Chronicle | Biomüll

Viel Müll um nichts?

Giulio Angelucci vom Amt für Abfallwirtschaft stellt klar: "Die Müllverbrennungsangabe leidet nicht unter übermäßigem organischem Abfall." Alles in bester Müllordnung?

Bis zu 250 kg Biomüll sollen die Südtiroler pro Kopf im Jahr produzieren, meldet die Tageszeitung Alto Adige in ihrer Sonntagsausgabe. „Ich habe den Beitrag gelesen und war überrascht. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, wie diese Zahlen zustande gekommen sind“, kommentiert Giulio Angelucci, Direktor des Amtes für Abfallwirtschaft, den Artikel in der italienischsprachigen Tageszeitung. „Es landen maximal 70 kg im Biomüll. Alle anderen Angaben sind nicht offiziell.“ Auch die Müllverbrennungsangabe würde nicht unter übermäßigem organischem Abfall leiden. „Die Anlage funktioniert einwandfrei und zwar mit verschiedenen Brennstoffen“, sagt Angelucci. Es gebe keine Einschränkungen oder zu niedere Betriebstemperaturen.

Es landen maximal 70 kg im Biomüll. Alle anderen Angaben sind nicht offiziell.“

Dass 13 Gemeinden in Südtirol noch keinen Biomüll einsammeln, hat nachvollziehbare Gründe, erklärt Andreas Marri, Verantwortlicher für die Kompostieranlagen beim Amt für Abfallwirtschaft: „In ländlichen Gemeinden wie Stilfs, Truden, Martell oder Altrei gibt es viel Eigenkompostierung bzw. Weiterverwertung von Bioabfall.“ Allgemein nehme die Tendenz, Bioabfall getrennt zu sammeln aber stark zu. Da dieser zum Hausmüll gehört, sind die jeweiligen Gemeinden dafür zuständig. Auch für Hotels gibt es dabei höchstens punktuelle Ausnahmen, die wie Marri betont, immer von der zuständigen Gemeinde genehmigt werden müssen. Ebenso eine Entscheidung der jeweiligen Gemeindeverwaltung: Die Dienstausweitung des Biomüllfahrzeugs zu abgelegenen Zweitwohnungen, die in manchen Fällen nur wenige Wochen im Jahr bewohnt werden. „Hier muss jede Gemeinde für sich prüfen, ob eine Ausweitung des Dienstes profitabel ist. Den Mülltarif zahlen ja schließlich alle!“.

Hervorzuheben sei besonders die Qualität des Biomülls in Südtirol. „Unsere Leute arbeiten mit Fleiß und Eigeninitiative“. Alles, was nicht in den Biomüll gehört, muss händisch wieder entfernt werden. „Da finden sich einige Kuriositäten. Nicht nur Zigaretten und Nylontaschen, auch Schneewittchen mit ihren sieben Zwergen haben wir einmal aus dem Müll gefischt.“