Society | Welt-Alzheimertag

Mehr Aufmerksamkeit für Alzheimer

Am 21. September findet der Welt-Alzheimertag statt. Die Alzheimer-Vereinigung Südtirol Alto Adige lädt bereits am Samstag, dem 17. September, zu einer Infoveranstaltung.

Rund 11.800 Menschen sind in Südtirol betroffen. Laut Fachärzten kommen jedes Jahr ungefähr 1.000 Neuerkrankungen dazu. Die Rede ist von einer der häufigsten Demenzformen der Welt, Alzheimer. Die Alzheimer-Vereinigung Südtirol Alto Adige (ASAA) will nun neben den Erwachsenen vor allem auch jüngere Personen mit der Thematik vertraut machen, ein Ziel, welches sich besonders Präsident Ulrich Seitz auf die Fahne geschrieben hat.

salto.bz: Am 17. September lädt die Alzheimer-Vereinigung Südtirol Alto Adige (ASAA) zum großen Infotag. Was erwartet die Besucher dieses Events?
Ulrich Seitz: Dieses Jahr haben wir das Hauptaugenmerk bewusst auf die Bevölkerung gerichtet. Dieses Event findet im Museion statt. Es gibt klinische Referate zu Themen wie Erbfaktoren und Störungsbilder bei genetischen Problemen. Wir werden auch ein neues Konzept vorstellen, Memory Klinik. Hier wird die Dementenbetreuung in den Krankenhäusern eingebunden. Bei diesem Infotag können die Menschen ungehemmt Fragen stellen. Oft gibt es Hemmungen, doch hier kann man sich einfach mit Experten zurückziehen und einfach alles fragen, was man zu diesem Thema gerne wissen möchte.

Welche Möglichkeiten gibt es explizit für den Besucher?
Es gibt insgesamt 5 Infotische. Bei einem Tisch kann man sich beraten lassen, was man alles tun muss, wenn man einen Demenzfall zuhause hat. Konkret hieße das, wie man die Wohnung behindertengerecht umbaut und den verschiedensten Risikofaktoren entgegenwirkt. Bei diesem Stand werden Architekten anwesend sein, um die Fragen zu beantworten. Bei einem anderen Tisch kann man sich bei einem Fachmann von gefördertem Wohnbau über die Beiträge informieren. Weiters gibt es noch einen Stand, der sich mit der Ernährung, Bewegung und Sport beschäftigt. Behandelt wird auch ein wichtiger Aspekt, der oft unterschätzt wird und zwar wenn der Pfleger zum Pflegefall wird, sprich zum Beispiel Bandscheibenvorfall oder auch vom psychologischen Aspekt her. Auch hier haben wir eine Expertin mitgebracht und zwar die Leiterin des psychologischen Dienstes. Zu guter Letzt gibt es noch einen Tisch mit Informationen zur Pflegeeinstufung. Dort wird beispielsweise geklärt, ab wann man Anrecht hat oder wann man Rekurs einreichen kann.

Wie ist zurzeit die Situation in Südtirol?
Momentan sind 11.800 Fälle gemeldet, die Dunkelziffer ist aber leider viel höher. Von den 11.800 werden 60 Prozent zuhause gepflegt, Tendenz steigend. Problematisch gestaltet sich dies, wenn sich die betroffene Person noch im Arbeitsleben befindet oder gerade erst in Pension gegangen ist. Und das passiert immer häufiger, da immer „jüngere“ Senioren an Alzheimer erkranken, denen man es auf den ersten Blick gar nicht zutraut. Man erkennt dies oft daran, da sie sich langsam zurückziehen und immer weniger soziale Kontakte pflegen.

ASAA-Präsident Ulrich Seitz will mehr auf die Erkrankung Alzheimer aufmerksam machen

Welche Konsequenzen hat eine Erkrankung denn für die Mitmenschen?
Die Betroffenen können oft einen größeren Schaden anrichten, ohne es zu wollen, vor allem in Bereich Vermögen. Manche unter- oder überschätzen „finanzielle“ Situationen und spekulieren dann falsch. Ein anderes Thema ist auch die Erbfolge, also wenn sie noch nicht festgelegt ist. Fehlentscheidungen können oft extreme Konsequenzen haben. Aber natürlich alles unabsichtlich. Familien können auch Hilfe annehmen oder sollten sich, natürlich je nach Möglichkeit, auch bewusst mal drei Wochen ausspannen.

Gibt es zurzeit besondere Projekte zu diesem Thema?
Im Moment ist ein Filmprojekt zum Thema Demenz und Palliativ Care mit einem internationalen Cast geplant. Dann wird die Berufsschule in Vinschgau ein künstlerisches Werk zu diesem Thema erstellen, welches wir dann bei der Biennale 2018 in Venedig ausstellen werden. Die Berufsschule in Meran wird ein Improtheater über Demenz im Carambolage in Bozen aufführen.

In jüngster Vergangenheit haben Sie oft erwähnt, die Jugend stärker einbinden zu wollen. Wie sollte das Ihrer Meinung nach geschehen?
Die jungen Menschen müssten einfach mehr über das Thema aufgeklärt werden. Dies würde der Sache sehr helfen. Ich appelliere an die Jugend, mehr mit ihren Großeltern zu unternehmen, beispielsweise einen Spaziergang zu unternehmen oder einfach nur ihren Erzählungen zu lauschen. Denn erzählen können sie viel, man darf sie nur nicht fragen, wo sie beispielsweise gewohnt haben oder wie ihre Geschwister heißen. Noch dazu können demente Menschen sehr kreativ sein. Am wichtigsten ist, dass der Generationendialog gepflegt wird.