertragsänderung der bestehenden Konzession geplant ist. Gleichzeitig bestehe aber die Möglichkeit, „das Beregnungsbecken innerhalb des Areals oder teils auf dem Areal und teils außerhalb desselben oder in unmittelbarer Nähe zu realisieren“.
Bessone verweist zudem auf die aktuelle Wasserknappheit in Italien: „In einer Dürreperiode, wie wir sie derzeit erleben, kann die Idee eines Beregnungsbeckens Sinn machen, um die naheliegenden Felder zu bewässern und damit der Zivilschutz Wasserreserven für die Brandbekämpfung in unmittelbarer Nähe zur Verfügung hat. Auch kann der Einsatz von Wasser bei Frost und plötzlichem Kälteeinbruch im Frühjahr die Pflanzen vor Schäden bewahren bzw. es kann mit der Frostbewässerung die Ernte gerettet werden.“
 

Historische Bedeutung

 
Auch der Landtagsabgeordnete Alessandro Urzì (Fratelli d'Italia) zeigt sich über das Ansinnen des BVK besorgt: „Das fragliche Gebiet ist als ‚Site Rigel‘ bekannt, ein Stützpunkt der Atlantischen Allianz, den sich die Italiener und die Amerikaner während des Kalten Krieges teilten. Es handelte sich um ein NATO-Sondermunitionslager und war das einzige in ganz Trentino-Südtirol, in dem Atomwaffen gelagert wurden.“
Ein Speicherbecken sei keine historische Aufwertung, sondern führe zur Zerstörung einer dauerhaften kulturellen Einrichtung, die von einer historischen Epoche zeugt, in der auch Südtirol in den Konflikt zwischen dem West- und dem Ostblock verwickelt war. Urzì schlägt der Gemeinde vor, in dem ehemaligen NATO-Areal ein Museum zum Kalten Krieg nach dem Vorbild des Tuono-Stützpunkts in Folgaria im Trentino einzurichten sowie einen Raum für Naturspaziergänge und einen weiteren für Feste und Veranstaltungen zu schaffen. Er kündigte eine Anfrage an die Präsidentin des Südtiroler Landtages an.