Politik | Landtagswahlen 2013

Landtagswahlen: Gruber setzt erste Wahlwette

Arno Kompatscher kann die SVP nicht auf ihr Ergebnis von 2008 retten und Regierungspartner PD verdoppelt die Stimmen: Das Institut Gruber & Partner eröffnet drei Wochen vor den Landtagwahlen den Reigen der Wahlprognosen.

„Wen würden Sie wählen, wenn morgen Landtagswahlen wären“: Diese Frage hat das Institut Dr. Gruber & Partner im Eigenauftrag zwischen 26. September bis zum 5. Oktober an 850 Wahlberechtigte aller Sprachgruppen gestellt. Das Ergebnis, dem laut Gernot Gruber eine Schwankungsbreite von drei Prozent zugrunde gelegt werden muss: Die Südtiroler Volkspartei ist mit einem Umfragewert von 44,8 Prozent gut drei Prozent von der Mandatsmehrheit und ihrem Ergebnis von 2008 entfernt. Die Freiheitlichen bleiben mit 14,2 Prozent auf ihren Wert von 2008 und verlieren vor allem an die Südtiroler Freiheit, die laut Prognose um 1,1 Prozent auf sechs  Prozent zulegen würde. Größte Gewinner ist laut der Umfrage von Gruber &Partner der Partito Democratico, der mit 11,9 Prozent sein Ergebnis von 2008 verdoppelt. Zugewinne werden auch für die Grünen prognostiziert, die mit 8,1 Prozent  aber dennoch weit unter den 13 Prozent bleiben, die ihnen im August das Linzer market-Institut vorhergesagt hatte.

Im italienischen Mitte-Rechts-Lager kommt das Bündnis von Elena Artioli mit Forza Alto Adige und Lega Nord auf 2,9 Prozent. Unabhängig vom Bündnis dieser drei Listen ergibt Grubers Umfrage für das PdL-Lager 3,6 Prozent. Die Bewegung 5 Stelle erreicht immerhin 2,3 Prozent, Lista Civica und das Bündnis von Union, Wir Südtiroler und Ladins liegen mit 1,4 bis 1,6 Prozent laut Gruber schon an der untersten kritischen Grenze für ein Restmandat. Allerdings räumt Gruber ein, dass eine Prognose bei diesen kleinen Parteien extrem schwierig sei. „Klar ist, dass es hier zum einem Rennen von zumindest vier Listen um die Restmandate kommen wird“, sagt er.

Ein weiteres eindeutiges Ergebnis der Umfrage, die noch bis vergangenen Samstag lief, ist laut dem Meinungsforscher, dass die Wähler bislang wenig vom Wahlkampf mitbekommen hätten und vor allem unter der italienischsprachigen Bevölkerung ein Informationsdefizit zu den kandidierenden Listen gäbe: „Viele der Interviewten konnten auf die offene Frage, wen sie wählen würden, keine Antwort geben“, sagt Gruber. Die sei in vielen Fällen erst gekommen, nachdem die wahlwerbenden Listen vorgelesen wurden. Die großen Zugewinne des PD erklärt Gruber zumindest teilweise mit der Verwirrung zwischen Bündnissen und ausgeschlossenen Liste bei Mitte-Rechts. „Im italienischsprachigen Lager haben wir immer schon eine sehr volatile Wählerschicht und diesmal scheint es, als würden davon ganz klar der PD als konstante Kraft profitieren.“

Kompatscher bleibt klar hinter Durnwalder zurück 

Das Ergebnis, das den Meinungsforscher selbst am ehesten überrascht hat: „Arno Kompatscher ist nicht „so sehr der Überflieger wie angenommen“. Rund ein Viertel der SVP-Wähler würde dem  Landeshauptmannkandidaten ihre Stimme geben. Ein Wert, der ebenso klar unter den Ergebnissen von Luis Durnwalder bleibt wie die Benotung von 2,08, die Kompatscher bei der Bewertung seiner politischen Arbeit auf einer  Skala von minus bis plus 5 erhält. „Durnwalder lag bei dieser Bewertung, die wir seit 2005 abfragen, im Durchschnitt bei 3,2 Prozent“, so Gruber.  

Kann die SVP die Vorzugsstimmen von Luis Durnwalder halten? Mitdebattieren und diskutieren - bei der Wahldebatte von salto.bz 

Dennoch führt der Meinungsforscher den Zugewinn von gut vier Prozent, den die Volkspartei seit ihrem Umfragetief vor den Parlamentswahlen im Februar in den Prognosen hingelegt hat, zu einem guten Teil auf einen Kompatscher-Effekt zurück. Ob und wie viel Kompatscher und sein Team in den letzten drei Wochen aufholen können, wird nicht zuletzt die Wahlbeteiligung bestimmen. Denn gerade im Bereich der SVP-Wähler sei eine der größten Konkurrenten die Nicht-Wahl. Wie die Spitzenkandidaten anderer Listen von den Befragten bewertet wurden, arbeitet der Meinungsforscher derzeit noch aus.

Ein relativ eindeutige Ergebnis der Gruber-Umfrage ist, auch dass die Südtiroler Freiheit den Freiheitlichen mit ihrem Wahlkampfthema Selbstbestimmung Stimmen kosten wird. „Diese zieht vor allem unter den jungen Wählern eindeutig stärker als die Systemerneuerung, die sich die Freiheitlichen auf die Fahnen geschrieben haben“, so Gruber.