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Las mujeres facturan

„Las mujeres ya no lloran, las mujeres facturan“, singt Shakira. Damit betont sie, wie wichtig finanzielle Unabhängigkeit für Freiheit und Selbstbestimmung ist.
shakira
Foto: Wikipedia

„Las mujeres ya no lloran, las mujeres facturan“, so lautet der Titel des kürzlich erschienen Liedes von Shakira: „Die Frauen weinen nicht, sie verrechnen“ (SHAKIRA - BZRP [Music Sessions #53] Letra + Lyrics // Las mujeres ya no lloran, las mujeres facturan - YouTube Music). Die Königin der kolumbianischen Liebeslieder sendet so eine starke Nachricht an ihren Ex-Ehemann: Du magst mich verletzt und verlassen haben, aber ich bin nicht verzweifelt, denn ich bin nicht von dir abhängig und kann mich selbst erhalten (wenn es sein muss, verdiene ich mit einem Abschiedslied an dich das nötige Geld, um deine Schulden und finanziellen Desaster zu decken).

Nun können wir zu lateinamerikanischem Pop und zu Kapitalismus/Konsumismus ganz unterschiedliche Haltungen haben. Aber eines ist klar: In unserem Gesellschaftssystem gibt es keine Freiheit ohne finanzielle Unabhängigkeit. Geld macht uns vielleicht nicht glücklich, ist aber Voraussetzung für Selbstbestimmung und gibt uns die Freiheit zu entscheiden, wie wir unser Glück finden möchten. Die Freiheit zu entscheiden, wie wir leben möchten, wo und mit wem. Die Freiheit eine toxische Beziehung zu beenden oder einen gewalttätigen Partner zu verlassen.

Die Basis für diese finanzielle Unabhängigkeit ist ein persönliches Bankkonto. Laut “Le donne e la gestione famigliare” von Episteme verfügen 37% der Frauen in Italien über kein eigenes Konto. Da stellt sich die Frage, ob die Italienerinnen kein Geld verwalten, weil sie keines besitzen oder aufgrund kulturbedingter Rollenmuster auch in finanzieller Hinsicht eine untergeordnete Rolle einnehmen und deshalb darauf verzichten. Vielleicht auch beides: Mit beidem sieht es in Italien nicht gerade rosig aus. Wo liegt schlussendlich der Grund für den großen Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen, für die weibliche Altersarmut, für die unverhältnismäßig hohe Arbeitslosigkeit bei Frauen oder die Tatsache, dass jährlich 37.000 junge Mütter ihren Job aufgeben? Und wo liegt die Basis der wirtschaftlichen Gewalt, die so oft in gewalttätigen Beziehungen eingesetzt wird, um die Frau zu kontrollieren?

Mit einem Bankkonto allein ist es nicht getan, das liegt auf der Hand. Aber ohne geht es eben auch nicht. Erwerbstätigkeit und die Verwaltung des eigenen Geldes geben einer Person die Möglichkeit, anerkannt zu werden, mit der Welt zu interagieren und auch in einer Beziehung unabhängig zu sein und über das eigene Leben zu bestimmen. „Las mujeres ya no lloran, las mujeres facturan“. 34 Millionen Visualisierungen in weniger als 24 Stunden und gefühlt genausoviele Diskussionen über Ferrari vs Twingo und Rolex vs Casio. Im Endeffekt geht es aber um finanzielle Unabhängigkeit.