Politik | Meran

"Wir müssen Kultur in diesen Zirkus bringen"

Der Meraner Wahlkampf ist endgültig zur Schlammschlacht verkommen. Profitieren seine Kandidaten davon? Jetzt ist der Handlungsbedarf deutlicher denn je, sagt Paul Rösch.

Eigentlich hätte Gerhard Gruber nun Grund zu jubilieren. „Dann ist die Wahl verloren“, erklärt sein Konkurrent Paul Rösch am Freitag in der Tageszeitung – die zwei Tage vor der Stichwahl darüber schreibt, dass Rösch vor 15 Jahren einen Mietvertrag für ein Touriseum-Lager an den Vater seiner Lebensgefährtin eingefädelt hat. Doch zumindest nach außen gibt sich der Meraner SVP-Kandidat äußerst zurückhaltend: „Mir tut es leid, dass im Touriseum ein verwaltungstechnischer Fehler passiert ist“, erklärt er auf Anfrage von salto.bz. „Aber mehr habe ich dazu als Kandidat nicht zu sagen.“

Viel redseliger ist dagegen sein Konkurrent. Paul Rösch reagierte am Morgen der Tageszeitung-Enthüllung umgehend mit einer ausführlichen Pressemitteilung. Die klingt schon weit weniger reuig als seine Reaktion in der Südtiroler Tageszeitung. „Mietvertrag war eine aus der Notwendigkeit geborene Ideallösung“, lautet schon der Titel. In der auch auf seiner Facebook-Seite veröffentlichten Mitteilung erklärt Paul Rösch detailliert, wie es in den chaotischen Anfangszeiten des Museums zum Mietvertrag gekommen ist. Auf den Punkt gebracht: Damals habe man für das Touriseum dringend ein Magazin gebraucht. Alle unter die Lupe genommenen Objekte seien jedoch zu klein, zu teuer oder logistisch ungünstig gelegen gewesen. Die Lagerräume seines Schwiegervaters seien dagegen sofort verfügbar, von den Räumlichkeiten ideal und aufgrund ihrer Lage außerhalb des Zentrums auch leicht erreichbar gewesen, so Rösch. Aufgrund von Verzögerungen bei der mittlerweile hausintern gefundenen Lösung sei das Provisorium über Jahre bestehen geblieben. Dass man um so etwas eine solche Story strickt, lässt mich sprachlos“, erklärt der Bürgerlisten-Kandidat in der Mitteilung.

Schlammschlachten

Er ist allerdings bei weitem nicht der erste, der im Meraner Wahlkampf zum Handkuss kommt. Zuerst Gerhard Grubers Immobiliensteuern, zuletzt die Schlammschlacht gegen die „machtbesessene Cristina Kury“ oder der Gratis-Parkplatz des Grünen Gemeinderats Kurt Duschek – es wird mit harten Bandagen gefahren, in diesem Kampf um dem Bürgermeisterstuhl der Passerstadt. „Was mich ärgert ist, dass alle diese so genannten Polit-Profis, Verbände oder Kreise, die hinter solchen Schlammschlachten stehen, nicht erkennen, was sie damit anrichten“, sagt Paul Rösch. „Wir werden bald niemanden mehr bekommen, der sich ein politisches Engagement antut – und es wird vieles von dem kaputtgemacht, was in Meran in den vergangenen Monaten an Neuem entstanden ist.“

Kommt eine solche Erkenntnis erst, wenn sich die eigene Familie und die seiner Lebensgefährtin in den Schlagzeilen wiederfindet? „Nein, auch die Art wie Gerhard Grubers Immobiliengeschichte aufgekommen ist, hat mir nicht gefallen“, sagt Rösch. „Und ob sie es glauben oder nicht: Ich weiß bis heute nicht, aus welcher Ecke die Informationen kommen.“ Fakt ist für den Bürgerlistler: „Weder Gerhard Gruber noch ich sind Bös-Menschen – und wir haben anderes zu tun, als uns mit solchen Schlammschlachten auseinander zu setzen.“

"Handlungsbedarf deutlicher denn je"

Spannend wird dennoch, wer am Sonntag aus den Schlammschlachten unbeschadeter hervorgeht. Paul Rösch glaubt nach dem ersten Schock über die Nachricht sogar von der angeblichen Enthüllung zu profitieren. „Im ersten Moment war ich natürlich erschrocken und habe gegenüber der Tageszeitung sicher auch einfältig reagiert“, gesteht er zu. Doch letztendlich würden ihn die Meraner kennen, und die Angriffe entsprechend einzuordnen wissen - beziehungsweise als unfaire Taktik der SVP anlasten. Rösch selbst ist von seiner Kandidatur nach diesem Querschuss in jedem Fall überzeugter denn je: „Jetzt ist der Handlungsbedarf unübersehbar“, sagt er. „Wir müssen Kultur in diesen politischen Zirkus bringen und Verbände und Seilschaften herbremsen.“