Society | Spielsucht

"Scheinheilige Aktion"

Spielsucht ist ein akutes Problem in Südtirol. Trotzdem wurde der Gesetzesentwurf der Bürger Union abgelehnt.

Spielsucht ist kein Hobby, sondern eine Krankheit. Auch immer mehr Südtiroler sind davon betroffen. Die Zahl der Spielsüchtigen steigt stetig. Konkrete Zahlen gibt es jedoch nicht. Die Sucht wird oft heimlich ausgelebt.

Der neue Gesetzesentwurf der "Bürger Union", der dem Landtag vorgelegt wurde, verlangt schärfere Maßnahmen gegen die Abhängigkeit. "Wir wollen die Richtlinien des Abstandes, das heißt, dass Spielhallen in einem Mindestabstand von 300 Meter zu öffentlichen Plätzen stehen müssen, auf 500 Meter erweitern", erklärt Landesjugendsprecher Stefan Taber, "außerdem sollen Spielautomaten in der Nähe von Kindergärten und Schulen verboten werden".

Trotz der gutgemeinten Vorschläge, hat der Landtag den Gesetzesentwurf abgelehnt. Nicht zuletzt, so vermutet man nun bei der Bürger Union, weil Staat und Land mit dem "Glücksspiel" 13 Milliarden Euro jährlich einnehmen. Die Landesregierung stellt immerhin 300.000 € zur Verfügung, um gegen die Sucht vorzugehen. Dies bezeichnete der Landtagsabgeordnete Andreas Pöder als "scheinheilige Aktion": Denn das Land nehme seit 2013 an den Gewinnen viel mehr Geld ein und gebe nun für die Bekämpfung eine verhältnismäßig kleine Summe aus. Da würde laut dem Landtagsabgeordneten schnell vergessen, dass – auf lange Sicht gesehen – Familien in den Ruin getrieben werden. Das Ergebnis wären unzufreiedene, ausgebeutete Leute, die jegliche Wirtschaft mit ins Defizit reißen, sagt Jungpolitiker Taber.

Ein weiterer Vorschlag der Bürgerunion war es, die IRAP-Steuer für Betreiber der Spielautomaten zu erhöhen. Im Gegenzug hätte sie jene Lokale mit der Senkung der Regionalsteuer belohnen wollen, welche die Geldschlucker-Maschinen entfernten. "Wer den Südtirolern die Früchte ihres Fleißes mit dubiosen Methoden aus der Tasche zieht, sollte wenigstens vom Fiskus stärker zur Kasse gebeten werden", fordert der Landtagsabgeordnete der Bürger Union.

Wer den Südtirolern das Geld durch dubiose Methoden aus den Taschen zieht, sollte stärker zur Kasse gebeten werden.

Außerdem wäre es wünschenswert, die Werbungen für Automaten-Spielchen zu eliminieren, sowie die Gemeinden dazu zu sensibilisieren, auf Spielhallen zu verzichten. 38 Gemeinden gibt es bereits, die keine Geldfresser vorweisen und damit mit gutem Beispiel vorangehen. Stefan Taber: "Auch wenn der Gesetzesentwurf abgelehnt wurde, wir geben nicht auf. Wir wollen viel mehr Gemeinden – wenn nicht alle – ohne Spielautomaten als wünschenswertes Endziel haben". Ob dies gelingen wird?

Die Bürger Union sieht positiv in die Zukunft. Schließlich hat es in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte im Ausbau der Maßmahmen gegen Spielsucht gegeben. Fakt ist aber: Das Problem wird nach wie vor größer. Viel zu viele lassen sich leichtgläubig in die Spielwelt ein und kommen dann nicht mehr leicht hinaus. Besonders Jugendliche, Schüler und Studenten lassen sich zunehmend von der scheinbaren Verlockung vom schnellen Geld mit wenig Aufwand fesseln.

Wer von der Sucht befreit werden möchte, muss dies selbst wollen. Bei Problemen von Spiel- und anderen Süchten, können sich Betroffene an den Dienst für Abhängigkeitserkrankungen wenden.