Politics | Auwald Brixen

Gutachten bestätigt Verwaltung

Der Inhalt des Gutachtens zur Bewertung des Brixner Auwaldes ist offenbar sehr aufschlussreich – anders als das Team K vermutet, bestätigt es jedoch die Verwaltung.
peter brunner
Foto: Oskar Zingerle/© Brixmedia
Wie berichtet hat die Gemeinde Brixen ein Gutachten an die Firma Revital in Osttirol in Auftrag gegeben. Gegenstand der Untersuchung war ein Stück Auwald, das sich in der Industriezone befindet und einer Betriebserweiterung weichen soll. 2018 hat die Firma Progress das rund drei Hektar große Gelände angekauft, um dort neue Betriebshallen zu errichten. Als Ausgleichsmaßnahme ist eine Erweiterung und Renaturierung in der Millander Au vorgesehen. Das kontrovers diskutierte Projekt hat nicht nur Aktivisten und Umweltschützer auf den Plan gerufen, sondern auch die Fraktionäre des Team K, Sabine Mahlknecht und Ingo Fink. In einer Anfrage ersuchte Mahlknecht um die Aushändigung einer Kopie des Gutachtens – rein die Anfrage hat, wie sie erzählte, längere Zeit in Anspruch genommen, sodass bei ihr der Eindruck entstand, es handle sich um eine Hinhaltetaktik. Der Vermutung seitens des Team K, dass der Inhalt des Gutachtens negativ für die Gemeindeverwaltung ausgefallen sei, widerspricht Peter Brunner, Bürgermeister von Brixen, jedoch entschieden. Ganz im Gegenteil hätte das Gutachten die Verwaltung in ihrer Entscheidung sogar bestätigt. „Wir wollten von Experten ein fachlich fundiertes Gutachten über die beiden Grundstücke haben bzw. eine Gegenüberstellung und Abwägung der Vor- und Nachteile wie auch langfristige Chancen und Enwicklungsmöglichkeiten“, so Brunner. Aus dem Dokument sollte hervorgehen, welchen Einschnitt einerseits die Rodung des bestehenden Auwaldes bedeutet und andererseits ob und welcher Mehrwert sich durch die Erweiterung der Millander Au ergibt.
 
 
Wie Bürgermeister Brunner erklärt, seien die Gutachter zum Schluss gekommen, dass sich der Auwald in einer starken Degeneration befinde und sich voraussichtlich in einigen Jahren die Nadelholzbestände ausbreiten werden, sodass von einem wirklichen Auwald keine Rede mehr sein könnte. „Wir haben im Rahmen dieses Projekts immer vollkommen transparent mit den lokalen Umweltvereinen zusammengearbeitet, welche diese Maßnahmen unterstützen. Auch Sie betonen die Chancen, welche die Ausweitung der Millander Au bedeuten“, so Brunner. Geplant sei eine natürliche Wasserzufuhr zu schaffen, Wasserflächen anzulegen sowie eine entsprechende Bepflanzung vorzunehmen. Das Biotop in der Millander Au würde damit zum einen beinahe verdoppelt und zum anderen könnte es eine wichtige Hochwasser-Schutzfunktion erfüllen, in dem es als Retentionsfläche bzw. natürliches Überflutungsgebiet dienen könnte.
 
Die Arbeit der lokalen Unweltverbände wie auch dieses Gutachten bestärken uns in unserer politischen Entscheidung.
 
Diese Maßnahme sei sogar im Projekt „StadtLandFluss“ vorgesehen. Gebiete und Gemeinden, die südlich davon liegen, könnten somit wirkungsvoll vor Hochwassergefahren geschützt werden. „Die Arbeit der lokalen Unweltverbände wie auch dieses Gutachten bestärken uns in unserer politischen Entscheidung“, so Brunner, der weiters darauf verweist, dass es wesentlich leichter sei, Flächen, die sich in öffentlicher Hand befinden, einer Renaturierung zuzuführen bzw. diese als Retentionsflächen vorzusehen. Vorgesehen ist nämlich, dass die Erweiterungsfläche in der Millander Au in Gemeindebesitz übergehen soll.
 

Keine Verzögerungstaktik

 

Dem Vorwurf von Mahlknecht, die eine Verzögerungstaktik hinter der ihrer Meinung nach schleppenden Informationspolitik vermutet, widerspricht Brunner entschieden und erklärt, dass er am 8. November von der Anfrage bzgl. des Gutachtens in Kenntnis gesetzt worden sei, tags darauf habe er es zur weiteren Bearbeitung weitergeleitet. „Das sind zwei Wochen, de facto hätten wir 30 Tage Zeit gehabt, um eine entsprechende Antwort vorzubereiten“, so Brunner. Was das angeforderte Gutachten selbst anbelangt, so handle es sich dabei um ein internes Dokument, das nur für den institutionellen Gebrauch vorgesehen ist. Zu einem öffentlichen Dokument wird es in dem Moment, wenn das Verfahren für eine Landschaftsplanänderung eingeleitet wird. Was den Stand der Dinge betrifft, erklärt Bürgermeister Brunner, dass zurzeit noch an den bürokratischen Verfahren gearbeitet wird. Notwendig für die Betriebswerweiterung der Firma Progress sei nämlich nicht nur eine Bauleitplanänderung, sondern auch eine Landschaftsplanänderung. „Diese Unterlagen muss allerdings der Antragsteller einreichen“, so Brunner, der erklärt, dass der Antrag noch nicht in der Gemeinde aufliegt. Laut seines Wissens befinden sich die dafür notwendigen Unterlagen in Vorbereitung. Dies sei auch der Grund, weshalb das Projekt auf Eis lag.

 

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Hartmuth Staffler Wed, 11/23/2022 - 20:41

Es ist ja interessant, dass sich SALTO gewissermaßen zum Pressebüro des Brixner Bürgermeisters gemacht hat. Interessant ist auch die Logik: Da der Auwald ohnehin stirbt (weil man ja nach Kräften daran arbeitet), hat es auch keinen Sinn mehr, ihn zu schützen. Eine solche Botschaft hören die Umweltzerstörer und Betonierer in Südtirol mit Freuden.

Wed, 11/23/2022 - 20:41 Permalink
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Josef Fulterer Wed, 11/23/2022 - 22:32

Die Neuzeit-Politiker biedern sich bei den Wählern "mit von edlen großzügigen Menschen gespendetem Geld" und allen werbe-technischen-Tricks als die Allerbesten zur Lösung der politischen Probleme an.
"Glücklich gewählt," wird als Erstes "die möglichst reichliche Eigen-Versorgung sehr wichtig" und dann versteckt man sich bei jedem Problemchen hinter kostspieligen Gutachten, die meistens nach der Volksmeinung ausfallen: "Wessen Brot ich iss, dessen Lied ich sing."

Wed, 11/23/2022 - 22:32 Permalink
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M A Thu, 11/24/2022 - 12:44

"...seien die Gutachter zum Schluss gekommen, dass sich der Auwald in einer starken Degeneration befinde und sich voraussichtlich in einigen Jahren die Nadelholzbestände ausbreiten werden, sodass von einem wirklichen Auwald keine Rede mehr sein könnte..."

Dass es da eine ganz einfache Methode gibt, kommt ihnen aber nicht in den Sinn?
Vielleicht sollte man ganz einfach diese Nadelholzbestände reduzieren oder besser noch laufend beobachten und entsprechend eingreifen...?
So wie es auch bei den Lärchenwiesen verpflichtend ist, die Fichten in Schach zu halten, wenn eine Landschaftspflegeprämie ausbezahlt werden soll!

Thu, 11/24/2022 - 12:44 Permalink
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Albert Pürgstaller Thu, 11/24/2022 - 17:35

Ich habe volles Verständnis, dass ein Bürgermeister alles daran setzen muss um qualifizierte Betriebe zu unterstützen. Es drängen sich mir trotzdem ein paar Fragen auf, auf die ich bisher persönlich noch keine Antworten gefunden habe.
Im Master- und Landschaftsschutzplan - vor ca. 10 Jahren genehmigt - hatte der seinerzeitige Stadt- und Gemeinderat - alle jetzigen Entscheidungsträger waren damals in einer Funkltion dabei - diesen Auwald als schützens- und erhaltenswert ausgewiesen. Die gleiche Haltung zeigte sich im Projekt Stadt-Land-Fluss, nachdem im Industriegebiet, trotz gesetzlicher Auflagen, die Grünflächen zum größten Teil von den Privateigentümern nicht realisiert wurden und der Großteil der Flächen versiegelt sind. Bereits damals gab es von Seiten der Anrainer großen Apetit auf diese Fläche. Warum jetzt diese Kehrtwende? Es gibt doch auch in der näheren Umgebung reichlich Grünflächen, die vom Naturhaushalt her gesehen weniger wertvoll sind und für eine solche Nutzung sich besser eignen würden. Wahrscheinlich sind sie etwas teurer zu erstehen. Die Kirche, auch hier wieder einmal mit im Spiel, war nur froh diese unproduktive Fläche verscherbeln zu können. Müssen wir tatsächlich dieses letzte Stück Brixner Identität, -ein Auwald gehört wie die Domtürme und vieles andere dazu - dafür geopfert werden? Damit verschwindet ein Stück Landschaftsgeschichte, aber auch Sauerstofflunge für die klimageplagte Industriezone. Wenn wir der Klimakrise begegnen wollen, müssen wir nachhaltige Entscheidungen treffen und seien sie noch so klein. An der Summe auch solch kleiner Entscheidungen wird Umweltverantwortung gemessen. An dies sollten Unternehmer*innen wie Verwalter*innen sich erinnern.

Thu, 11/24/2022 - 17:35 Permalink
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Gregor Beikircher Thu, 11/24/2022 - 19:17

In reply to by Albert Pürgstaller

Gratuliere dem Ex-Bürgermeister von Brixen, Albert Pürgstaller, zu seinem in allen Punkten ehrlichen und stichhaltigen Kommentar. Kann dies voll und ganz unterstreichen und als ehemaliger Gemeinderat und Umweltvertreter will ich noch eins draufgeben.
Wieso ist der Auwald in den letzten Jahren degradiert, wie im "Greenwashing-Bericht" so herausgestrichen wird? Ja, wieso etwa? Die jetzigen Verwalter und all jene, die einen Ersatz in der Vergrößerung der Millander Au sehen, haben ja alles darangesetzt, dass der Auwald in der Industriezone kaputtgeht. Man hätte diese Rest-Aue pflegen müssen, man hätte die Wasserzufuhr vom Eisack her aktiv forcieren müssen, man hätte die Elemente (Fichten und dergleichen.....), welche sich aufgrund der zunehmenden Austrocknung eingeschlichen haben, entnehmen müssen und vor allem, man hätte die Aue in der vollen Größe mit voller Überzeugung schützen müssen, auch die Randzonen davon und die anschließende Eisackuferzone. Nichts von alldem hat man getan, auch die zuständigen kirchlichen Eigentümer der Kirche (Vinzentinum) nicht, die immer groß von der Erhaltung der Schöpfung predigen.
Schade! Es hätte bei überzeugtem Einsatz auch der derzeitigen Umweltverbände und des Gremiums/der Agentur StadtLandFluss beides geschützt und verbessert werden können/müssen, sowohl die Millander Au als auch der Auwald in der Industriezone. Für die Erweiterung des Betriebes Progress hätte man sicher umweltmäßig weit weniger wertvolle Flächen auftreiben können, wenn man mit vollem Einsatz dahinter gestanden wäre.

Thu, 11/24/2022 - 19:17 Permalink
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Am Pere Sat, 11/26/2022 - 11:30

In reply to by Gregor Beikircher

Vinzentinium? Ist nicht einer der Assessoren ein leitender Angestellter des Vinzentiniums? Hier scheint der allseits bekannte Lobbyismus Südtirols Einzug gehalten zu haben, Argumente wie Biodiversität zählen bekanntlich nicht mehr, wenn's um die Penunse geht.
Ähnlich dürfte auch das Disneyland-Projekt im Hofburggarten gelagert sein. Ich sehe, außer der Geistlichkeit und deren unersättlichen Hunger nach Bimbes, keine anderen Vorteile. Einen vielleicht, dass ein Chansonnier sich eine goldene Nase verdient.
Der ehemalige Bürgermeister sollte sich seine schönen Worte sparen, er hatte mehrere Jahre Zeit durch gute Politik der Domstadt seinen Stempel aufzudrücken. Dies wurde versäumt, gut klingende Kommentare machen dies nicht wett.

Sat, 11/26/2022 - 11:30 Permalink
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Petra Steiner Sat, 11/26/2022 - 10:17

Es ist schon krass in Südtirol. Erst wird dem Auwald das Wasser durch einen Damm entzogen, dann stellt man seine Minderwertigkeit fest, und letztlich möchte man ihn deswegen vernichten. Unethischer geht nicht. Den zahlreichen Tierarten ist es übrigens egal wie wir den Auwald einstufen, sie finden dort ihren Zufluchtsort und haben dort ihre Brutstätte. Ein Grundwasserteich kann das nicht wettmachen. Übrigens, die neuangelegten plümpfe in der millander au konnten das Aussterben des Laubfrosches dort nicht verhindern. Das Bewahren ist unser erste Pflicht, dann mögen Projekte folgen.

Sat, 11/26/2022 - 10:17 Permalink
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Salto User
Margot Wittig Sat, 11/26/2022 - 13:28

genauso wurde in Bozen mit dem Bahnhofspark vorgegangen: die vorhandenen Gelder für die Aufwertung des Parks wurden in die Schublade gelegt, man wartete ab und tat alles, damit der Park definitv unattraktiv und "gefährlich" wurde, um dann eine Lösung durch ein privates Projekt anzubieten, das eine schöne neue Welt verspricht...(Kaufhaus Bozen)

Sat, 11/26/2022 - 13:28 Permalink
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Hartmuth Staffler Sat, 11/26/2022 - 18:28

Im Jahr 1912 ist in der damaligen Brixner Zeitung, der "Brixener Chronik", ein lesenswerter Artikel erschienen, in dem die Ausweisung der Auwälder im Süden von Brixen als Naturschutzgebiet gefordert wurde. Anscheinend war man damals fortschrittlicher als die heutige Brixner Gemeindeverwaltung.

Sat, 11/26/2022 - 18:28 Permalink