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Benko-Projekt: Bozens Kaufleute machen gegen „Ausverkauf der Heimat“ mobil

Ja zur Aufwertung des Bozner Busbahnhofs, doch nur unter bestimmten Bedingungen: Bozens Kaufleute verstärken den Druck gegen René Benko.

Mit vier konkreten Forderungen mischen sich nun auch die Bozner Kaufleute in die Diskussion um ein Einkaufszentrum auf Bozens Busbahnhof-Areal ein. In einer Dringlichkeitssitzung des hds-Bezirksausschusses Bozen Stadt und Land wurden die Vorbehalte gegen das Projekt Benko unterstrichen und Sorgen über eine gesunde Entwicklung des mittelständischen Einzelhandels im Bezirk zum Ausdruck gebracht. Wie die beiden Bezirkspräsidenten Werner Schmid und Sandro Pellegrini unterstrichen, wird die Aufwertung des Busbahnhof-Areals prinzipiell befürwortet. Doch bei der städtebaulichen Entwicklung der Zone müsse nicht nur die gesamte Neugestaltung des Areals Zugbahnhof miteinbezogen werden. Der hds fordert Land und Gemeinde Bozen auf, vier weitere Punkte zu berücksichtigen.

Allen voran würden der Einzelhandel und die Nahversorgung in den peripheren Stadtvierteln die von Benko mit 35.000 Quadratmetern geplante Verdoppelung der bereits bestehenden Geschäftsfläche in der Bozner Innenstadt nicht verkraften. Damit einhergehend fordert der Handels- und Dienstleistungsverband die Sicherung der bestehenden Arbeitsplätze. Denn eine neue Mammutverkaufsfläche würde bestehende Geschäfte in der Stadt, aber auch im Umland zur Reduzierung oder sogar zur Aufgabe zwingen. Dabei würden weit mehr Arbeitsplätze verloren gehen als die allfällig neu entstehenden. Studien und Erfahrungswerte hätten ergeben, dass ein neuer Arbeitsplatz in der Großverteilung unterm Strich zwei Arbeitsplätze in den traditionellen Klein- und Familienbetrieben koste. „Wir lassen uns somit von den von Benko angekündigten 1.000 Arbeitsplätzen nicht blenden“, so der hds. In den vergangenen zwei Jahren seien in Italien der Liberalisierung im Handel 36.000 Geschäfte zum Opfer gefallen, wobei 90.000 Beschäftigte ihre Arbeit verloren haben.

Darüber hinaus fordern Bozens Kaufleute die Beibehaltung und die Aufwertung der bestehenden öffentlichen Grünflächen sowie die Beteiligung der lokalen Bevölkerung und Unternehmerschaft statt eines „Ausverkaufs der Heimat“. Denn: „So viel Einzelhandelsfläche einem ausländischen Immobilienfonds zu überlassen, ohne Möglichkeit der Beteiligung von einheimischen Unternehmen, führt zu Abhängigkeit und Verlust von Selbstbestimmung der städtischen Entwicklung“. Sprich: Auch wenn der direkte Hinweis auf das Alternativprojekt lokaler Unternehmer zu Benko fehlt, ist klar, dass die Unterstützung in diese Richtung geht. Immerhin haben Georg Oberrauch und Stefan Pan in dem letzthin präsentierten Projekt zu allen vier vorgebrachten Forderungen Antworten präsentiert.

Nun wollen die Kaufleute auch die KonsumentInnen der Landeshauptstadt in diese Richtung mobilisieren: Um ihnen die eigenen Argumente näher zu bringen, sei unter anderem eine Flugblattaktion in den Bozner Geschäften geplant.