Wirtschaft | Arbeitsmarkt

Arbeitslosigkeit: Abwarten ist nicht genug

Die steigende Arbeitslosigkeit ist in aller Munde. Doch welche Unterstützung erhalten Arbeitslose im einstigen Vollbeschäftigungsland Südtirol bei ihrer Suche nach Arbeit? Zu wenig, sagt nicht nur Gewerkschafter Renzo Rampazzo.
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Foto: Salto.bz

Peter ist seit bald einem Jahr arbeitslos. Im vergangenen Herbst wurde sein befristetes Arbeitsverhältnis nicht verlängert. Finanziell bedeutet das einen Rückgang von einem Nettoeinkommen von 1800 Euro auf eine Arbeitslosenunterstützung von 850 Euro. Psychologisch gilt es für den Mit-Fünfziger die Frustration auszuhalten, nicht gebraucht zu werden. Mehr als 20 Bewerbungen  hat der ausgebildete Sozialarbeiter mit Zusatzausbildungen als Supervisor, Coach und Unweltberater bereits verschickt; doch bislang ohne Erfolg.

Und wie sieht es mit der öffentlichen Unterstützung bei der Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt aus? „Die ist in Südtirol nicht vorhanden“, sagt er. Die einzige Maßnahme, die ihm beim Arbeitsvermittlungsamt angeboten wurde: ein Sprachkurs. „Doch der ist schließlich auch nicht zustande gekommen, weil nicht genügend Teilnehmer zusammengekommen sind.“

10.000 Menschen sind derzeit in Südtirol im Jahresdurchschnitt von Arbeitslosigkeit betroffen; vor vier Jahren waren es nur halb so viele. Doch die unterstützenden Maßnahmen, mit denen Arbeitslosen eine möglichst baldige Rückkehr auf den Arbeitsmarkt ermöglicht wird, haben mit dieser rasanten Entwicklung keineswegs Schritt gehalten. „Der Großteil der Projekte, die in Südtirol angeboten werden, sind zwar ein gutes Geschäft für Weiterbildungsorganisationen“, sagt der Gewerkschafter Renzo Rampazzo von SGB/Cisl.  „Die Arbeitslosen selbst werden damit aber während dieser beschäftigungslosen Zeit vor allem geparkt.“ Denn auch wenn sich das klassische Angebot an Sprach- und Computerkursen teilweise als nützlich erweisen könnte – die Beschäftigungsfähigkeit würden sie in den wenigsten Fällen erhöhen.

Was aber bietet die Arbeitsvermittlung überhaupt konkret an Weiterbildung oder Umschulung an? Laut Hildegard Stuppner, Koordinatorin des Arbeitsvermittlungszentrums Bozen, führt das Zentrum selbst nur  Gruppeinformationsveranstaltungen durch. Dort wird neu eingeschriebenen Arbeitslosen zwei Mal pro Woche eine grundsätzliche Orientierung gegeben. Ob der jeweils Betroffene Bedarf an Weiterbildung habe, werden dann in individuellen Beratungsgesprächen eruiert. „Prinzipiell laufen alle Kurse über Weiterbildungseinrichtungen, wir selbst haben nicht einmal ein Budget“, so Stuppner. Schwerpunkt der Tätigkeit sind vielmehr die Beratungsgespräche; darüber hinaus finden Arbeitslose in den Zentren auch alle aktuellen Angebote der Internet-Arbeitsbörse des Landes – ob über Computerterminals oder als Aushang.

Eine aktive Arbeitsmarktpolitik sieht anders aus. Als positives Beispiel nennt Gewerkschafter Rampazzo das Beispiel Speedline. Infolge der Krise und 2008 erfolgten Schließung des Bozner Aluminiumfelgenherstellers standen hunderte Arbeitskräfte auf der Straße. 60 Prozent von ihnen waren laut Ramapazzo Migranten. „Damals wurden auf unsere Betreiben hin Umschulungskurse für Lastwagen- und Busfahrer organsiert, nach denen zu der Zeit ein großer Bedarf bestand.“ Das Ergebnis? „Alle Arbeiter fanden eine neue Beschäftigung.“

Die Voraussetzung für weitere solcher Erfolgsgeschichten wäre laut dem Gewerkschafter eine stärker Zusammenarbeit zwischen Land, Unternehmen und Gewerkschaften. „Denn es gäbe trotz Krise Nachfrage nach bestimmten Berufsbildern am Arbeitsmarkt – und nicht nur im hochqualifizierten Bereich“, sagt er. Doch um diese mit dem Angebot an Arbeitskräften zusammenzuführen, braucht es vielfach ein wenig Nachhilfe. Bislang scheitere das dafür notwendige stärkere Zusammenspiel der Sozialpartner vor allem an unterschiedlichen Mentalitäten. „Auch müsste die Provinz hier ein wenig die Rolle des Motors übernehmen“, meint Rampazzo. Grund genug, endlich auf das Gaspedal zu steigen, hat sie nun ja.   

 

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Michael Bockhorni Do., 12.09.2013 - 08:49

interessanterweise stellt weder die staatliche INPS, noch die ASWE der Provinz einen Bescheid aus, wenn mensch ein Ansuchen stellt und es dann zu einer Auszahlung kommt bzw. nicht kommt.

Do., 12.09.2013 - 08:49 Permalink