Culture | Salto Afternoon

The Game

Letzte Woche wurden in Lana die Spiele eröffnet. Moment mal … welche Spiele?
ping pong the game
Foto: Foto: Salto.bz

Die Kunsthalle West hat ihre Ausstellungsräume in einen Spielplatz verwandelt. Die BesucherInnen der Ausstellungseröffnung spielen Tischtennis und versuchen sich am Billard; gar nicht so einfach, wenn der Tischtennistisch rund ist, das Netz sich dreht und die Billardkugeln auf der sofaähnlich gepolsterten Spielfläche partout nicht rollen wollen!

Die Kuratorin und Geschäftsführerin des Südtiroler Künstlerbundes Lisa Trockner eröffnet die Ausstellung The Game mit einigen WortSPIELEN. Das Leben ist kein Spiel, trotzdem sei es wichtig den Alltag spielerisch zu meistern, erklärt sie. Von der spielerischen Motivation der Arbeitnehmer, über verschiedenste Marketingstrategien der Wirtschaft, bis hin zur Konfliktbewältigung als Therapieform, stellt sie das Spiel vor allem als Mittel zum Zweck vor.

Manchmal ist Trockner schwer zu verstehen, denn im Hintergrund passiert inzwischen etwas viel Spannenderes: es wird gespielt! Einige Kinder haben sich von langweiligen Erwachsenen losgerissen. Sie stürmen durch die Ausstellung, lachen und kreischen, wenn sie mit den unterschiedlichsten Werken interagieren.

Besonders Spaß macht ein rotes, oktopus-artiges Konstrukt, das sich durch einen großen Bereich der Ausstellung schlängelt. ORIGLIA! von Manfred Eccli und Cavaco Leitao (Moradavaga) funktioniert wie das gute alte Bechertelefon: Wer sich unter einen der hängenden Blumentöpfe stellt, kann mitlauschen was am anderen Ende in die Kabelrohre geflüstert wird.

Dabei sind nicht alle Werke so lustig gestaltet, wie dies klingen mag. Viele der ausgestellten KünstlerInnen haben das Thema des Spiels kritisch beleuchtet. Eines dieser Werke ist die Installation E tutti giù per terra von Ulrich Egger. Sie zeigt mehrere auf dem Boden liegende Schaukeln. Eine einzige Schaukel baumelt noch von der Decke herab. Ein Hinweis auf die Unzähligen geplatzten Kinderträume? Oder doch ein Symbol für das Glück und die Seltenheit einer spielerischen Kindheit?

„Spielen ist keine Kunst, aber aufhören“. Thema verfehlt? Nein, denn auch das Thema Sucht wird nicht außenvorgelassen. Cornelia Lochmanns Game Over zeigt ein pubertierendes Mädchen das mit einem Controler in der Hand und aufgerissenen Augen den Betrachter anstarrt. Der Betrachter ist der Bildschirm, die Augen des Mädchens ein verkrampfter Versuch nicht wieder zu verlieren. 

Doch auch abseits des Kindseins findet das Spiel Ausdruck. FC Supernova, eine Installation von Julia Bornefeld, zeigt eine atomähnliche Konstruktion, bei der Fußbälle um den vergoldeten Atomkern herumschwirren: Eine klare Message an die Millionenwirtschaft die hinter dem Fußball steckt und vielleicht sogar eine Kritik an seine zentrale Position in der Gesellschaft. 

Im Ausstellungspielfeld findet sich auch nachgebauter Spielplatz des Künstlers Antonio Riello. Kinder sollten davon jedoch ferngehalten werde, denn Schaukelpferd, Wippe und Ziehwagen sind mit vergifteten Nägeln bestückt! Selber mitspielen darf man hingegen bei Hannes Egger und Denis Isaias Kartenspiel der etwas anderen Art: Man hebt eine Karte auf, verfolgt die darauf geschriebenen Anweisungen und wird plötzlich selbst zum Performance-Künstler. Die Performances sind Arbeiten von bekannten KünstlerInnen, wie Yoko Ono, Joseph Beuys und vielen mehr.

Performativ-spielerisch und dramatisch, setzt sich auch der Künstler Michael Fliri in der Videoarbeit I’m in Hell and I’m alone mit dem Thema auseinander. Mit einem buntbemalten Helm taumelt er durch sein Atelier, stößt auf Hindernisse, steht auf und stolpert wieder. Das Leben als Künstler im Atelier ist wohl auch nicht immer ein Spiel!

An einem zentralen Platz in der Ausstellung steht eines der eindrucksvollsten Werke: O.T. (mediterranean) von Arnold Mario Dall’O ist eine mit blauer mit Flüssigkeit gefüllte Glaskugel, in der ein Miniaturboot mit Menschen schwimmt. Die Kugel erinnert an jene kitschigen Schneekugeln, die sich auf unzähligen Souvenirmärkten finden: wenn man sie schüttelt, schneit es darin. Wer aber würde es wagen diese Kugel zu schütteln?

Mit in The Game sind auch Markus Vallazza, Andreas Zingerle, Judith Neunhäuserer, Laurina Paperina und viele weitere KünstlerInnen. Ob ein rein spielerischer Zugang zu Kunst, dem Werk als Spiel oder Spiel als Werk, selten müssen BesucherInnen auch wirklich Detektiv spielen, um zu verstehen warum Dieses oder Jenes Teil der Ausstellung ist: Die Hinweise auf das Spiel als Thema sind entweder inhaltlich oder auch oberflächlich begründet und meist auf den ersten Blick erkennbar. Was wirklich hinter den Werken steckt, hat jedoch oft nicht mehr viel mit dem Thema zu tun. Das Konzept selbst ist Mittel zum Zweck geworden, spielerisch eine große Bandbreite an verschiedenen ästhetischen, künstlerischen und inhaltlichen Positionen zu präsentieren.  

Zu guter Letzt ein kleines Spiel für alle zukünftigen Besucher: eines der ausgestellten Werke ist winzig klein und gut versteckt. Wer kann es finden?