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Die fernen Welten des Peter Kolosimo

Erfolgsautor Peter Kolosimo schrieb über Mysterien und war selber eines. Gestern wurde mit einer Tagung sein 100. Geburtstag an der Eurac begangen. Er war ja auch Bozner.
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Foto: Salto.bz

Am 15. Dezember 1922 wurde Peter Kolosimo (eigtl. Pier Domenico Colosimo) in Modena geboren. Die junge und angeblich strenge Mutter Josephine Mosca kam aus New Jersey, der Vater (aus Kalabrien) soll Carabinieri gewesen sein. So zufällig Modena zu Kolosimos Geburtsort wurde – die Wehen der Mutter setzten auf der Durchreise dort ein –, so konstruiert sind die fantastischen Welten, die Kolosimo in seinen Büchern offenbarte und zu Bestsellern machte. Dass er viele Jahre in Bozen verbrachte und zur Überraschung vieler Freunde und Kenner überaus gut die deutsche Sprache beherrschte, machte die Figur Kolosimo noch geheimnisvoller. Kolosimo sprach viele weitere Sprachen und hatte eine Passion für alle möglichen Zeichen und Symbole, die der populäre Autor auf seine Art zu deuten wusste.
 


Doch einiges bleibt unklar in seiner Biografie, insbesondere die frühen Jahre, weshalb er im 2. Weltkrieg mit den Nazis mitmarschierte und nicht bei den Faschisten, sowie seine Partisanen-Geschichten in Böhmen, die ihn angeblich zum Kommunisten machten. Auch dazu hat sich folgende Kolosimo-Anekdote erhalten. Wegen eines Augenleidens war er in einer Krankenstation und dort hätte ein Antifaschist ihm die Augen geöffnet, indem er ihm die Wahrheit über Faschismus und Nationalsozialismus erzählte. Augenleiden, Augenöffnen: Zufall? Fügung? Bei Kolosimo gibt es Zufälle nicht wirklich, es scheint alles von fernen Galaxien gesteuerte Bestimmung zu sein. Fast alles.
 

Niemand wird jemals sagen können, wann der Mensch anfing, von den Sternen zu träumen."
[aus "Ombre sulle stelle"]


Auf dem Gebiet der mysteriösen Archäologie war Kolosimo ein Meister. Oder ein Scharlatan? So genau ist das nicht zu fassen. Er suchte jedenfalls wie ein Besessener nach Spuren in der Vergangenheit, sowie gerne nach Dingen, die die offizielle Wissenschaft nicht erklären konnte. Ob auf Felswänden eingravierte Sternenatlanten oder gigantische Bilder, die nur von oben sichtbar wurden: Kolosimo war überzeugt, dass die Anfänge der Menschheit in archäologischen Hinweisen zu suchen sind, im Universum, mit neuen, zum Teil waghalsigen Theorien.
 


Die Tagung zum 100. Geburtstag wurde vom Movimento Universitario Altoatesino (MUA) organisiert und ließ allerhand Experten und Zeitzeugen (Piero Bianucci, Stefano Bigliardi, Marco Ciardi, Fabio Camilletti, Mirco Molteni, Giulia Iannuzzi und Roberto Giacobbo), Kolosimos Frau Caterina Kolosimo – sie stammt ebenfalls aus Bozen –, sowie seine Tochter Alessandra Kolosimo zu Wort kommen.
Der Schriftsteller, Essayist und Journalist Peter Kolosimo genoss ab Mitte der 1960er Jahre bis zu seinem Tod 1984 internationales Ansehen. Er gilt als Erfinder der sogenannten Fantarchäologie, indem er Fantascienza (Science-Fiction) und Archäologie pseudowissenschaftlich zusammenführte und mit seinem speziellen Schreibstil die Bestenlisten hochkletterte. Sein Buch Non è terrestre, erschienen 1968, wurde sein größter Erfolg und gewann ein Jahr später als meistverkauftes Buch den renommierten Premio Bancarella. Welchen Einfluss aber hatte der erfolgreichste Autor 1968 in Italien auf die 68er Bewegung? Dies wäre vielleicht noch genauer zu ergründen.
 


Und welche Rolle spielte Bozen? Nach dem Krieg hatte Kolosimo als Journalist und Auslandskorrespondent zunächst für einige sozialistische und kommunistische Zeitungen gearbeitet, war kurze Zeit Chefredakteur der italienischsprachigen Programme des späteren Radio Capodistria, und begann Science-Fiction-Geschichten zu veröffentlichen. Anfang der 1950er Jahre war er wie schon vor dem Krieg erneut in Bozen anzutreffen. 1957 veröffentlichte er sein erstes Buch Il pianeta sconosciuto, 1958 heiratete er. Nach der ersten gescheiterten Ehe lerne er 1961 die ebenfalls in Bozen wohnhafte und zwanzig Jahre jüngere Caterina kennen. Sie wurde später seine Frau und veröffentlichte auch gemeinsam mit Kolosimo. „Ich hatte auf eine Anzeige in einer Südtiroler Zeitung geantwortet, in der ein deutsch-italienischer Korrespondent als Ersatz für Peter gesucht wurde. Ich stellte mich vor, und es war Liebe auf den ersten Blick“, erinnerte sich Caterina in einem Online-Gespräch vor wenigen Monaten mit dem Experten Stefano Bigliardi, der bei der Tagung aus Marokko zugeschaltet wurde. 
1968 verließ das Paar Bozen, wohnte zunächst in Turin, später in Mailand. Peter Kolosimo reiste und arbeitete unentwegt. Und blieb für viele ein Mysterium. Seine Werke wurden in 60 Sprachen übersetzt und hatten eine riesige Verbreitung. Ob er wiederentdeckt wird? Es bestehen berechtigte Zweifel.